Im Hyperraum
Unvermittelt, zu Panglors nicht geringer Verblüffung, kam sie zu ihm, schlang ihm einen Arm um den Hals und küsste ihn auf den Mund. Dann sprang sie zurück und grinste ihn an.
Panglor gab ein Knurren von sich, er fühlte sich benommen. Sein Verstand vernebelte sich, klärte sich wieder und trübte sich erneut ein. Warum hatte sie das getan? Wieso grinste sie so komisch? Und weshalb tänzelte LePiep wie aufgedreht über die Küchentheke, fröhlich pfeifend und glückliche Emotionen aussendend? Was, zum Teufel, ging hier vor? Er spürte, wie sein Gesicht rot anlief.
»Pangly«, säuselte Alo. »Lass uns nach draußen gehen und nachschauen, wie tief die Sonne steht. Gestern Abend beobachtete ich einen herrlichen Sonnenuntergang.«
Er glotzte sie an, als sähe er sie zum ersten Mal und klappte den Mund auf. Ehe er ein Wort herausbrachte, flitzte Alo schon zur Luftschleuse. Also räusperte er sich und ging ihr hinterher. LePiep kreischte wie wild; er machte kehrt und nahm sie auf den Arm. Zusammen mit Alo verließ er das Schiff.
Die Sonne schien gerade über dem Horizont aufzugehen. »Mist!«, schimpfte Alo. Als blassgelbe Scheibe schob sich die Sonne in einen pechschwarzen, mit Sternen gesprenkelten Himmel. »He, sieh dir das mal an«, rief Alo und zeigte auf das Plateau. Die Ödnis hatte sich in eine sanft gewellte Grassteppe verwandelt, die sich in die Ferne erstreckte, so weit das Auge reichte. Panglor drehte sich um und blickte auf die andere Seite, wo sich das zerklüftete, verkarstete Terrain befunden hatte. Auch dort war Leben aus dem Boden geschossen; Gräser, Sträucher, vereinzelte kleine Bäumchen hatten den Charakter der Landschaft völlig verwandelt. Die Luft war übersättigt mit dem Duft nach Chlorophyll.
Panglor holte tief Luft, stand eine Minute lang schweigend da und labte sich an dem Anblick. Dann wandte er sich wieder dem Plateau zu. »Ach du meine Güte!«, entfuhr es ihm. »Das darf doch nicht wahr sein.«
Einen halben Kilometer von ihnen entfernt materialisierte sich auf der Ebene ein silbernes Raumschiff, wie ein Geisterschiff, das aus dem Nebel auftaucht. Es war die Deerfield.
Kapitel 9
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»M MM «, MACHTE A LO UND RÜCKTE näher an ihn heran. »Das sind sie, nicht wahr? Die werden ganz schön fuchtig sein.«
»Mehr als fuchtig, denke ich«, erwiderte er, beschattete die Augen und spähte zum Schiff hin. Die Deerfield lag auf der Seite, ein gigantischer silberner Zylinder, der in der Sonne glänzte. Ein dunkler Fleck erschien, als eine Luke aufging und ein Mann heraustrat. Er zog sich wieder zurück, und kurz danach kletterten ein halbes Dutzend Männer ins Freie. Aufgeregt wuselten sie herum, und ein paar von ihnen zeigten mit dem Finger auf die Fighting Cur.
»Außerdem glaube ich«, fuhr Panglor fort, »dass sie in ungefähr zwei Minuten hier sein werden, und ein Zusammentreffen sollten wir lieber nicht riskieren.« Er sah Alo an und rechnete damit, dass sie Furcht zeigte. Aber sie setzte nur eine entschlossene Miene auf und nickte.
»Wir müssen Zeit herausschinden, bis wir uns einen Vorteil verschaffen können«, meinte sie. »Warte einen Moment.« Sie stürmte ins Schiff zurück. Eine Minute später kam sie mit einer Tragetasche zurück. »Proviant«, erklärte sie schwer atmend. »Falls wir Hunger kriegen.«
Panglor sah sie beifällig an. Dann rannten sie die Rampe hinunter und hinein in das Labyrinth aus Felsen.
»Nicht – so – schnell!«, japste er, nachdem sie ein Stück gerannt waren.
Sie verringerte das Tempo, damit er Atem schöpfen konnte. »Mir scheint, sie haben Probleme, uns zu verfolgen«, sagte sie und griff nach seiner Hand. Für ihn war das ein sonderbares Gefühl, und offenbar merkte sie es ihm an, denn sie ließ seine Hand los und hakte ihre Finger in eine Werkzeugschlaufe seines Hemdes. »Damit wir uns nicht verlieren«, erklärte sie fröhlich.
Das Grünzeug, das den gewundenen Pfad überwucherte, nahm der Situation ein wenig die Schärfe. Es war kaum vorstellbar, dass Männer, die auf Mord oder Gewalt aus waren, diesen Weg einschlagen würden. Panglor glaubte allen Ernstes, dass sie sich in Sicherheit befanden, so lange sie in Bewegung blieben. Allerdings hegte er große Zweifel bezüglich des Zieles, das sie ansteuerten. Wenn sie sich in gerader Linie vom Schiff wegbewegten, konnte es sein, dass sie am Ende wieder bei der Cur landen würden. Aber noch sah das vor ihnen liegende Gelände tief zerklüftet und wüst aus. Vielleicht sollte er
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