Im Informationszeitalter
Fernsehgeräte und Sender es in einer Region gibt; Satellitentransponder vermehren die Angebote jedoch und machen die Dinge noch komplizierter. Und so weiter. Deswegen bin ich der Meinung, auch ich über die Gefahren, die das Internet in sich trägt, schon berichtet habe, daß es sich aus mehreren Gründen lohnt, sie zu wiederholen und vor ihnen zu warnen.
Zunächst beschränkt sich das Internet gegenwärtig weitgehend auf die englische Sprache und damit auf das lateinische Alphabet. Was aber ist mit den Chinesen, Russen, Arabern oder Thailändern? Auf der Erdkugel gibt es ca. 4000 Sprachen, und wenn man auch sogar begründet annimmt, daß 90% nur in exotischen, zahlenmäßig schwachen Gruppen gebraucht werden, bleibt die Frage der “anglisierenden Tendenz” des Internet, die vor allem von den USA ausgeht, wo es am meisten verbreitet ist und gegenwärtig ca. 40 Millionen Benutzer gibt. Ein solcher “technogener englischer Imperialismus” der Kommunikation im Internet kann in naher Zukunft Nachwirkungen als negative Reaktion auf das “gewaltsame Aufdrängen” des Englischen haben.
Zweitens haben verschiedene Arten von Dienstleistungen, die übers Netz angeboten werden, sehr unterschiedliche Konsequenzen. Obwohl auch wir in Polen uns bereits daran gewöhnen, daß wir uns die Waren in den Selbstbedienungsläden selbst aus den Regalen nehmen, so betrifft das lediglich einen Teil des Warenspektrums. Vor allem handelt es sich um Lebensmittel. Kein Internet ersetzt das Anprobieren von Schuhen, Kleidung oder Unterwäsche, und wenn man uns sagt, daß es dies irgendwie doch ersetze, so ist das um so schlimmer für den Käufer (bereits in Rom sagte man: CAVEAT EMPTOR).
Dank dem Internet, Euronet usw. - es gibt bereits viele Netze - öffnen sich die Schleusen von solchen “Informationsfluten”, daß es eine Tendenz zur Bildung von “inselartigen”, geschlossenen Netzen gibt, die INSTITUTIONEN und nicht Privatpersonen verbinden. Es entstehen Netze für den Informationsaustausch zwischen den Banken, Börsen, Ordnungsbehörden (z.B. Polizei), Gerichten oder Kliniken. Beim letzten Fall wird uns als eine verlockende Innovation die Durchführung von Operationen im afrikanischen Busch vorausgesagt, die von hervorragenden Chirurgen oder anderen Überseespezialisten z.B. aus Amerika kontrolliert und durchgeführt werden. Ich möchte mich, nebenbei gesagt, solchen Heilmaßnahmen nicht unterziehen, weil die Verbindung die persönlichen Aktivitäten des Arztes am Patienten nicht hundertprozentig ersetzen kann und auf diese Weise auch unvermeidlich die
Wahrscheinlichkeit der Fehler in der Therapiekunst zunehmend würde.
Darüber hinaus kann die zwischen bestimmten Institutionen und Personen umlaufende Information, die im Grunde der (wissenschaftlichen) ERKENNTNIS dient, deswegen unergiebig werden, weil sich erstens ein sehr rasches Wachstum der Wissenschaft in ihren einzelnen Zweigen aus der Tendenz zur INTERDISZIPLINÄREN Verständigung ergibt, z.B. der Mathematiker mit den Biologen, der Biologen mit den Chemikern, der Chemiker mit den Pharmakologen oder der Transportspezialisten mit den vielen Spezialisten, die bisher nicht mit dem Verkehr vertraut waren. Man müßte also das tun, was einfach unmöglich ist, nämlich “alle Experten” aller Fachgebiete miteinander verbinden, z.B. den Physiker mit den Kosmologen, den Kosmologen mit den Astronomen, den Astronomen mit den Meteoritologen, diesen wieder mit den Xenobiologen usw.
Abgesehen von der Vielzahl der Disziplinen kommt zweitens aber noch ein weiterer Faktor hinzu: das Internet ist ein Netz, das nichts versteht. Es überträgt lediglich Informationen und verbindet Parteien miteinander. Dagegen stellt die weltweit zunehmende Zahl von “Experten”, die, um sich “auszuzeichnen”, entweder wenig bedeutsame oder völlig unwichtige Ergebnisse ihrer Überlegungen als “neue wissenschaftliche Hypothesen” ausgeben, etwas Vergleichbares wie Sand oder Schlamm dar, die sich von großen Wasserspeichern zu den Turbinen leiten lassen. Wenn es dafür keine speziellen Filtersysteme gäbe, würden schnell alle Turbine “verstopft” werden.
Aber das Internet kann den in ihm wenig vorhandenen Informationsweizen von der Informationsspreu nicht unterscheiden. Es ist eine Art Bahnhof mit einem riesigen Gewimmel von
Rangiergleisen, Drehscheiben, Abstellgleisen, Anschlußgleisen und Weichen, in dem sich gleichzeitig Züge, Menschen, Kühe, Strohbündel, Kohl und Erbsen tummeln.
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