Im Informationszeitalter
Grenzleistung der Digitalmaschinen darstellte, als relativ erwiesen. Ein System zu konstruieren, das eine “spontane metainformatische Evolution” in Gang zu bringen imstande wäre, die das sein soll, was Schach im Vergleich zu Dame ist (vielleicht ist die Kluft, die zu überschreiten wäre, aber viel größer), heißt soviel, wie einen virtuellen Planeten zu bilden, mitsamt seinen virtuellen Meeren und Kontinenten und mit virtuellen Teilchen, die sich selbst und so schnell gemäß der virtuellen Chemie verbinden müssten, bis sie das virtuelle Leben und seine virtuelle Evolution erzeugen werden! Dann wird es möglich sein zu beweisen, welche Möglichkeiten es in rein informatischen Stoffen gibt und mit welchen die ersten Lebewesen zu entstehen beginnen. Es wird sich gleichzeitig herausstellen, dass das, was der Biologe jetzt als eine Hypothese formuliert, also dass die “evoluierenden Gene Informationspakete und keine materiellen Objekte sind “ (G.C. Williams, in: “The Third Culture”, 1995), eine Tatsache ist. Jedes Teilchen in einem Genom stellt nur einen Träger der Information dar. Dass dagegen die Biogenese zu ihren Anfängen vor Milliarden von Jahren die vier Sätze der Nukleinsäure “ausgewählt” hatte, ergab sich einfach aus der Kreuzung der “chemischen Existenz” mit der “replikativen Reaktivität” dieser Verbindungen. Deshalb beruht das Leben auf Kohlenstoff, weil er auf der Erde - vielleicht auch anderswo - ein aufgrund seiner Valenz besonders geeignetes Element war.
Die digitalen, aber nicht linearen Prozesse, die in einem “metainformatisch” arbeitenden SuperHypercomputer des dritten Jahrtausend auftreten werden, werden vielleicht imstande sein, uns im Schnelldurchlauf (der nicht allzusehr die Grenze des menschlichen Lebens überschreiten wird) zu zeigen, welche kreativen und schöpferischen Möglichkeiten die kosmische Materie in sich birgt. Ich sage “META”, um die Unabhängigkeit von heute nur im Labor verwendeten Verbindungen hervorzuheben, mit deren Hilfe man versucht, die Biogenese zu wiederholen. Die Bioreaktoren, die zum Beispiel in Max-PlanckInstituten arbeiten und die Entstehung der künstlichen
Viren und deren Phasenübergänge - im Sinne der “Hyperzyklen”, wie Manfred Eigen beschrieb -virtualisieren, können heutzutage nicht viel. In einem guten Gigabyte-Computer kann man die “Pseudoevolution” der virtuellen Phagen, die höchstens 50 Gene zählen, simulieren. Das ist aber immer noch viel zu wenig. Für die Simulation, von der ich spreche, brauchen wir Milliarden von ihnen. Selbstverständlich stellen die genetischen Algorithmen, die bereits in der Praxis eingeführt wurden, auch noch zu wenig dar. Unsere informatische Versessenheit ist größer, daher werden sie weder in diesem noch im 21. Jahrhundert für die Erfolge der informatischen Technologie ausreichen. Es werden bedeutend, unvergleichbar größere Rechenleistungen benötigt.
Mühsam komme ich zu der im Grunde trivialen Erkenntnis: Die Entwicklung der Informatik wird nicht durch ihre Erkenntnisgewinne angetrieben, sondern vor allem durch ihre Kommerzialisierung, also dass sie schnelle Gewinne bringen kann. “Welche Idee sich nicht schnell lohnt, stirbt schon als Keim.” Für diese Art der evolutionären Scheinfortschritte hat sich der Markt geöffnet. Daraus folgt der Lärm über die Zukunft als eine weltweite Zone der Computerspiele, daraus ergeben sich die Überschwemmungen mit Dummheiten und die “Pseudoinkarnationen” in verschiedenen Netzen, daraus folgt die Freiheit der Netze als Bereich der leichtverkäuflichen pädophilen Spiele und das multimediale interaktive Spiel, das heißt, die Welt geht in der Unterhaltung unter.
Ich bin kein fanatischer Asket oder Gegner der phantomatischen Videokriege; nur die Zukunft als ein von Programmierern exzellent gefälschtes, bestelltes “Scheinleben” in den Rollen eines Eroberers, eines Casanova oder Caligula halte ich für eine Degradation. Weder eine Simulation der Entstehung von Galaxien, noch die Nachahmung der Wirbelstürme oder der geplanten Superwaffen scheinen die erhabenen Ziele zu sein, die das dritte Jahrtausend anstreben sollte. Die potentielle Kraft, die sich in der Information verbirgt und die man “Metainformation” nennt, ist eine iterative, schrittweise und linear losgelöste Selbstorganisation, die von ihrem Träger nicht mehr so abhängig ist, wie das Leben von der Natur oder wie eine Simulation von den Computern, die von
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