Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Interesse der Nation

Im Interesse der Nation

Titel: Im Interesse der Nation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
Zeitpunkt sollten drei Küstenkorvetten die drei Positionen anlaufen und Wasserbomben-Teppiche werfen. Das erwartete Resultat war natürlich die totale Zerstörung der Stationen Apraksin, Bodisko und Tschitschagow. Jetzt hatte die Operationsabteilung den Auftrag, etwas diskretere Angriffsformen vorzubereiten.
    »Diesen Einsatz von Küstenkorvetten«, sagte Carl, »kann man natürlich vergessen, oder?«
    »Keine Frage«, sagte Lallerstedt verbissen. »Mehrere hundert Mann würden Bescheid wissen. Dann könnten wir genausogut vor laufenden Fernsehkameras angreifen. Außerdem würden viele Gegenstände auf dem Wasser treiben, darunter haufenweise tote Russen. Ich glaube kaum, daß uns daran gelegen sein kann.«
    »Man wird ihnen vermutlich nicht ansehen, daß es Russen sind. Sie tragen keine Uniformen und dürften überwiegend Material aus dem Westen verwenden«, überlegte Carl.
    »Nein«, wandte Johan F:son Lallerstedt energisch ein, »das eine führt zum anderen. Wir könnten sie nicht einfach da auf dem Wasser herumtreiben und die Strände verunreinigen lassen. Sie müssen eingesammelt werden, man muß sie obduzieren, numerieren, in Plastiksäcke verpacken, und die damit verbundenen Untersuchungen führen dazu, daß man sich auch ihre Zahnplomben ansieht, eventuelle Operationsnarben und ähnliches, und dann wird Irene Glogauer beweisen, daß es westdeutsche Zahnplomben sind, und damit kommt es in der Öffentlichkeit zu einer endlosen Debatte.«
    »Es ist nicht sicher, daß sie an die Oberfläche kommen, nicht mal, wenn wir Wasserbomben werfen«, überlegte Carl weiter, während er sich einzureden versuchte, es handle sich um ein rein technisches Problem.
    »Der Wasserdruck hält Leichen normalerweise unten, wenn sie in Tiefen liegen, wie sie hier zu erwarten sind, nämlich unter zehn Metern. Wasserbomben wirbeln natürlich eine ganze Menge auf, und dann steigt alle Luft nach oben, genauso Menschen und schwimmendes Material, ja vielleicht doch.«
    Doch der Tod war nicht das Problem. Ein bewaffneter Einsatz gegen eine total überlegene Großmacht mußte diskret erfolgen. Und von den Russen war bekannt, daß sie erstaunlich viel Prügel vertrugen, solange sie nur im stillen verprügelt wurden. Doch jede Form von Öffentlichkeit schienen sie als Herausforderung auf Leben und Tod zu begreifen; als die U 137 in schwedischen Gewässern auf Grund lief, empörte sie nicht so sehr die Tatsache, daß das U-Boot mit Besatzung eine Zeitlang gefangen war, sondern die Frechheit der schwedischen Nachrichtenmedien, die die Stirn gehabt hatten, Fotos von Kapitän Guschtschin zu veröffentlichen.
    Voraussetzung Nummer eins bestand also darin, daß ein Einsatz von Waffen nur diskret, ohne Spuren zu hinterlassen, erfolgen durfte.
    Also Taucher. Drei Trupps mit je vier Tauchern, die synchron zuschlugen.
    Also eine völlig andere Methode als Wasserbomben. Kleine Sprengladungen, alle sechs Meter plaziert, um eventuelle Abschottungen zwischen den Segmenten zu zerstören. Die Sprengladungen würden nur Löcher reißen, mehr nicht. Der Wasserdruck würde den Rest besorgen, und alles würde wie in einem Aquarium unten bleiben. Eventuell würde man erlauben, daß die Russen ihre Toten in aller Stille heimholten.
    Eine solche Operation bedeutete, daß etwa fünfundzwanzig Personen im Land Bescheid wüßten oder zumindest vermuten konnten, was geschehen war. Hinzu kamen Verwandte, Verlobte und Ehefrauen - mindestens doppelt so viele Menschen.
    Es würde eine Unmenge von Gerüchten geben. Doch merkwürdige Gerüchte waren schon früher im Umlauf gewesen - ein gesprengtes westdeutsches U-Boot liege mit toten Seeleuten auf dem Meeresgrund, Palme habe Befehl gegeben, eroberte U-Boote freizulassen, »das Militär« wisse, daß die U-Boote aus NATO-Ländern stammten, deshalb habe man nichts unternommen, russische Seeleute würden insgeheim in schwedischen Militärkrankenhäusern versorgt, was immer unter »Militärkrankenhäuser« zu verstehen sei; lauter solche Gerüchte hatte es schon gegeben, und das Gerücht von gesprengten sowjetischen Unterwasserbasen würde nur ein weiteres Gerücht sein. Allerdings eins, das den Tatsachen entsprach. Das war ein Unterschied.
    Man mußte den Tauchern andere Voraussetzungen als die tatsächlichen nennen. Erstens etwa, daß es sich um unbemannte »Vorratsräume« oder Bunkerstationen handle. Zweitens, daß es Einrichtungen seien, die nicht mehr gebraucht würden und deshalb zerstört werden sollten.
    Nach ein paar

Weitere Kostenlose Bücher