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Im Hyperraum

Titel: Im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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Land, lauschten
Gerüchten und Neuigkeiten, suchten Worte der Hoffnung und des Friedens
in einem Gebiet, in dem diese Werte nichts mehr galten.
    Jael
blieb nichts anderes übrig, als Windrushs Antwort zu akzeptieren, dass
sie Highwing nicht erreichen konnte. Wenn irgendein Fesselzauber ihn im
Innern des Schwarzen Gipfels festhielt, gab es vermutlich keine
Möglichkeit, zu ihm vorzudringen – jedenfalls nicht in dieser Nacht.
Doch bei Anbruch des neuen Tages wollte sie abermals fragen. Das
morgendliche Licht brachte ihr vielleicht günstigere Auskünfte.
    Im
Augenblick wünschte sie sich, sie wüsste mehr über die Ereignisse, die
sich seit ihrem Besuch im Reich der Drachen zugetragen hatten.
Versonnen betrachtete sie den schlummernden Windrush; sie wagte es
nicht, ihn zu wecken, doch sie wollte ihm Fragen stellen, solange sie
noch Zeit dazu hatte. Wie viel länger konnten sie und ihre
Schiffskameraden noch in diesem Reich verweilen? Würden die Strömungen
des Flux für sie stillstehen, oder entfalteten die Ströme und Wirbel in
dieser eigenartigen Nische der Realität eine besondere Wirkung? Sie
wusste es nicht.
    Trotz ihrer Scheu vor diesem
schlafenden Giganten, pirschte sie sich auf Zehenspitzen nahe an seinen
Kopf heran und musterte neugierig die rotierenden, halb geschlossenen
Augen. Selbst im Schlaf schien das linke, meergrüne Auge sie zu
fixieren, derweil das facettierte Feuer, das im Innern des Augapfels
flackerte, in der Spalte zwischen den Lidern zu sehen war. Nach kurzem
Zögern trat sie noch dichter an das massige Haupt heran und starrte in
die wie lebendig wirkenden Lichter. Und ehe sie wusste, wie ihr
geschah, wurde sie abermals hineingesogen in einen Schacht ohne Boden …
    Was willst du denn jetzt schon wieder wissen?, fühlte sie eine besorgte Stimme in ihrem Kopf. Ihr eigener Geist antwortete: Alles … alles über deine Welt, über das, was hier geschehen ist … Als Antwort erhielt sie ein trauriges Lachen, während der Besitzer der
Stimme sein Bewusstsein für sie öffnete, jedenfalls einen Teil davon,
derweil ein anderer Teil seines Geistes damit beschäftigt war, nach
Wegen und Kräften zu suchen, die weit jenseits ihres Begriffsvermögens
lagen.
    Rings um sie her entfalteten sich Visionen, dann
fuhr die Stimme fort, als erzähle sie eine Geschichte, die lediglich
kurz unterbrochen worden war: … anfangs schien es keine Ursache zu
geben … Boshaftigkeit und wirre Leidenschaften verbreiteten sich unter
den Drachen, die einstmals friedlich zusammengelebt hatten. In unserer
Geschichte gab es immer Zeiten, in denen derlei Dinge geschahen, doch
unsere Erinnerungen daran sind sehr vage. Nur die Kristallwesen hüten
das Wissen und die Tradition, die Weibchen, die Draconae. Dann tauchten
Geschichten auf, in denen die Rede war von Fremden, die in unsere
Gefilde eindrangen – manche verjagte man, andere nahm man gefangen und
transformierte sie.
    Keiner schien die
Wahrheit zu kennen, und viele von uns glaubten diese Geschichten
einfach nicht; doch nach und nach wurden diese Anekdoten selbst zu
einem Quell des Ärgernisses und des Haders. Was waren das für Dämonen,
diese Rigger? Behandelte man sie am besten wie unerwünschte
Eindringlinge, die man töten oder versklaven durfte? Oder handelte es
sich bei ihnen bloß um harmlose Reisende? Waren sie gar die Vorboten
von Ereignissen, wie in den Worten der Prophezeiung beschrieben? Es gab
jede Menge Gerüchte, aber wie siebte man die Wahrheit heraus? Der
Streit gipfelte schließlich in Anschuldigungen gegen meinen Vater und
in einer Diskussion, wie man ihn für seine Taten bestrafen sollte.
    Sie
sah Szenen, in denen Drachen miteinander kämpften, sich um Höhlen und
geheime Zugänge stritten; man brach die magischen Siegel, die so
wundervolle Stätten wie Highwings Garten schützten. Nicht nur sein
Garten, sondern viele ähnliche Orte wurden zerstört. Es gab
eifersüchtiges Gerangel, Machtkämpfe, und vielen Drachen bedeutete der
Begriff Ehre nichts mehr. Sie erblickte Bilder von Drachen, die bei
Duellen ums Leben kamen. Ein gigantischer Berg verschwand. Jungdrachen
wurden aus den wenigen noch verbliebenen Horsten geraubt, an denen man
sie vor Feindseligkeiten geschützt wähnte. Die Brüder, die einstmals
zusammen mit Windrush von einem Ende des Reiches zum anderen geflogen
waren, zwangen ihn nun, sich zu verstecken, da sie ihm nach dem

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