Im Hyperraum
Antwort ihrer Kameraden lauten mochte, sie hörte sie nicht,
sie wusste nur, was sie zu tun hatte. Sie dehnte das Netz bis an seine
äuÃersten Grenzen aus, zog die gesamte Reserveenergie hinein â doch es
genügte nicht. In dem Moment, in dem sie spürte, dass Ar ins Netz
stieg, übernahm sie die Steuerkontrollen für den Normalraum. Mithilfe
der Manövriertriebwerke verzerrte sie den Raum und lieà das Schiff auf
die Oberfläche des Asteroiden sacken â in einem Kamikazeflug stieà die Seneca in Richtung des Felsbrockens vor, auf dem Highwing seinen Tod
erwartete. Tränen brannten in ihren Augen, als sie dachte: Das alles
soll nicht umsonst gewesen sein! Es darf nicht umsonst gewesen sein!
Jael, nein!, schrie Ar, als er begriff, was sie vorhatte.
Mach uns bereit zum Abtauchen in den Flux!, befahl sie mit kalter, wütender Stimme. Auf mein Kommando!
Ed
musste ihre Absicht erahnt haben, denn er flatterte in den vorderen
Teil des Netzes, dehnte es aus ⦠Jaels Arme wurden länger, und sie
griff nach Highwing ⦠derweil der in der Sonnenglut schmorende
Felsblock sich hob, zur Seite kippte und auf Kollisionskurs ging â¦
Highwing!, schrie sie. Sie fühlte, wie das Netz über ihn und über den
Gesteinsbrocken hinwegstreifte; rasch formte sie das Netz so, dass es
den Drachen umhüllte, und den Asteroiden drauÃen lieÃ. Dann brüllte
sie: JETZT, AR â JETZT!
Ars Kräfte verbanden
sich im Netz mit den ihren, und unter dem ächzenden Protest des
überlasteten Fluxkerns erreichten sie den Flux und zogen das Schiff
nach unten â¦
Wie eine massive Wand ragte der Asteroid vor ihnen auf, und mit Schlagseite rasten sie immer noch auf ihn zu â¦
⦠dann flimmerte er und wurde transparent â¦
⦠und die in einem schaurigen Feuer brennende Sonne wurde transparent â¦
⦠bis beide verschwanden, und die Wolken des Flux an ihre Stelle traten.
Unter
Highwings Gewicht löste sich das Netz beinahe auf, doch irgendwie hielt
es bis zum Schluss. Während sich das Universum rings um sie her
verwandelte, sanken sie tiefer hinab in den Ozean des Flux, passierten
die unterschiedlichen Schichten, und allmählich ging auch mit dem
Wesen, das sie bei sich trugen, eine Veränderung vor.
Highwing
war nicht länger ein dürres Gerippe, er wuchs sich zu seiner früheren,
wuchtigen Gestalt aus. Dann war er wieder ganz Drache und versuchte,
die Schwingen zu spreizen. Highwing!, rief sie, während ihr
Herz vor Furcht und Freude klopfte. Noch rang Highwing mit dem Tod,
noch befand er sich in Agonie. Und das Netz, welches ihn hielt, stand
kurz vor dem ZerreiÃen.
Jael, gib ihn frei, drängte Ar; seine ruhige Stimme hallte in ihrem Kopf nach, er gab ein Kommando, das sie nicht ignorieren durfte. Sofort, Jael â andernfalls verlieren wir das Netz für immer.
Ja â¦, flüsterte sie. Sie zwang sich dazu, den Griff zu lockern und den Drachen loszulassen.
Er
sackte nach unten, ehe sie etwas für ihn tun konnte. Ar hatte bereits
das Netz eingeholt und den Abzug der Schiffsenergie verringert. Sie
wusste, dass er richtig handelte â um ein Haar hätten sie den Fluxkern
verloren, und das hätte ihr sicheres Ende bedeutet â dennoch schrie sie
auf, als sie sah, wie Highwing durch die Luft taumelte. Sie rief ihm
etwas zu und spürte matt, dass er sie hörte.
Jael â¦, die leise Stimme wurde beinahe vom Brausen des Windes übertönt. Einen
Moment lang klang sie wie die Stimme ihres Vaters. Doch es war
Highwing, der ihren Namen seufzte.
Drunten erkannte sie
Gebirgszüge; in rasender Geschwindigkeit stürzten sie aus groÃer Höhe
hinab, durch einen Himmel, der von Querwinden gepeitscht wurde. Sie sah
einen riesigen Berg, der der Schwarze Gipfel hätte sein können, und sie
fragte sich, ob sich die Drachen immer noch dort versammelten.
Plötzlich kreischte Ed: Grrachen in der Nähe! Flieg, Highwing â CAW! â Fliegen musst da!
Doch
Highwing stürzte nach unten, er flog nicht. Abermals strengte er sich
an, im pfeifenden Windzug die Schwingen zu entfalten. Ein Flügel
öffnete sich ein wenig, dann spreizte sich der andere ab; doch dann
ging der freie Fall unkontrolliert weiter. Seine Kräfte waren
erschöpft. Er stürzte in den Tod. Jael verwandelte das Netz in einen
Gleiter mit Deltaflügeln, und sie tauchten dem Drachen hinterher. Highwing, bitte, du musst dich
Weitere Kostenlose Bücher