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Im Interesse der Nation

Im Interesse der Nation

Titel: Im Interesse der Nation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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mitten in der Maschine.
    Als die Fluggäste an Bord zu strömen begannen, nickte er seinem Vizeadmiral ein letztes Mal zu, daß ein weiterer Gefahrenpunkt überwunden sei.
    Sie verloren sich aus den Augen, als die Erster-Klasse-Passagiere und die Mehrheit aus der Touristenklasse in verschiedene Richtungen gingen.
    Als der Airbus zum Flug AF 129 auf die Startbahn rollte, war es 7.30 Uhr Ortszeit. An Bord befanden sich fünf Passagiere, die äußerst nervös waren und ihre Unruhe nur mit verschiedenen Graden der Beherrschung verbergen konnten.
    Oben im Tower saß Muhammed ibn Salaar und betrachtete den unbeholfen wirkenden Airbus, der gleich zu seinem Flug nach Paris mit Zwischenlandung in Lyon starten sollte.
    Vermutlich wird die Maschine schon heute abend in Paris sein, trotz der unerwarteten Zwischenlandung in Damaskus, dachte ibn Salaar.
    Dennoch war ihm unbehaglich zumute. Jetzt, da es für Bedenken zu spät war, beschlichen ihn böse Vorahnungen. Aber er arbeitete schon seit mehr als zwanzig Jahren mit dem GRU zusammen, und die Russen hatten ihn noch nie verraten oder im Stich gelassen. Das, was er selbst als einen Tritt nach unten angesehen hatte, als er den wenig schmeichelhaften Sicherheitsjob bekam, sich um die ausländischen Botschaften zu kümmern, hatte das GRU als reine Goldgrube angesehen und ihn mit inständigen Bitten dazu gebracht, nicht zu protestieren. Als er gejammert hatte, auf diese Weise werde er im Rang nie höher steigen als bis zum Obersten, hatten die Russen ihn zu einer privaten Zeremonie eingeladen, bei der er zum Generalmajor der Roten Armee ernannt worden war. Er hatte sogar einen Orden erhalten. Anschließend hatte man ihn aus Sicherheitsgründen gezwungen, gleich nach der Zeremonie Generalsuniform und Auszeichnung zurückzugeben.
    Im Stich gelassen hatten sie ihn allerdings nie. Und weshalb sollten sie ihn jetzt verbrennen lassen? Seine Informationen waren für sie sehr nützlich gewesen.
    Konnte dieser Vizeadmiral tatsächlich so wichtig sein, daß sie wegen dieser Operation sogar eine ihrer wichtigsten diplomatischen Informationsquellen hochgehen ließen?
    Bei der unvermeidlichen Nachkontrolle durch den militärischen Sicherheitsdienst würde man ihn unweigerlich entdecken. Drei Palästinenser hatten an Bord der Maschine gehen dürfen, ohne daß man ihr Handgepäck durchsucht hatte, weil Oberst ibn Salaar sie persönlich begleitet und persönlich für sie garantiert hatte. Er hatte dem Personal des Towers gegenüber sogar angedeutet, es sei Sicherheitspersonal. Wenn die Geschichte von den drei Flugzeugentführern und dem gefangenen Russen - von dem ermordeten schwedischen Diplomaten ganz zu schweigen - an die Öffentlichkeit kam, was garantiert geschehen würde, würde sich die interessante Frage ergeben, wie die drei Flugzeugentführer an Bord gekommen waren.
    Ibn Salaar war gegen diesen Plan gewesen und hatte sich für eine völlig andere Lösung eingesetzt. Er hatte dies mit solcher Hartnäckigkeit getan, daß er persönlich den neuen stellvertretenden Residenten des GRU kennengelernt hatte, einen Major der Luftstreitkräfte, offiziell Militärattaché. Der Major hatte beharrlich und mit einer gewissen Geduld, wie ibn Salaar im nachhinein zugeben mußte, erklärt, die anderen Alternativen seien bei der gegenwärtigen politischen Großwetterlage nicht durchführbar.
    Als es um den Vorschlag eines bewaffneten Angriffs auf die Botschaft eines anderen Landes ging, hatte man diese Frage nicht einmal dem Politbüro vorgelegt; dieses hätte ein solches Unternehmen niemals gutgeheißen, und ohne Genehmigung des Politbüros hätte ein solcher Einsatz bei der nachträglichen Abrechnung unweigerlich viele Köpfe rollen lassen.
    Der nächste Schritt, ein Schlag gegen den unvermeidlichen Transport per Auto vom schwedischen Botschaftsgebäude zum Flughafen, hatte, wie sich herausstellte, fast auf dem gleichen politischen Niveau gelegen. Es bestand ein erhebliches Risiko, daß der schwedische Botschafter, wie er selbst es so hochmütig und einfältig ausdrückte, »durch seine Gegenwart persönliche Verantwortung für die Sicherheit des Gastes« übernahm. Muhammed ibn Salaar hatte über diese Möglichkeit genau Bericht erstattet.
    Das Ergebnis dieses Vorschlags war ein Nein aus Moskau, auch bei dieser bedeutend einfacheren Lösung. Ein ermordeter schwedischer Botschafter war gegenwärtig offensichtlich kein akzeptabler politischer Preis.
    Eine Sprengung der Maschine hatte nicht einmal eine

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