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Im Interesse der Nation

Im Interesse der Nation

Titel: Im Interesse der Nation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Generalstabsangehörigen in verantwortlicher Position ohne Diskussion von selbst ergeben.
    »Was denn falls!« brüllte sein Vorgesetzter jedoch.
    »Na ja«, seufzte Samuel Ulfsson. »Ich halte es für dringend, unseren Bataillonschef da unten schnellstens davon zu überzeugen, daß das Vaterland ruft. Und in dieser Hinsicht dürfte er eher dir als mir vertrauen, gelinde gesagt.«
    »Was soll ich deiner Meinung nach also tun?«
    »Ruf ihn an und sag ihm, er soll sich benehmen.«
    »Anrufen? Du meinst, ich soll ihn anrufen und im Klartext sagen…«
    »Na ja, was heißt Klartext. Ich halte unseren Freund Hamilton für absolut fähig, detaillierte Vorschläge zu machen, du brauchst sozusagen nur Flagge zu zeigen.«
    »Ich soll ihm also in allgemeinen Wendungen erklären, daß wir ihm die Eier abschneiden, wenn er nicht mitmacht?«
    »Ja, etwa so«, seufzte Samuel Ulfsson und widmete der Frage der deniability der beiden Anwesenden einen flüchtigen, ironischen Gedanken.
    »Die Wortwahl überlasse ich gern dir, aber der Inhalt dürfte wohl klar sein.«
    »Kann ich von hier anrufen, von deinem Telefon?«
    »Aber natürlich.«
    »Hast du die Nummer?«
    »Ja, einen Moment.«
    Als Oberstleutnant Karl-Erik Järn, Chef des schwedischen UN-Bataillons in Camp Victoria auf Zypern, seine Schritte einundzwanzig Minuten später entschlossen zum Krankenrevier des Camps lenkte, war er bleich, aber gefaßt. Zu seiner Verblüffung hörte er aus der Baracke wieherndes Gelächter. Das war gelinde gesagt verwirrend. Er klopfte hart und bestimmt an die Tür, wartete die Antwort ab und trat ein.
    Carl, der sofort ernst wurde, stand abwartend auf. Die erste Nachricht entnahm er schon dem grauen Gesicht des Bataillonschefs.
    Unbewußt hatte Karl-Erik Järn vor seinem jüngeren und nachgeordneten Offizierskameraden Haltung angenommen, korrigierte sich aber schnell. »Ich habe«, sagte er, »soeben ein klärendes Telefongespräch mit dem Generalstabschef geführt.«
    »Welchen Inhalts?« fragte Carl höflich.
    »Etwa folgenden Inhalts: daß man zwischen weiterem Dienst bei den UN oder der Möglichkeit, Oberst zu werden, wählen könne.«
    »Und ich gehe davon aus, daß das Nationalgefühl den Ausschlag gegeben hat«, sagte Carl, der sich nur mit größter Mühe einen neuen Lachanfall verkneifen konnte.
    »Ja, mir scheint, diese Sache liegt im Interesse der Nation.«
    »Ja, ich kann mich erinnern, so etwas gesagt zu haben. Na schön, dann arbeiten wir von jetzt an also zusammen?«
    »Die Antwort ist ja. Was kann ich tun? Was habt ihr selbst für Pläne?«
    Carl setzte sich und gebot dem Ranghöheren mit einer Handbewegung, es ihm gleichzutun, was im Hinblick auf die gespannte Situation gar nicht so widersinnig erschien, wie es tatsächlich war. Carl dachte kurz nach, während die beiden anderen Männer im Raum gespannt sein Gesicht beobachteten.
    »Rückweg per SCACYP. Direkt nach Stockholm, aber nicht auf der üblichen Route über Osteuropa. Dabei gibt es noch folgende Probleme: Uniformen, Ausweise, Passierscheine, Flughafenkontrolle, Pässe… Wer kümmert sich um so was?«
    »Der für Personalfragen zuständige Offizier, Major Larsson. Aber SCACYP geht doch nicht…«
    »Ich weiß. Ankunft heute Montag, weiter nach Israel, Rückkehr hierher Donnerstag zum Weitertransport nach Stockholm. Das war einer meiner möglichen Wege, ich meine, wenn ich mit der Air France an einem Donnerstag auf etwas normalere Weise hergekommen wäre.«
    »Aber wie willst du die Route ändern? Das geht doch nicht?«
    »Ein neues Zahlensystem auf dem gleichen Weg wie vorhin, dann erledigen sie in Stockholm den Rest. Wir müssen also einen gewissen Major Larsson einweihen?«
    »Ja, ich kenne mich in diesen Personalsachen nicht aus, und außerdem würde es einen merkwürdigen Eindruck machen.«
    »Befindet sich Larsson hier im Camp?«
    »Ja. Wir können hier konferieren, ich kann ihn holen.«
    »Nein, lieber nicht. Wir sollten uns in deinem Büro unterhalten. Das wirkt etwas natürlicher als eine Konferenz hier im Krankenrevier. Besorge mir aber erst eine Uniform, damit ich mich sehen lassen kann.«
    »Eine Uniform?«
    »Ja. Khakifarben mit dem Symbol der UN und drei Kronen, so was hast du doch selbst. Als blutbespritzter Zivilist würde ich nur unnötiges Aufsehen erregen. Der Rang eines Majors scheint mir passend zu sein, obwohl ich mal gehört habe, daß man auf Auslandsposten gleich befördert wird. Wie du siehst, bin ich oben herum etwas breiter und in den Hüften

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