Im Interesse der Nation
rasierter, kräftiger Mann mit grauen Haaren, der die Admiralsuniform der sowjetischen Marine trug.
»Korvettenkapitän Carl Gustaf Hamilton, zu Ihren Diensten, Sir. Man hat mir gesagt, daß Sie englisch sprechen. Ich hoffe, daß es stimmt, Sir.«
»Korrekt. Stehen Sie bequem!«
Auf diesen Befehl hin setzte Carl automatisch den rechten Fuß vor, blieb mit den Händen auf dem Rücken so stehen und fingerte an der schußsicheren Weste herum. So verharrte er und blickte starr geradeaus, während der Vizeadmiral um ihn herumging und ihn prüfend musterte.
»Sie sind also meine Begleitung, Herr Korvettenkapitän?« fragte der Admiral, als er seine Runde beendet hatte.
»Ja, Herr Admiral!« erwiderte Carl mit einem plötzlichen Rückfall in amerikanisches Soldatenverhalten. Er sah dem Vizeadmiral bei der Antwort nicht in die Augen.
»Hm«, knurrte der Russe und umrundete Carl erneut. Dann zog er einen Stuhl hervor und setzte sich. Carl blieb wie selbstverständlich in der gleichen Stellung stehen.
»Hat die schwedische Regierung einen einzigen Mann geschickt, um mich zu begleiten? Habe ich Sie da richtig verstanden, Korvettenkapitän?« fragte der Vizeadmiral mit fast demonstrativ hartem Tonfall.
»Das ist korrekt. Das ist mein Auftrag, und den gedenke ich auszuführen, Sir!« erwiderte Carl militärisch knapp.
»Was haben Sie da hinter dem Rücken?«
»Eine schußsichere Weste, Sir.«
»Ich nehme an, die soll für mich sein?«
»Korrekt, Sir.«
»Haben Sie vielleicht auch eine?«
»Nein, Sir!«
»Weshalb nicht?«
»Weil Sie das vorrangige Ziel sind und ich Bewegungsfreiheit brauche, Sir.«
Der Admiral schwieg eine Weile. Dann begann er zu lachen, zunächst leise glucksend, dann immer lauter.
»Bitte, setzen Sie sich, Herr Korvettenkapitän, setzen Sie sich doch«, sagte er und lachte jetzt recht lautstark.
Carl setzte sich auf die glattgestrichene Bettkante. Der Bettüberzug wies nicht eine Falte auf. Marinedisziplin, dachte er.
»Sagen Sie mir, junger Freund«, sagte der Vizeadmiral mit plötzlichem Ernst, »sagen Sie mir - hat die schwedische Regierung die Bedeutung dieses Unternehmens nicht verstanden?«
Carl überlegte kurz, bevor er antwortete.
»Ich bin dem schwedischen Oberbefehlshaber und seinen Anweisungen direkt unterstellt. Bei der militärischen Führung hat man die Bedeutung dieses Unternehmens in vollem Umfang erkannt, Sir.«
»Und was sind Sie für einer? Sind Sie Stabsoffizier?«
»Nein, Sir.«
»Welche Funktion haben Sie dann bei der schwedischen Marine?«
Carl überlegte, was er antworten sollte. Ihm ging allmählich auf, daß er diese eigenartige Situation irgendwie durchbrechen mußte, die ihn zwang, als Korvettenkapitän vor einem Vizeadmiral aufzutreten.
»Mit Ihrer Erlaubnis, Sir, darf ich Ihnen die Lage vortragen?«
»Sehr gut. Tun Sie das!« befahl der Vizeadmiral.
Carl holte Luft und versuchte, seine seelische Disposition zu ändern. Es mußte klar werden, daß er derjenige war, der zu entscheiden hatte.
»Herr Vizeadmiral«, begann er und spürte, wie er sich augenblicklich wieder in einen Gemeinen verwandelte, der vor einem Obergefreiten strammstehen mußte, »die ägyptischen Behörden haben für Ihren Transport nach Schweden Bedingungen gestellt, das heißt für die Ausreise aus Ägypten. Eine dieser Bedingungen besteht darin, daß nur ein einziger Mann Sie begleiten darf und daß der Transport diskret vor sich gehen muß. Wir auf schwedischer Seite haben den Eindruck gewonnen, daß sie unnötiges Aufsehen und jeden Lärm vermeiden wollen. Die militärische Führung meines Landes hat mich dazu ausersehen, den Auftrag auszuführen. Ich bin befugt, jederzeit abzubrechen, wenn ich es wünsche. Das also für den Fall, wenn Sie nicht mit mir zusammenarbeiten wollen oder ich den Verdacht bekomme, daß es sich um eine Falle handelt. Das Botschaftspersonal hat keinerlei Einfluß auf meine Entscheidungen. Sie und ich werden das Land per Flugzeug verlassen. Ich habe jedoch nicht die Absicht zu sagen, wie und wann. Wir wissen nicht, ob Ihre Landsleute Ihren Aufenthaltsort kennen, doch ich gehe bei meinen Vorbereitungen von dieser Voraussetzung aus. Für den Moment habe ich nur vor, eine Kamera zu holen und Sie aufzunehmen, damit wir Sie mit einem schwedischen Paß ausstatten können. Wie gesagt, ich kann mich im Moment nicht näher darüber äußern, wie der Zeitplan für das Unternehmen aussieht, aber ich möchte Sie bitten, sich bereit zu halten. Noch Fragen, Sir?«
Der
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