Im Informationszeitalter
als Politik. Die ökologische Chance des Menschen ” (1976) vollends in den Mittelpunkt.
Zwischen diesen beiden theoretischen Veröffentlichungen liegen die für diese Arbeit ausgewählten Romane “ Das Königsprojekt ” (1974) und “ Der Untergang der Stadt Passau ” (1975), eine Weltkatastrophenerzählung des SF-Genres 13 . Vier Jahre später erscheint der Alternativwelt-Roman Mn den Feuern der Leyermark ” (1979).
1974 tritt Amery aus der SPD aus, da sie ihm zu “industriefreundlich” erscheint. Im gleichen Jahr übernimmt Amery zunächst den Landesvorsitz des Verbandes deutscher Schriftsteller (jetzt VS) und 1976/77 den Bundesvorsitz. Zusätzlich arbeitet er im “Komitee gegen Atomrüstung” und in der “E. F. Schumacher-Gesellschaft für politische Ökologie” und ist Gründungsmitglied der Grünen.
Nach 1980 verfaßt Amery noch einige kurze SF-Erzählungen (“ Im Namen Allahs des Allbarmherzigen” 1981 und “ Nur einen Sommer gönnt ihr Gewaltigen” 1984; die bei Gottwald 1990 genannte Erzählung “ Begegnung am Strand” von 1986 kann nicht auf Amery zurückgeführt werden) und den phantastischhistorischen Roman “ Die Wallfahrer” (1986), den er persönlich für den wichtigsten seiner Romane hält; “ Das Geheimnis der Krypta ” (1990) ist sein vorerst letztes nicht-theoretisches Werk. Es gehört bereits nicht mehr zur Gattung SF. Als Nachfolger des verstorbenen Martin Gregor-Dellin wurde Amery 1989 für zwei Jahre zum Präsidenten des P.E.N.-Zentrums gewählt.
1994 erschien in der Reihe der “Gesammelten Werke” “Die Botschaft des Jahrtausends. Von Leben, Tod und Würde. ” Dieser jüngste diskursive Band soll besondere Beachtung in dieser Arbeit finden, da er sich in einer “Prognose auf kurzer Distanz” versucht, mit der Amery die Menschheit vor die Wahl zwischen Leben und Tod stellt. Im gleichen Jahr wird Amery zu einem Gastvortrag auf den 40. Deutschen Historikertag 14 nach Leipzig eingeladen.
Reclams Science-Fiction-Führer bemerkt zu Amery:
“A. ist einer der wenigen wichtigen deutschen Gegenwartsautoren, der sich der SF nicht nur annähert und ihre Form als Verfremdung benutzt, sondern den auch SF-Thematik als solche interessiert, der ihre Möglichkeiten
nutzt, um historische Materialien aufzuarbeiten, Geschichtsabläufe transparent zu machen und mit historischen Alternativen Gedankenspiele zu betreiben.” (Alpers/Fuchs/Hahn 1982, S. 13.)
Diese Aussage stimmt nur zum Teil: Amery ist, wie richtig beschrieben, historisch interessiert, im Gegensatz zu Lem aber nicht an der SF-Thematik als solcher 15 . Für Amery ist SF sowohl eine Gattung, als auch vor allem eine “Attitüde”, die für den literarisch Tätigen entscheidend ist. Die letztliche Einordnung ist seiner Ansicht nach abhängig von der Erwartungshaltung des Lesers (Amery-Interview 1995, S. 15-17). 16
1.4. Stanislaw Lem - Zu Person und Werk 17
Stanislaw Lem wird am 12. September 1921 in Lwow geboren. Seine Kindheit, in der er sich schon früh für mechanisches Spielzeug und später für Elektronik interessiert, beschreibt Lem autobiographisch in “Das hohe Schloß” (1975). Trotz seiner Vorlieben für Physik studiert er aus familiärer Tradition 18 Medizin. Während des Krieges ist Lem als Autoschlosser tätig; seine Erlebnissse mit den deutschen Besatzern sind für ihn, der bis dahin wohlbehütet aufgewachsen ist, prägend 22 . Von 1946 bis 1948 beendet Lem sein Medizinstudium ohne Abschlußprüfung (vgl.: Lem
1986, S. 23).
Sein erster großer SF-Roman, die “ Astronauten ” (in einer anderen Ausgabe Planet des Todes 1954), wird 1951 veröffentlicht; nach dessen Erfolg blieb Lem der Gattung SF treu, obwohl er selbst gerade diesen Roman später kritisiert.
Lems persönliche Situation in den frühen fünfziger Jahren ist trotz des Erfolges der “ Astronauten ” 19 alles andere als vielversprechend:
“During the early 1950s, Lem was in a delicate situation politically as a person without a visible career. He had been expelled from the Authors League in 1951 for not having a published book to his credit, he had no medical diploma, and he had no job because he had been forced to relinguish his editorial position with Zycie Nauki (eine staatlich finanzierte Zeitschrift, für die Lem arbeitete, AA).” 20 (Ziegfeld 1985, S. 6)
Durch die Arbeit für diese Zeitschrift wird Lem mit der Wissenschaft konfrontiert, die sein ganzes literarisches Schaffen prägen soll: der Kybernetik 21 .
1956
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