Im Hyperraum
ein?
Näher â¦
Als
das Bild wuchs, erschien das Objekt wie etwas, das in einer Brise
flatterte, ein alter Beutel oder ein verwundetes Tier, das Mitleid
erregend um sein Leben kämpfte. Das Ding glich keinem Drachen, ganz
gewiss nicht Highwing. Und dennoch ⦠sie spürte ein Prickeln in ihrem
Geist, eine vertraute Präsenz.
Highwing!, flüsterte sie gequält.
Jael, du weiÃt nicht, ob es Highwing ist!, hörte sie Ar protestieren, oder war es ihre eigene innere Stimme, die
ihr abriet, etwas Aberwitziges zu tun? Doch sie verspürte keinen
Zweifel, sie wusste ganz einfach, dass ihr Freund da drauÃen war und in
der Sonne verbrannte. Sie hatte keine Ahnung, wie sich ein Drache aus
dem Flux im Normalraum, in dem âºReich der Stasisâ¹, physisch
manifestierte, doch sie musste ihn so schnell wie möglich in seine
eigenen Gefilde zurückbringen. Ar, bring uns näher heran!
Jael,
wir können ihm nicht helfen! Wir können nicht auf dem Asteroiden
landen, und so nahe an der Sonne können wir das Raumschiff nicht
verlassen!
Sie wusste, dass er konsterniert war, weil
sie das Unmögliche von ihm verlangte. Es war ihr einerlei; ob etwas
möglich oder unmöglich war, spielte für sie keine Rolle mehr. Wenn du es nicht tust, mache ich es! Noch während sie den Satz aussprach, merkte sie, dass Ar versuchte,
ihrer Forderung nachzukommen. Sie waren dicht an den Asteroiden
herangeflogen, aber durch dessen Rotation geriet das Objekt auf seiner
Oberfläche auÃer Sichtweite. Kannst du dich der Rotation anpassen?
Nur für eine Minute? Kannst du mich noch näher heranbringen, Ar. So
nah, dass ich ihn erreichen kann!
Ihr Freund gab
sein Bestes; er steuerte das Schiff geschickter, als sie selbst es
vermocht hätte, obwohl er unentwegt protestierte. Du wirst nichts bewirken, Jael! Begreifst du das nicht? Sie rückten nahe genug heran, um ein klares Bild zu bekommen, selbst in
dem fürchterlichen blutroten Glast der Sonne. Ar flog mit dem Schiff
Loopings, um die Bewegung des Felsbrockens zu kompensieren; und dann
erkannten sie, dass das sich bewegende Ding auf dem Asteroiden
tatsächlich ein Lebewesen war.
Ein sterbendes Lebewesen.
Highwing
starb. Selbst hier wirkte der Drachenzauber noch. Sie erinnerte sich an
ihren Vater, der als gebrochener Mann gestorben war ⦠und sie wusste,
dass sie ihn nicht mehr hasste. Sie empfand nur noch Mitleid mit ihm,
ihr Hass auf ihn war gänzlich verflogen.
Highwing hatte nur noch wenige Augenblicke zu leben â¦
Bei den heiligen Worten, wisperte Ar in ungläubigem Staunen.
Obwohl
die Kreatur auf dem Bild kaum mehr war als ein elendes Bündel aus Haut
und Knochen, besaà es jedoch noch einen Kopf, und an den Seiten hingen
schlaff faltige Flugmembranen herab. Der schmerzerfüllte Blick ging ins
Leere, suchte den Himmel ab, als wüsste das Geschöpf, dass etwas in
seiner Nähe war, ohne es indessen sehen zu können. Ich bin hier, Highwing!, rief Jael leise.
Jählings
drehte das Tier den Kopf, als hätte er die Stimme vernommen. Und sie
hätte schwören können, dass sie Highwings Warnung in ihrem Geist hörte,
der gequält ächzte: Du kannst nichts mehr für mich tun ⦠wenn du auch noch stirbst, nützt es niemandem! Dein Tod wäre umsonst! In einer gigantischen Welle, die durch das Netz schwappte und sie
erschütterte, spürte sie Highwings Qualen. Vor Schreck flatterte Ed
hysterisch mit den Flügeln.
Ihr Vater hatte sie
einstmals geliebt, hatte es ihr ermöglicht, dass sie jetzt hier sein
konnte. Das alles musste doch einen Sinn ergeben. Wenn sie Highwing
nicht zu retten vermochte, wenn sie ihm das Geschenk, das er ihr
gemacht hatte, nicht vergelten konnte â¦
Sie holte tief Luft, unterdrückte den Schrei, der ihr in der Kehle saà â und dann rief sie: Nur noch ein kleines bisschen näher heran, Ar!
Nein,
Jael ⦠das geht nicht ⦠die Schutzschilde sind überlastet! Wir müssen
in den Flux abtauchen â SOFORT! Hör ein einziges Mal auf mich, Jael!
Einhundert,
höchstens tausend Meter von ihr entfernt, sackte Highwing hilflos in
sich zusammen, als die Drehung des Asteroiden ihn wieder der
Höllenhitze der aufgeblähten Sonne aussetzte. Die Stimme, die sie
erreichte, war nur noch ein kaum wahrnehmbares Flüstern. Nein, Jael â¦
Ar, komm zu mir ins Netz und HILF MIR!, schrie sie. Ed, du musst mir auch helfen!
Wie
immer die
Weitere Kostenlose Bücher