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Im Hyperraum

Titel: Im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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kratzte sie eine Rinne
in das Kontinuum; durch diese Furche presste sie das Schiff in einer
gewundenen Bahn nach oben, heraus aus dem Flux.

Kapitel 27
    D AS R EICH DER S TASIS
    F AST TAUCHTEN SIE IM K ERN EINER aufgedunsenen roten Sonne auf. Wie ein Gigant dräute der Stern vor
ihnen, den halben Himmel mit seiner karmesinroten Photosphäre
ausfüllend. Scheinbar schwarze Flecken und Punkte schwammen über das
massige Gesicht des Sterns, das in dem sensorischen Netz als blaugraues
Abbild schimmerte. Dieser rote Riese strahlte eine ungeheure Hitze ab,
die die Schutzschilde der Seneca zu durchdringen drohte.
    Jael, was tust du da?, brüllte Ar. Bring uns hier raus! Er rekalibrierte bereits den Fluxkern, um die Rückkehr in den Flux vorzubereiten.
    Nein, Ar! Er muss hier irgendwo sein! Sie haben ihn aus dem Flux herausgeworfen, hinein in unseren Weltraum!
    Vor Verblüffung verschlug es Ar die Sprache. Jael, es ist zu spät!, schrie er, als er sich wieder gefangen hatte. Wir können nichts mehr für ihn tun!
    Jael arbeitete fieberhaft, um durch das Netz die Schiffskontrollen für den Normalraum zu aktivieren. Das wissen wir nicht! Ar, hilf mir! Wir müssen nach ihm scannen! Sie schaltete sämtliche Sensoren zur Peilung des Normalraums ein und gab den Befehl, nach einem Objekt zu suchen.
    Yawww! Erregt flatterte der Papagei durch das Netz. Finde ihn! Finde ihn!
    Jawohl – hilf uns! Jael kämpfte mit den Kontrollen. Es war schwer, aus dem Rigger-Netz heraus das Schiff durch den Normalraum zu steuern. Ar – kannst du aus dem Netz aussteigen und das Schiff von der Brücke her kontrollieren?
    Das Gesicht des Clendornaners tauchte vor ihr auf. Also
gut, Jael – aber ich gebe dir nicht viel Zeit. Wir sind viel zu dicht
an einem roten Stern, und das Schiff wird der Strahlung nicht lange
standhalten. Ich habe nicht vor, uns alle umzubringen!
    Tu es einfach! Er muss ganz in der Nähe sein! Wir haben den Flux fast gleichzeitig mit ihm verlassen.
    Ars
Antlitz verschwand, und im nächsten Augenblick spürte sie, wie ihr die
Steuerkontrollen für den Normalraum entglitten. Sie wartete, zappelig
vor Nervosität, weil ihr die plötzlich eintretende Stille viel zu lange
andauerte. Sie zitterte vor Angst, und unter der fürchterlichen
Anspannung löste sich etwas aus ihrem Unterbewusstsein.
    Der
Weltraum selbst schien zu erbeben, als ein Gesicht emporstieg und vor
ihr schwebte, in derselben Weise, wie Mogurn ihr im Flux erschienen
war, nachdem sie ihn getötet hatte. Sie keuchte und bemühte sich, nicht
zu schreien. Es war das Gesicht ihres Vaters, und sie erkannte die
Erinnerung. Sie sah ihren Vater in seinem letzten, qualvollen Jahr, in
dem er unentwegt davon gebrabbelt hatte, sie sollte ihre Dämonen
bezwingen. Ihr Vater hatte nie Frieden mit sich selbst geschlossen,
sich nie sein eigenes Versagen verziehen. Dennoch verfolgte er sie bis
hierher mit seinem dementen Geplapper. Aber sie musste sich trotz allem
eingestehen, dass sie ohne ihren Vater jetzt nicht hier wäre, an diesem
Ort …
    Das Gesicht löste sich auf, als Ars Stimme im Netz widerhallte: Es
ist unglaublich, Jael – aber in der Nähe fliegt ein kleiner Asteroid.
Sein Orbit trägt ihn hinein in die Photosphäre der Sonne.
    Ihr Herz setzte einen Takt aus. Kannst du erkennen, ob sich auf diesem Asteroiden irgendetwas befindet?
    Check läuft. Es ist sehr schwer, ein Bild zu erfassen …
    Mit wild hämmerndem Herzen wartete Jael auf seinen Bericht. Dann hörte sie: Es
ist etwas darauf. Kann es aber nicht identifizieren. Wir müssen unseren
Orbit annähern, aber das Schiff lässt sich kaum manövrieren.
    Tue es!, schrie sie. Verschwende keine Zeit mit Reden!
    Sie
empfand ein Rütteln, und sie wusste, dass Ar die Manövriertriebwerke
aktiviert hatte. Aus dem Netz heraus ortete sie den Asteroiden, der
beinahe vom wilden Glast der Sonne verschluckt wurde. Sie mobilisierte
all ihre Kräfte …
    Und dann sah sie etwas auf der
Oberfläche des Asteroiden. Indem sie sich dem Gesteinsbrocken näherten,
schien der Asteroid anzuschwellen – ein pockennarbiger, atmosphäreloser
Fels, der in der Hitze der Sonne schmorte …
    Näher … dichter …
    Siehst du es auch, Jael? Wir müssen es identifizieren und dann nichts wie weg von hier!
    Sie strengte die Augen an und erkannte, dass sich das Objekt auf dem Asteroiden … bewegte. Oder bildete sie es sich nur

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