Im Informationszeitalter
nicht so, wie Eddington schrieb, daß man an einem gewöhnlichen hölzernen, einigermaßen harten Tisch sitzt - und gleichzeitig an einer Wolke von Elektronen, die “auch” der Tisch und vielleicht ebenso “wirklich” ist? Falls man so denkt, muß man hinzufügen, daß es sich gleichzeitig um viele Tische handelt. Es gibt einen Tisch unseres normalen Sensoriums, einen molekularen Tisch (denn woraus besteht Holz?) und einen atomaren Tisch. Aber der Tisch ist auch ein Teil der “Materie”, ein mikroskopisches Teil, das einen Bestandteil der Gesamtheit der Erde darstellt und so einen (minimalen) Einfluß auf ihre Gravitation hat. Überdies ist er ein Nano-Bruchstück des Planeten, der um die Sonne kreist und auch das Weltall “beeinflußt”, wenn man die vollständige Geringfügigkeit der vorhandenen Disproportionen außer Acht läßt. Alle diese “Tische” gleichzeitig wahrzunehmen, kann weder unser Sensorium noch unser “Verstand”, ohne die Aufteilung in Kategorien und Klassen zu verschmelzen.
Wenn ein Mensch stirbt, kann dies eine emotionale Bedeutung für einen Menschen haben. Wenn zehn Menschen sterben, wird die Bedeutung eine andere sein. Aber wir sind dazu nicht imstande, einen Unterschied zwischen der Nachricht, daß eine Million Menschen gestorben sind, und der, daß es dreißig Millionen waren, “wahrzunehmen”. Wer behauptet, daß er, abgesehen von der Angabe der Anzahl, den Unterschied empfindet, lügt bewußt oder unbewußt.
Damit will ich sagen, daß ebenso wie “verschiedene Tische” auch “verschiedene Welten” der Katzen, der Ratten, der Insekten, der Krokodile und der Menschen koexistieren. Sie unterscheiden sich sehr stark und mehrdimensional, aber alle diese Welten - egal ob einzeln oder gemeinsam - geben keinen Grund für die Annahme, daß es sich stets um “ein und dasselbe” Welt handelt, die nur auf “unterschiedliche Weise” und aus “unterschiedlichen Perspektive” wahrgenommen wird.
Selbstverständlich neigen wir Menschen zu der Annahme, daß die Welt “wirklich” existiert, die wir mittelbar und unmittelbar perzipieren können: “andere Welten” stellen dagegen Ausschnitte, kleine und sogar sehr unvollkommene, verkrüppelte Ausschnitte “unserer Welt” dar. Mit dieser Ansicht, die ich den humanistischen weltanschaulichen Chauvinismus nenne, setze ich mich gerne auseinander. Die Mayas hatten ein anderes Kodierungssystem der Arithmetik als wir. Es war ein System von Menschen, deren Kultur anders als die mediterrane Kultur entstanden ist, gleichwohl war dies eine Kultur der Menschen und ihre Sprache eine menschliche Sprache. Wie können wir wissen, ob extraterrestrische “Vernunftwesen” -falls es sie gibt - durch andere Evolutionsabläufe und unterschiedliche physikochemische Bedingungen (“Kontigenzen”) der anderen Planeten und Sonnen mit anderen Sensorien ausgestattet sein würden? Aus solchen Sensorien entstünden wiederum als deren Derivate andere “quasi-formale Systeme”, andere Logiken, andere Mathematiken, andere Makro- und Mikrowelten, die von unseren menschlichen Standards abweichen.
Aus dem bislang Geschriebenen könnte sich eine “allgemeine epistemische und ontische Theorie” für die gesamte Menge aller Psychozoiker des Universums ergeben. Es ist möglich, daß wir auf der Kurve der kosmischen Distribution der Psychozoiker, die keine Glockenkurve der “normalen” Gausschen-Verteilung oder der Poisson-Clusterkurve sein muß, die Gott allein kennt, irgendwo oberhalb der Ratte, des Schimpansen und des Buschmanns plaziert sind, aber unterhalb beispielsweise der Eridaner. Höchstwahrscheinlich gibt es keine Eridaner, aber das ist auch nicht ganz sicher in der Epoche am Ende des 20. Jahrhunderts, an dem sich die Entdeckungen der außerirdischen planetarischen Systeme anderer Sterne mehren.
Eine solche unterschiedliche Größe der Welten, die sich durch unterschiedliche, gesellschaftlich funktionierende Verstandarten ergeben, scheint ganz und gar möglich und sogar ziemlich wahrscheinlich zu sein. Der Mensch wäre einfach einer von den Tausenden oder Milliarden der teleologischen Triebe der Evolution, die ihn mit einem nicht schlecht entwickelten Sensorium ausstatten können.
Jawohl, das ist möglich! Könnten andere Lebewesen unterschiedliche Materieformen konzipiert haben? Der Nuklide! Könnten sie nicht an die inneren Sternenzyklen von Bethe glauben? Hier muß man sehr genau und äußerst vorsichtig ein sogenanntes “Distinguo”
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