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Im Hyperraum

Titel: Im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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endgültigen Rückkehr zum Schiff. Als sie die Ou-Ralot sah, hatte sie sich am Nebelteich aufgehalten.
    Panglor dachte an die Gelegenheiten, bei denen er LePiep um ein Haar begegnet wäre; wie viele Male hatte er sie aus der Ferne beobachtet, gespürt, wie sie aus ihm nicht erkenntlichen Gründen Freude oder Verzweiflung ausstrahlte, bis er sie schließlich auf der Steinpflanze liegen sah, völlig apathisch vor Kummer. LePiep hatte ihn erst entdeckt, als er sich ihr in einem bestimmten Blickwinkel präsentierte.
    Eigentümliche Bilder. Aber einige von ihnen fügten sich zusammen, wenn man ein paar Verzerrungen der Realität einkalkulierte. Fast vermochte er eine Art von Logik herauszulesen. »Ich denke, ich weiß, womit wir es hier zu tun haben.« Er hob LePiep an, um ihr direkt in die Augen schauen zu können. Die Ou-Ralot summte freundlich. Sie vermittelte ihm Zuversicht; sie schaffte es beinahe, dass er sich für Alo erwärmte.
    »Natürlich«, spottete Alo. »Alles ist glasklar.«
    »Es ist tatsächlich klar, was hier passiert«, entgegnete er. Er setzte die Ou-Ralot wieder ab und sah Alo nachdenklich an. »Wir haben es hier mit einer Art System aus Trugbildern zu tun. Optische Täuschungen. Du blickst aus einer Richtung, und ich aus einer anderen – und wir nehmen nicht dasselbe wahr. Ich sehe dich, wie du an irgendeinem See oder Ozean stehst. Du behauptest, du seist zu der Zeit an einem anderen Ort gewesen, auf jeden Fall sahst du nie ein größeres Gewässer, sondern lediglich den Nebelteich. LePiep geht verloren, sucht nach mir, läuft dicht an mir vorbei und macht einen überglücklichen Eindruck. Das Schiff – das Schiff, verdammt noch mal, verschwindet, wenn wir ihm den Rücken zukehren.«
    »Moment mal …«
    »Was ist – kannst du das nicht verstehen?«, unterbrach er sie irritiert. »Genauso ist es, es muss einfach so sein. Irgendetwas verzerrt hier die Zeit und den Raum – man könnte es vielleicht mit einer permanenten Fata Morgana vergleichen, nur wird nicht ausschließlich das Licht gekrümmt, sondern die gesamte Realität.« Er schloss die Augen und stellte sich ein gewaltiges komplexes System aus Refraktionen und Schlingen innerhalb der Realität vor. Möglicherweise war die Struktur des Raums selbst geknickt und verschachtelt. Ein ungeheuerlicher Gedanke – aber warum sollte es nicht so sein? Wenn von Menschen konstruierte Foreshorteninggeneratoren den Raum in eine einzige Dimension pressen konnten, waren Naturkräfte vielleicht dazu imstande, noch merkwürdigere und kompliziertere Effekte zu erzeugen.
    »Pangly, ob wir halluzinieren …«
    »Nee!«, wehrte er kopfschüttelnd ab. Er wusste, dass er die Bilder, die er ihr beschrieb, tatsächlich mit eigenen Augen gesehen hatte. Außerdem …
    Ihm fiel etwas ein, und er tastete in seiner Tasche herum. Seine Finger stießen auf einen kleinen Gegenstand aus Metall; er fischte ihn heraus und zeigte ihn Alo. Gespannt sah sie ihn an. »Das gehört zu einem Ventil aus einem Raumschiff«, erklärte er ihr. »Ich hob es vom Boden auf, unweit der Stelle, wo ich unsere Kaffeemaschine entdeckte.«
    Mit skeptischer Miene untersuchte Alo das Teil, prüfte es von allen Seiten. Dann sprang sie auf die Füße, ging ins Cockpit und kam mit einem funkelnden, violetten Kristall von der Größe einer Orange zurück. »Das hier habe ich von einem Busch gepflückt«, erzählte sie. »Es war also keine Luftspiegelung.«
    Panglor inspizierte den Kristall und dachte nach. »Du hast Recht, Luftspiegelungen erklären nicht sämtliche Phänomene, denen wir hier begegnen«, räumte er ein. »Aber wenn es hier etwas Stoffliches, etwas aus fester Materie gibt – wie diesen Kristall und wie uns – dann wird alles auf bestimmte Weise manipuliert …«
    Er brach ab und kratzte sich am Kopf. »Okay. Sieh mal. Es besteht kein Grund, in Panik zu geraten. Wir sind lediglich an einem Ort gelandet, an dem die Gesetze der Physik aufgehoben sind, jedenfalls die Gesetze, die wir kennen.«
    »Du meinst, die Naturgesetze gelten hier nicht?«
    »Na ja, anscheinend sind sie außer Kraft gesetzt. Erinnerst du dich noch an unsere Landung? Und hast du dir die Sonne angesehen?«
    »Hah! Rot mit gelben Streifen«, erwiderte Alo. »Richtig hübsch.«
    Im ersten Moment erschrak Panglor, denn eine gestreifte Sonne hatte er nicht gesehen, dann zuckte er die Achseln. »Richtig. Und jetzt stellt sich uns die Frage, ob wir diesen Ort wieder verlassen können.«
    »Mmmm«, murmelte Alo versonnen.

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