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Im Informationszeitalter

Im Informationszeitalter

Titel: Im Informationszeitalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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erlebt Lem den “Polnischen Oktober” mit; er zieht Diskussionen über die Probleme des polnischen “Sozrealismus” nach sich (der in Polen zugegebenermaßen nie so streng durchgesetzt wurde wie in anderen sozialistischen Ländern jener Zeit). Die Konsequenzen für das Werk Lems sind unübersehbar: in den “  Astronauten ” ist der Glaube an den unbegrenzten menschlichen Verstand (und die kommunistische Idee) ehrlich, sogar fast naiv und nicht versetzt mit Ironie. Das Jahr 1956 und die ihm folgende Ernüchterung inspirieren Lem zu einer “reiferen”, differenzierteren Art der Darstellung. Im gleichen Jahr verfaßt er die “ Dialoge “, in denen er sich mit den Möglichkeiten der Kybernetik auseinandersetzt. Einen besonderen Akzent legt er dabei auf die Übertragbarkeit menschlichen Bewußtseins auf
    Maschinen, beziehungsweise auf das artifizielle Bewußtsein überhaupt.
    Bis 1956/57 ist es in Polen fast unmöglich, Bücher aus dem westlichen Ausland zu erwerben, so daß Lem bis dahin kaum Vergleiche zu ausländischer SF ziehen kann. Die polnische SF-Tradition selbst ist wenig ausgeprägt, man kann Lem somit beinahe als Autodidakten betrachten. Zur gleichen Zeit erlebt allerdings die sowjetische “Wissenschaftliche Fan-tastik” eine Blüte, an der Lem sich sicherlich orientiert hat (vgl. 2. 3.).
    Die anschließende Zeit zwischen 1956 und 1968, Lems “zweite Phase”, ist mit neunzehn Projekten besonders produktiv; in dieser Periode entstehen viele der Fabeln aus “ Kyberiade ” und die “ Summa technologiae ” (1964).
    Der Erfolg im Ausland zeigt sich zunächst bei den russischen Lesern. Im Vergleich zur sowjetischen Literatur sind die Übersetzungen der Werke Lems weitgehend unzensiert, obwohl sie ein kritisches Potential enthalten (so die allgemeine Tyranneikritik in den “ Kyberiaden “). In dieser zweiten Schaffensphase entstehen auch die großen Erfolgsromane wie “  Solaris ” (1961) und “ Der Unbesiegbare ”    (1964). Die
    Auseinandersetzung mit der Gattung SF ist in dieser Zeit am deutlichsten, während er sich in der folgenden “dritten Phase” enttäuscht von ihr zu distanzieren versucht (ohne sich allerdings lösen zu können).
    In der “dritten Phase” (die Phaseneinteilung dient nur der Übersichtlichkeit) ab 1968 versucht Lem verstärkt, die Grenzen der Gattung hinter sich zu lassen, zum Beispiel durch Rezensionen fiktiver Bücher, fiktiver Lexikoneinträge oder Einleitungen zu nichtexistenten Werken (“Die vollkommene Leere “  1971; “Imaginäre Größen” 1973).
    Mit ihr einher geht aber auch eine Krise im Schaffen Lems. Er beginnt, seine Unzufriedenheit mit seinem bisherigen Werk, aber auch dem anderer SF-Autoren zu formulieren. Es entstehen theoretische Werke, an denen Lem, wie er im Nachwort der “ Dialoge ” feststellt, weit mehr liegt, als an seinem fiktionalen Werk.
    Bezogen auf die Darstellung von “Welten” läßt sich ein Tryptichon in den belletristischen Werken feststellen: es gibt Werke, die sich direkt auf die Zukunft des Menschen beziehen (“Der Futurologische Kongreß “), Werke, in denen Menschen mit fremden Kulturen zusammentreffen (vor allem die “ Sterntagebücher “, in denen der Pilot Pirx Abenteurer im Weltraum und in den verschiedensten Kulturen erlebt und schließlich Werke, in denen die fremde Kultur im Vordergrund steht (z.B. “ Eden “; in “ Kyberiade ” wird ebenfalls eine fast menschenlose Kultur beschrieben).
    Parallel zu seinen Experimenten innerhalb der Gattung entwickelte Lem in verschiedenen theoretischen Werken seine eigene Metatheorie zur SF. Diese Werke beziehen sich allerdings nicht nur auf diesen Bereich:
    >    In “ Summa technologiae ”    (1964) faßt Lem
    Ergebnisse bereits bestehender futurologischer Konzeptionen zusammen und entwickelt eigene Varianten durch die Auswertung der Invarianten einer zukünftigen Welt
    >    In der “ Philosophie des Zufalls ” (1968) versucht er, eine empirisch begründete Theorie des literarischen Werkes zu formulieren. Im Vordergrund steht dabei eine Analyse des Begriffes “Kultur”.
    >    In “ Phantastik und Futurologie ” (1970) äußert Lem seine Enttäuschung sowohl über die belletristische, als auch die sich als Wissenschaft ausgebende Literatur, weil beide nicht auf den “tatsächlichen Verlauf der Dinge” hinweisen. Lem fordert, daß die Literatur ihre
    Verbindung mit der Wissenschaft pflegt und damit Verantwortung über die Auseinandersetzung

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