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Im Informationszeitalter

Im Informationszeitalter

Titel: Im Informationszeitalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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ziemlich billig.
    Also einer der Faktoren, die die Phantomatisierungsgelüste und die Entstehung von “Phantomatikstudios” bremsen, ist gegenwärtig einfach die Finanzfrage. Wie ich mich gleich bemühe zu erklären, ist das aber nicht die EINZIGE Schwierigkeit bei der Realisierung von phantomatischen Erlebnissen. Aber um die Sache nüchtern zu betrachten, beginne ich mit den Finanzen, weil das, was sich jetzt NICHT LOHNT, einfach nicht produziert wird: so ist nun einmal das Alpha und Omega der kapitalistischen Wirtschaft …
    Ich vermute, daß die Herstellung von phantomatischen Programmen im Laufe der Zeit immer billiger werden wird - und dann wird die nächste Etappe der Aktivität eintreten. Es werden Kataloge, vor allem von TYPISCHEN, also STANDARDISIERTEN VISIONEN entstehen, und ihre Benutzung als elektronische Dienstleistung wird für durchschnittlich wohlhabende Personen erschwinglich sein (eine Expedition auf den Mount Everest, auf den Mars, in das Jerusalem, wie es vor 2000 Jahren ausgesehen hat, die Anwesenheit zwischen raubgierigen Dinosauriern vor 65 Millionen Jahren, Löwenjagd etc. ohne Ende). Diese Art von Programmen wird keine INDIVIDUELLE ANPASSUNG an die Person, geschweige denn an die Persönlichkeit des Kunden erfordern. Der Kunde wird sich lediglich eine Vision aus dem Katalog auswählen, die ihm gefällt, einen Satz von Elektroden, eine Brille usw. aufsetzen, um dann zu erleben, was er bestellt hat, und für seine phantomatischen Erlebnisse bezahlen.
    Es können aber auch Kunden kommen, die wohlhabender und anspruchsvoller sind und die sich z.B. Raumfahrten oder die Annäherung an die “Fläche des Geschehens” eines galaktischen Schwarzen Lochs, einen akrobatischen Flug, einen Sturz von der Spitze des Empire State Building, den eigenen Tod und darauf folgend die Wiederauferstehung von Toten oder sogar einen Aufenthalt im Paradies unter den Engeln und Heiligen wünschen … Was kann mit diesen Wünschen gemacht werden?
    Hier ist der Hund begraben …
    Hier kommt endlich der Moment, um eine besondere Art von eher peinlichen Schwierigkeiten zu besprechen. Wie ich mir zu erinnern erlaube, kann die Phantomatisierung zwar auf die SINNE wirken, jedoch nur mit der wesentlichen Einschränkung, daß dies diejenigen Sinne sind, an die wir von außen herankommen können: Seh- , Tastsinne usw. Aber es gibt im Körper auch andere Sinne, die nicht direkt “nach außen” ausgerichtet sind, sondern die das Gehirn darüber informieren, in welchem Zustand sich der Körper selbst befindet. Zum ersten sind das die Propriozeptoren in allen Muskeln und in vielen Teilen des Gewebes. Dank ihnen wissen wir nämlich jederzeit, ohne nachschauen oder abtasten zu müssen, in welcher Position sich das Bein oder die Hand befindet, ob es oder sie ausgestreckt oder gebeugt, belastet oder unbelastet ist. Zum “Glück” kann man für die Phantomisierung die zum Gehirn gehenden Impulse der Propiozeptoren gewissermaßen betrügen, damit wir den Eindruck erhalten, daß wir liegen, während wir in “Wirklichkeit” stehen.
    Unlängst zeigte ein amerikanischer Sender einen wie üblich mäßigen Film aus der Serie “Superman und
    Lois”, in dem ein “böser Phantomatisierer” dieses Paar in die virtuelle Welt geschickt hat. Aus ihr kamen sie wieder unbeschadet auf eine dumme Weise heraus, die sich die Herren Produzenten ausgedacht hatten. Ich erwähne dies nicht, um die Filmemacher zu rühmen, sondern um deutlich zu machen, daß die Phantomatisierung bereits zu einem Filmthema wird. Abgesehen von den propriozeptischen Daten sind wir noch von den Gleichgewichtsorganen abhängig, die sich im Mittelohr befinden. Dieses Organ besteht aus drei mit einer Flüssigkeit gefüllten Bögen, die den drei Dimensionen des realen Raumes entsprechen, und den sogenannten STATOLITEN, die man früher Otoliten nannte. Das sind sehr kleine Knötchen aus Kalksalz, die von der Erdgravitation sanft an spezielle Härchen gedrückt wird. Das alles findet im Inneren des Mittelohrs statt. Dank der Bewegungen dieser Knötchen, die die empfindlichen Härchen drücken, empfinden wir die Kopflage und darüber hinaus die Beschleunigungen oder Verzögerungen, die entweder nur von Kopfbewegungen oder von der Bewegung des ganzen Körpers (z.B. im Flugzeug oder Aufzug) verursacht werden.
    Hier ist auch der Hund begraben, weil der Phantomatisierer keinen Einfluß darauf haben kann, was im Inneren des Kopfes oder des Ohres passiert. Die Wirkung der neuronalen

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