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Im Informationszeitalter

Im Informationszeitalter

Titel: Im Informationszeitalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Vordergrund stehen. Vereinfachend kann man sagen: SF bemüht sich um die Plausibilität des Erklärbaren, Phantastik bemüht sich um die Plausibilität des Nicht-Erklärbaren (vgl. Kurtz 1992, S. 87).
    In der neueren SF sowie in der Utopie wird die Perspektive häufig auf einen (kosmo-) politischsoziologischen Rahmen gelenkt und die auftretenden Phänomene werden (pseudo-) wissenschaftlich erklärt. Die Betonung liegt auf dem rationalen Element 26 : Tote entsteigen nicht wie in der Phantastik dem Grab, sondern werden wie im “Futurologischen Kongreß ” aus einem Kälteschlaf erweckt. Es gibt allerdings immer wieder Beispiele in der SF, wo Horrorelemente eingeführt werden, die sich nicht ganz durch die Ratio auflösen lassen. 27 Letztlich ist es seit Verne und Wells das Verfahren der SF, “Unglaubliches plausibel zu erklären” (Hienger 1972, S. 16), obwohl dadurch aus einer Erzählung noch kein SF wird.
    Die Begriffe SF, Utopie und Phantastik sind zu unterschiedlichen Zeiten entstanden und hatten zunächst jeweils einen relativ klaren und eng begrenzten Bezugskontext. Schließlich wurden sie aber im Spiel mit der Gattung immer mehr “entgrenzt”, so daß die Unterscheidung in manchen Grenzfällen schwer ist.
    Bei der Gattung SF ist es ebenso schwer, eine Abgrenzung nach “außen”, gegen verwandte Gattungen vorzunehmen, als eine klare innere Einteilung zu finden. Neben der chronologischen gibt es auch unterschiedliche regionale Entwicklungen, die im folgenden nur grob und bezogen auf diese Arbeit entwickelt werden können (zum Beispiel das Verhältnis von “Wissenschaftlicher Fantastik” und SF der europäischen und amerikanischen Stilrichtung).
    Das Kapitel über “Fiktive Geschichte” steht an sich außerhalb des gesteckten Rahmens; auf keinen Fall läßt sich beispielsweise “Fiktive Geschichte” unter eine phantastische Literaturgattung einordnen, denn dieser Begriff beschreibt einen sich entwickelnden Zweig der historischen Wissenschaften. Durch die literarische Bearbeitung einer solchen Thematik beispielsweise durch Carl Amery kann dieser Zweig für die Belletristik vereinnahmt und der Trias von Spiel, Zeit und Kunst als wissenschaftliche Fiktion mit eigenem Charakter zugeordnet werden.
    Die Wurzeln der SF sind schwer zu fixieren; Hugo Gernsback gilt als offizieller “Erfinder” des Begriffes 33 ; seine Definition lautet: “By ‘scientification’ I mean the Jules Verne, H. G. Wells and Edgar Allan Poe type of story - a charming romance intermingled with scientific fact and prophetic vision.” 28  Eigentümlich ist die Erwähnung Poes in dieser Reihung, der nach der damaligen als auch der heutigen Begrifflichkeit eher dem Horror oder den “Weird Tales”, der Phantastik zuzurechnen ist. Lange Zeit war SF besonders in den USA tatsächlich eine vorwiegend kommerzielle Gattung, in der sich Grenzen zu den “Weird Tales” oder zur Fantasy leicht verwischten.
    “Die Frage aller Fragen lautet: Und wenn auch die SF als ‘pulp’ im Rinnstein geboren ist und vom Kitsch sich jahrelang ernährte, warum vermag sie nicht, sich von ihm endgültig loszureißen?” (Lem 1987, S. 44) Lem irrt in diesem Punkt: die Wurzeln der SF liegen nicht im “Pulp”; angefangen mit Verne und Wells gab es lange vor ihm “literatisierte Formen” 29 . Dennoch ist seine These vom “Eisernen Vorhang”, der sich in den 1920er Jahren zwischen die “mainstream”- Literatur und die SF, den Wildwestroman usw. legte, durchaus zutreffend.
    “Mit Science Fiction … wird häufig das gleichnamige Subgenre der Trivialliteratur bezeichnet.” (Gottwald 1990, S. 15) Gottwald bemüht sich wie bereits erwähnt in ihrer Arbeit um eine Differenzierung zwischen “ SF als Literatur” und “SF als Trivialliteratur” Dabei stellt sie als Problem der Unterscheidung die Heterogenität des Genres heraus; so “verwandelt” Lem in “ Kyberiade ” Fabeln mittels der Verwendung typischer SF-Motive (Roboter, Raumfahrt) in das andere Genre. Nach Gottwald gibt es zwei Möglichkeiten, die Gattung zu umgrenzen:
    1. in einer weiten Fassung, die viele Werke miteinbezieht, aber dafür auch wenig Trennschärfe besitzt (vgl. auch 2.1.1.) und
    2. in einer Definiton von notwendigen und hinreichenden Bedingungen für SF als Literatur, ohne dabei Grenzen fest zu umreißen (vgl. 2.1.2.).
    Dabei definiert sie für “SF als Literatur” folgende Kriterien als notwendig:    einen differenzierten
    Sprachgebrauch, eine Appellation an die

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