Im Informationszeitalter
stellen; sicherlich sind aber Züge des utopischen Denkens in der “Attitüde” vor allem der Engagierten SF enthalten.
In den nächsten beiden Kapiteln dieser Arbeit soll nun näher auf verschiedene Interpretationsansätze dieser “Attitüde” eingegangen werden. In 2.1.1. werden Versuche beschrieben, das Wesen der SF nach äußeren Kriterien (zum Beispiel die Erwartungshaltung der Leser) zu definieren, während die “ideologiekritische” Betrachtung die Potentiale der SF in den Werken selbst sucht.
Auffällig dabei ist, daß nicht klar unterschieden wird, ob es sich bei der SF um eine ästhetische Kategorie handelt oder eine Gattung. Ulrike Gottwald hat dieses Problem erkannt; sie versucht die Bewältigung der Heterogenität der SF durch die Aufteilung in zwei Klassen: SF als Genre untersucht sie durch die Kennzeichnung von Merkmalen und SF als Literatur betrachtet sie unter dem Aspekt der ästhetischen Wertung. Eine ähnliche Unterscheidung soll auch für diese Arbeit gelten.
“Gleichviel, ob man die Definition so weit faßt, daß sämtliche Werke darunter subsummiert werden können … oder einen Aspekt des Genres herausgreift, ihn zum Kriterium ‘guter’ Science-fiction ernennt und durch Ausgrenzung eines Teils der Werke homogenisiert (wie Lem, Suvin und Gottwald) - die grundsätzlichen Probleme der Gattungsdefinition bleiben davon unberührt.” (Kurtz 1992, S. 56/57)
Folgerichtig fordert Kurtz eine “beschreibende Definition”; aus diesem Grund wird in dieser Arbeit auf einen eigenen konkreten Definitionsversuch verzichtet. Statt dessen wird versucht, den Begriff der “Engagierten SF” in Abgrenzung zu bestehenden Ansätzen zu umschreiben und dabei beide oben genannten Positionen, sowohl die integrative, als auch die “ausgrenzende” zu vereinen.
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Die Möglichkeit, SF als ästhetische Kategorie zu interpretieren, wird im Folgenden noch gesondert betrachtet werden.
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“Für engagierte SF, die einen politischen oder erzieherischen Auftrag wahrnehmen will, eignen sich einfachere Strukturen … weitaus besser, da bei diesen die Vermittlung des Inhalts vordergründig ist.” (Gottwald 1990, S. 64) Gottwald übersieht die Erwartungshaltung, die der Gattung entgegengebracht wird: ein “Kenner” wird einem Autor eine schlecht konstruierte Zeitreise auch dann nicht verzeihen, wenn er einen sozialkritisch hohen Anspruch in dem Werk entdeckt. Insofern bedingen sich Spiel und Kritik durchaus gegenseitig; zudem ist das Argument recht fragwürdig, daß einfach strukturierte Darstellungen bestimmte Inhalte besser ausdrücken können, als komplexe.
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Der an sich zu hochgreifende Begriff ist hier als Anspielung gedacht auf das jüngste diskursive Werk von Amery “Die Botschaft des Jahrtausends” (1994), das eine maßgebliche Richtlinie für die Interpretation seiner belletristischen Werke innerhalb dieser Arbeit ist.
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Eigenarten, die in Verbindung stehen mit einem anderen politischen Hintergrund, kurz skizziert werden.
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Der Begriff “Wert” wurde hier bewußt wegen seines allgemeineren und übergreifenden Charakters dem Begriff “Norm” vorgezogen, da beide Autoren Tendenzen und Strömungen der Zeit übergreifend und nur zur Veranschaulichung im Detail betrachten.
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Im “Königsprojekt” Carl Amerys liegt eine besondere Situation vor, auf die noch eingegangen wird, denn dort werden historische Element und SF-Technik auf besondere Weise verbunden; der Leser wird während der Lektüre im Unklaren gelassen, ob sich am Ende des Romans nicht seine ihm bekannte Gegenwart verwandelt hat - beispielsweise zu einer Gegenwart mit einem katholischen englischen Königshaus.
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Nicht alle Phänomene müssen erklärt werden: eine
Strahlenpistole beispielsweise gibt es nicht in unserer Gegenwart, doch ist es für die Handlung meist unwichtig, ob sie nun Strahlen oder Kugeln schießt. In den meisten Fällen ließe sie sich durch einen gewöhnlichen Revolver ersetzten, ohne eine größere Veränderung der Handlung zu bewirken. Dagegen kann eine Zeitreise nicht einfach geschehen, sondern muß erklärt werden.
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“Mit ihren Gedankenspielen erfülle die vielfach belächelte Science Fiction eine sehr ernste Aufgabe, der sich die allgemein ernst genommene Literatur weitgehend verschließe… “ (Hienger 1972, S. 240) Hienger faßt so die Position Heinleins zutreffend zusammen.
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Nur vier Titel sind hier zu zitieren:
- der KGL - Artikel von Smith -
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