Im Informationszeitalter
“Informations-Tschernobyle”. Es geht darum, daß zukünftige Netze der globalen Nachrichtenübermittlung, die ohne Anzeichen des Chaos und der “Labyrinthartigkeit”, wie sie durch die BESCHLEUNIGUNG ihrer Ausdehnung verursacht wurden (eine rationale Planung von Lösungen kommt hier nicht immer mit und ähnelt oft der “Feuerwehr” oder den Notfallhilfeeinsätzen eines Rettungsdienstes, der immer dorthin eilt, wo unvorhersehbare Defekte entstehen), sich als zerbrechlicher als das Internet erweisen könnten. Paradoxerweise könnten sie für Störungen um so anfälliger sein, je größere “Informationsmengen” sie übertragen, übermitteln und bearbeiten. Das ist eine noch etwas metaphorische Bezeichnung, aber ich habe bereits auch über die “INFORMATIONSMASSE” im wörtlichen Sinn geschrieben, weil sie sehr kostbare Dinge trägt. Deswegen kann auch nicht nur ein “Infoterrorismus” zu diesen neuen “Tschernobyls” führen: Eine weit größere Bedrohung kann proportional zum Ausmaß der wirtschaftlichen und politischen Macht entstehen, die zwecks Verfügung oder Lagerung den Netzen übertragen wird. Netze sollen nicht (zusammen mit ihren “Computerknoten”) z.B. einfach öffentliche oder wissenschaftliche Bibliotheken ersetzen, sondern sie sollen alle Informationslager auf eine ausschließliche Weise ersetzen. Eine monopolisierende Konzentration kann auch in Netzen weder gesund noch völlig sicher sein.
So haben wir also ein Bild vor uns, das in seinen Extremen eher paradox erscheint. Entweder kommt es einer “kommunikations-dichten” und gleichzeitig stark individualistischen Gesellschaft, in der eine umfassende “Befriedung” eintritt, weil keiner
jemandem “physisch” etwas Schlechtes antun kann und der Preis dafür eine tatsächliche Einsamkeit in einem elektronischen Kokon ist. Das Leben wird “virtuell”, “phantomisiert”, sein. Man kann im Louvre, im Himalaja, überall sein; man kann sogar “jeder” sein (es gibt “Computer- und Netzsüchtige”, die über das Netz ihre eigenen fiktiven Persönlichkeiten - als Tarzan, Mädchen, Kaninchen … - versenden), aber
“tatsächlich” ist man ständig am gleichen Ort. Meines Erachtens ist das eine eher schlechte Science Fiction. Oder aber das Netz verbindet die Menschen nicht, sondern ist in der Macht irgendeines Monopolisten, steht über den Menschen und kann sie von allen Seiten steuern.
Mein Kritiker Andrzej Stoff bemerkte treffend, daß ich in der “Rückkehr von den Sternen” einen ziemlich gütigen “Großen Bruder” geschaffen habe, vielleicht einen elektronischen Moloch, der die Gesellschaft des Vaters Dubarle regiert. Er ist ein unsichtbarer “Elektrokrat”, der im Roman “persönlich” überhaupt nicht anwesend zu sein scheint und sogar von den Romanhelden nirgendwo vermutet wird. Seine Existenz scheint sich jedoch logisch daraus zu ergeben, daß bestimmte Institutionen, z.B. das sogenannte “Adapt”, kleinste Bewegungen oder Handlungen einer Person (des Helden, aber vielleicht nicht nur seine) -scheinbar ohne einzugreifen - unaufhörlich überwachen und kontrollieren können. Alles im Roman Beschriebene kann sich aus Zufall ergeben, alles kann lediglich schicksalhaft stattfinden, aber es gibt aber Stellen, an denen sich das Unbekannte, das Allwissen oder vielleicht sogar die Allmacht von jemandem, den man nicht kennt, fast unmerklich zu manifestieren scheint. … Das geschieht übrigens schon als eine einzige deutlichere Vermutung des Helden gleich am Anfang der Erzählung passiert, als er von den Sternen auf die Erde zurückgekehrt, ohne sich zuerst in der Weltraumstation “Adapt” aufzuhalten. wie ihm vorgeschlagen wurde. Er kann zwar sofort auf der Erde landen, jedoch muß er deshalb in den Mäandern der technologisch für ihn völlig unverständlichen neuen Zivilisation umherirren, bevor er in einem Hotel landet - und die Behörden sehr gut über sein Umherirren Bescheid wissen…
Es ist lustig, daß ich mir diese unsichtbare, allgegenwärtige Kontrolle ausgedacht habe, die durch eine “Elektrokratie”, also durch eine Maschine zum scheinbar sehr milden Regieren, verwirklicht wird, obwohl ich an sie nicht dachte. Das bedeutet, daß mir die Möglichkeit der von Andrzej Stoff dargestellten Interpretation der Romanhandlung nicht in den Sinn gekommen ist. “Es hat sich irgendwie selbst so geschrieben”, und ich erinnere daran nicht deswegen, weil ich mich als einen guten Prognostiker
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