Im Informationszeitalter
Jeder Spezialist ist sich über die Mengen des “Informationsmülls” klar, mit dem ihn Post, Telefone, Sonderlinge oder Personen, die meinen, daß sie weiß Gott was konzipiert haben, attackieren. Jeder derartige Spezialist versucht persönlich oder mit seinem Hilfspersonal, das Wertvolle vom “Müll” zu trennen. Das Internet dagegen leidet bereits jetzt, obwohl es sich noch in seiner jugendlichen Entwicklungsphase befindet, an Informationsinfarkten und Stauungen, worüber Spezialisten gut Bescheid wissen. Diese Situation erzwingt eine Vergrößerung der Bitkapazität des Internet pro Zeiteinheit, weil das Internet weiterhin “nichts versteht”. Keine Entdeckung, auch wenn von ihr das Weltschicksal abhängen würde, wird, wenn sie in einer exotischen Sprache verschickt ist, von einer weniger bedeutenden Nachricht, z.B. daß im Apfelkuchen der Tante im Ofen ein Schliff entstanden ist, unterschieden. Das ist auch eine Folge der gewöhnlichen kapitalistischen Gier, die die Entwicklung des Internets antreibt, damit besonders geschickte Personen Millionen und sogar Milliarden von Dollar verdienen. Was hat aber das SichBereichern am Internet mit seiner Fähigkeit der blitzschnellen Übertragung von WERTVOLLEN Informationen gemeinsam?
Hier taucht die nächste Beschwerlichkeit auf, da das Internet als Lieferant einer riesigen Menge von neuen Arten der UNTERHALTUNG und von neuen Formen der BEREICHERUNG angeboten und allgemein gepriesen wird. Was die Unterhaltung betrifft, ist ihr Vertrieb - so wage ich zu sagen - nicht nur deswegen himmelschreiend, weil Millionen von Menschen nicht eine gehörige Portion der Unterhaltung erleben, sondern von Minen und Bomben zerrissen oder von Hunger, Krankheiten und Elend geplagt werden, während sich wohlhabende Minderheiten in Amerika und Europa so amüsieren, daß Professor Neil Postman bereits vor einigen Jahren das Bestsellerbuch “WIR AMÜSIEREN UNS ZU TODE” veröffentlichte, in dem er nach psychosoziologischen Erkenntnissen behauptete, daß 90 und mehr Prozent der Fernsehsendungen einen Unterhaltungsschlamm darstellen, der die Gehirne verstopft, und daß dies eine an Stärke gewinnende Rückkehr zu einer Epoche vor 8000 Jahren ist, als es keine Schrift, also keine Wissenschaft und Philosophie, gab. Ich habe diesen Rückfall vor einigen Jahren als “Eintritt in die elektronische Höhlenepoche” bezeichnet. Es ist klar, daß die Zahl der Empfänger, die nach Schätzen der Erkenntnis, der Philosophie oder der Menschheitsgeschichte suchen, wobei ich nicht die Episoden mit einer großer Anzahl von Schlachten und Leichen meine, die im Überfluß vom globalen Fernsehen angeboten werden, so unbedeutend ist, daß es sich nicht lohnen würde, nur für AMATEURE der allgemein wertvollen Information viele Millionen in die Netze, allen voran das Internet, zu investieren. Und was sich im Marktkapitalismus nicht lohnt, muß schnell verschwinden.
Das nächste und vielleicht fatalste Problem stellt die Tatsache dar, daß das Internet - als weltweites Geflecht von elektronischen Netzen ohne Kontrolle und Verwaltungszentren - jeglicher Aktivität, also auch solcher, die lasterhaft und sogar verbrecherisch ist, die Tore öffnet. Mafia-Organisationen, Camorra-Gruppen, Gangs, Gangster, Betrüger und Schwindler aller Schattierungen bekommen Zutritt zur
Informationsarena und sind mit potentiellen Einsteinen gleichgestellt.
In der Ausgabe des Spiegels, in der meine dunklen Internet-Horoskope veröffentlicht wurden, gab es auch einen Artikel über die “Computerkriminalität”. Ich zitiere nur die Schlagzeilen: “Alle achteinhalb Monate verdoppelt sich nach Meinung der Experten die Anzahl der Computerviren. Neue Sabotageprogramme überwinden die elektronische Abwehr. Seitdem “Makroviren” entstanden sind, die sich die Lücken in der Absicherung der modernen
Textverarbeitungsprogrammen zunutze machen, wird sogar der Austausch von digitalen Dokumenten gefährlich”. Es geht nicht “nur” um Fälschung von Kreditkarten, um Verluste in Milliardenhöhe, die von Banken gerne verschwiegen werden, weil solche Nachrichten die normalen Kunden erschrecken und abschrecken können. Es geht darum, daß Makroviren bereits “alles” vortäuschen können: zum Beispiel ein Programm, das uns den Computer und (oder) das Netz von “gewöhnlichen” Viren reinigen soll. Es reinigt, aber fügt gleichzeitig anstelle der beseitigten heimlich neue Viren ein, die dank der
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