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Im Interesse der Nation

Im Interesse der Nation

Titel: Im Interesse der Nation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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darüber nicht sehr glücklich zu sein?«
    »Natürlich bin ich das nicht. Aber wie du weißt, besteht das Leben aus lauter Wahlmöglichkeiten.«
    »Du hast also gewählt, Hausfrau in Santa Barbara zu sein, Hausfrau mit einem roten Mercedes-Cabrio, statt diesen gottverlassenen illegalen Einwanderern zu helfen, wovon du immer geträumt hattest?«
    »Bitte, Lieber, mach es nicht noch schwerer, als es schon ist.«
    »Nein, Verzeihung. Ist dein Mann Katholik?«
    »Nein, wieso? Das genaue Gegenteil, würde ich sagen, aber warum fragst du?«
    »Reine Neugier. Muß eine tolle Hochzeit gewesen sein.«
    »Durchaus. Wir haben in Vegas geheiratet. Caesar’s Palace in Las Vegas, und wenn du wissen willst, warum, kann ich dir nur sagen, daß sämtliche anderen Pläne daran scheiterten, daß es nicht leicht gewesen wäre, Papa auf einer Hochzeitsparty in der Stadt auftreten zu lassen.«
    »Nein, ich kann mir vorstellen, daß er für diese Kreise nicht repräsentativ genug ist.«
    Carl bereute wieder, daß er so unbeherrscht gewesen war, und versuchte den Schaden gutzumachen, obwohl es offenkundig zu spät war.
    »Wie geht es ihm denn jetzt, deinem Vater?«
    »Du weißt, wie es ist.«
    »Ja, ich habe gestern mit ihm telefoniert.«
    »Wirklich? Weshalb denn?«
    »Wollte ihm einfach nur guten Tag sagen. Außerdem wollte ich deine Adresse haben, um dich hier zufällig besuchen zu können. Ich bin nach Frisco geflogen, um Kalifornien von oben nach unten zu durchfahren.«
    »Nur um herzukommen und mir weh zu tun?«
    »Nein, ich bin ein dummer Tölpel, weil es so schwer gewesen ist, so lange ohne dich auszukommen, und weil mich die Aussicht auf ein Wiedersehen mit dir so nervös gemacht hat.«
    Endlich zeigte sie wieder ihr Lächeln. Wenn er die Augen schloß, sah er jederzeit ihr Lächeln vor sich, und jetzt saß sie leibhaftig vor ihm und lächelte.
    »Gosh, Carl! Ich dachte, ich kippe aus den Pantinen, als ich die Tür aufmachte und dich sah.«
    »Dafür hast du dich aber gut beherrscht.«
    »Du bist ein Idiot, weißt du das? Du hättest es mir sagen müssen.«
    »Ja, das bin ich wirklich. Was hast du damals eigentlich geglaubt?«
    »Das da eine andere war, natürlich. Ich dachte, du betrügst mich und sie vielleicht auch. Verstehst du, drei Jahre mit ständigen unerklärten Reisen von drei bis vier Tagen pro Mal, das ist ziemlich hart zu schlukken, kapierst du das denn nicht?«
    »Yep. Kapiere. Es war aber noch schwieriger, drei Jahre lang zu lügen.
    Aber jetzt weißt du Bescheid, Frau Anwältin. Und das, was ich dir gesagt habe, darfst du als vertrauliche Information werten, die der Schweigepflicht unterliegt, wie es bei euch Anwälten heißt.«
    »Nope. Die gilt nur für meine Klienten und bestimmte Behörden. Du bist zum Glück nicht mein Klient. Und als Behördenvertreter möchte ich dich auch nicht gern sehen.«
    »Dann betrachte es doch als ein zu spätes Vertrauen zwischen dir und mir.«
    »Ja, das verspreche ich, aber…« Sie lauschte plötzlich, als ein Wagen auf dem Hof vorfuhr, blickte sich unruhig um und rückte mit einer unbewußten Bewegung ihre Bluse zurecht.
    »Ich glaube, du mußt bald gehen, Carl«, sagte sie leise. Einen Moment lang glaubte er in ihren Augen so etwas wie Tränen entdeckt zu haben. Vielleicht war es jedoch nur Einbildung, denn sie hatte sich überraschend schnell wieder in der Gewalt. Sogar ihre Körpersprache war vollkommen anders als eben noch.
    Im Korridor waren Schritte zu hören. »So ein gottverfluchtes säuisches Golfwetter, und dieser verfluchte Art schafft trotzdem zwei Birdies!« rief die sich nähernde Gefahr.
    »Wenn du mich mal sprechen willst, weißt du, wo du mich erreichen kannst«, flüsterte Carl schnell, während er sich in Erwartung ihres Mannes erhob. Sie antwortete nicht.
    »Burt, darf ich dich mit Carl bekannt machen? Carl, das ist mein Mann Burt«, spulte sie sehr förmlich ihre Litanei ab, als ihr Mann den Raum betrat.
    Er war ein untersetzter, kräftiger Mann in den Vierzigern, einen halben Kopf kleiner als Carl und mit scharf blickenden hellblauen Augen, die sofort darüber Auskunft gaben, daß Carl eine bekannte Geschichte aus der unpassenden Vergangenheit war.
    Die beiden Männer gaben sich steif die Hand. Es sah aus, als zögerte der andere, wie deutlich er seine üble Laune zeigen sollte, doch die Richtung war eindeutig.
    »Aha«, sagte er schließlich, »da haben wir also Carl höchstpersönlich. Ich kann nicht behaupten, über Ihren unerwarteten, um nicht zu sagen

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