Im Informationszeitalter
tatsächlich untersuchenswerten Rätsel und Geheimnisse wäre sowohl auf der Erde wie auch im All riesig groß, aber sie reizen weder Produzenten noch Drehbuchautoren, weil die Leute sich angeblich nur fliegende Untertassen und verbrecherische Außerirdische wünschen. Weil der Markt den Filmemachern die Vorgehensweise diktiert und auf dem Markt die Kasse Königin ist, werden der Bandbreite des Vorstellungsvermögens der Drehbuchautoren enge Grenzen gesetzt. Alle arbeiten mit dem Blick auf die Kasse und nicht auf den Verstand oder wenigstens auf die unschuldige Märchenmythologie. Das Fernsehen selbst ist zu einem unglaublichen Hai geworden, der ehrwürdige Legenden und Märchen verarbeitet und sie, durch die Vereinfachungszentrifuge geschleudert, in die Umlaufbahnen der Satelliten schickt, die uns damit aus dem Weltall bombardieren. Ich bin der Meinung, dass
die schwachen Protestrufe aus dem Munde der wenigen Psychosoziologen nichts bewirken werden. Die Trends der nichtcodierten Sexualisierung hingegen, die mindestens auf Andeutungen mit lüsternem Beigeschmack gründen, besudeln bereits jede Art der Werbung. Die offizielle Losung lautet zwar noch nicht: “Das Fernsehen spornt zum
Verbrechen und Unzucht an”, aber wir bewegen uns mit zunehmender Geschwindigkeit in diese Richtung.
Überdies liefern die Informationszentralen, die von den Fortschritten der Wissenschaft abhängig und auf dem Markt über die teilweise populärwissenschaftlichen Zeitschriften wie “Science er Vie”, “Scientific American”, “Discover”, “American Scientist” oder “Astronomy” zugänglich sind, Daten, an die man schon deswegen als Leser nicht mit naiver Kritiklosigkeit glauben soll, weil das, was da angeboten wird, oft einen typischen Sensationsbeigeschmack hat, damit es “besser schmeckt”. Man kann auf den Seiten dieser Zeitschriften Ideen, Projekte und Hoffnungen oder einfach unter dem Einfluss der Trends der vorübergehenden Modeerscheinung erfundene Phänomene - z.B. den Quantencomputer, der in der “Zeitlosigkeit” arbeitet - begegnen, die ausschließlich in irgendeinem mehr oder weniger fachkundigen Kopf existieren. Hypothesen, die sich seriösen Ergebnissen dieses oder jenes Zweigs der Wissenschaft widersetzen und nicht auf experimentellem Material gründen, sondern aus den Fingern gesaugt oder aus der Luft gegriffen sind, lassen sich in diesen Zeitschriften und mehr und mehr auch im Internet an ihren Quellen finden. Natürlich muss es neue Hypothesen geben, die fest verankerte wissenschaftliche Ansichten anfechten sollen, aber sie müssen nicht in der Aureole des farbenprächtigen und vermessenen Reklamerummels auftreten, der die experimentellen Sicherheiten durch die Vision der sich wie ein Zauber nähernden Ära der “Postcomputer-Selbsterfüllungen” ersetzt. Vor allem die Ideen, die in Richtung Militäranwendungen gehen, kosmische Gefahren für unseren Planeten, Prophezeiungen, die eine Herrschaft der Roboter vorhersagen, werden uns in die Augen und in die Köpfe wie das Futter gedrückt, das in die armen Gänse hineingestopft wird - diesen, damit ihre Leber pathologisch verfettet wird, und uns, damit wir es anschauen, kaufen, lesen und glauben. Die Zeitschriften nenne ich selbstverständlich schon gar nicht, die ein besonders fragwürdiges Verhältnis zur Wahrheit haben. Dagegen ist immer noch “Priroda”, die Monatsschrift der russischen Akademie der Wissenschaften, beachtenswert. Trotz des fatalen Rückgangs der Auflage, die von 80.000 während der UdSSR-Zeit bis auf jetzt 1.000 gefallen ist, die sich die Russen leisten können, ist das Niveau der zur Veröffentlichung zugelassenen Publikationen praktisch nicht gesunken. In der “Priroda” wird sogar die finstere Geschichte der russischen Wissenschaftler und der Wissenschaft in der stalinistischen Ära entblößt, da es mittlerweile erlaubt ist.
Es gibt also immer mehr Information, während gleichzeitig der Trend immer stärker wird, die Feststellungen der exakten Wissenschaften (der Physik, Kosmogonie, Kosmologie) anzugreifen und anzufechten. Wenn es gelingt, ein paar Mäuse, Schafe oder Kälber zu klonen, erscheint auch gleich - ich rüge nicht, sondern berichte - eine selbstsichere Erklärung, dass man bald Menschen und Transplantationsorgane, also “Ersatzteile”, die zur Verbesserung dienen, auf den medizinischen Markt bringen wird. In Mode ist auch das Geschwätz über die an unser Gehirn angeschlossenen “Chips”, die aus
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