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Im Jahre Ragnarök

Titel: Im Jahre Ragnarök Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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Charakterfest, sicher.
Aber doch ein Dummkopf.« Sperber zuckte mich den Schultern. »Was soll's. Wenigstens der Ordnungsdienstler war klüger.« »Und was wird nun aus dem spinnerten Engländer?«
»Der schmort in seiner Zelle, bis um sieben Uhr alles hier in die Luft geht.«
Pallasch legte verständnislos die Stirn in Falten und machte einige Bemerkungen über die unfassbare Dummheit des Engländers. Dann, in plötzlicher Eile, als hätte er sich gerade an eine dringende Verpflichtung erinnert, meinte er: »Du, Wolfgang, ich werd' gebraucht. Wir seh'n uns später.«
»Spätestens vor 3500 Jahren«, bemerkte Sperber und lachte über seine vermeintlich geistreiche Äußerung.
Pallasch entfernte sich. Auch der SS-Major ging weiter; er wollte einen ruhigen Ort finden, um in der wenigen verbleibenden Zeit ungesehen eine Zigarette zu rauchen. Seitdem der Reichsführer einen geradezu missionarischen Abscheu gegen Tabak entwickelt hatte, war es ratsam, nur in gut verborgenen Winkeln zu rauchen.

Himmlers Enthusiasmus kannte keine Grenzen. Die Aussicht auf unsterbliche arische Epen hatte ihn derart in Begeisterung versetzt, dass seine emotionsarme Phantasielosigkeit wie weggeblasen war. Mit leuchtenden Augen ersann er immer neue Ideen für die angemessen heroische Verewigung der Taten des neuen Herrenvolkes gottähnlicher Helden. Und Dünnbrot bestätigte ihn nicht nur in allem, er steigerte sogar noch jede der literarischen Visionen des Reichsführers und versprach ihm, machtvoll untermauert mit zahlreichen wohlklingenden Zitaten, großartige Werke zu verfassen, die Hunderte von Generationen überdauern würden.
»Sie sind ein Genie, Sturmbannführer«, sagte Himmler hingerissen. »Wie kein anderer verstehen Sie meine Absichten und erfassen die tiefst verwurzelten Bedürfnisse der nordischen Seele. Man wird Ihnen zu Recht Altäre errichten.«
»All mein Wissen und Können steht im Dienst unserer großen Sache«, entgegnete Dünnbrot bescheiden. Er machte eine kurze Pause, als wäre er sich nicht sicher, ob er weitersprechen sollte. Erst nach einem aufmunternden Nicken Himmlers, der das Zögern richtig deutete, fuhr er fort: »Reichsführer, dürfte ich mir erlauben, Sie um einen Gefallen zu bitten?«
»Um jeden, Dünnbrot, um jeden! Was immer Sie möchten, ich gestatte es.«
»Es verhält sich so, Reichsführer, dass meine ... meine Verlobte durch eine ungewöhnliche Verkettung von Ereignissen bei uns war. Wir haben sie am Rand des Sperrgebiets zurückgelassen, in Pirna. Ich bitte um die Erlaubnis, sie dort abholen und mitnehmen zu dürfen.«
Sichtlich angespannt erwartete Dünnbrot die Reaktion auf sein gewagtes Gesuch.
Es dauerte eine sich lang hinziehende Sekunde, bis Himmlers Augenbrauen unschlüssig zuckten:
»Ihre Verlobte?« Er fixierte Dünnbrot scharf. »Woher stammt sie?«
»Aus Luxemburg, Reichsführer.«
An Himmlers Miene war zu erahnen, dass er im Kopf die Rassentafeln durchging.
Dann hellte sein Gesicht sich plötzlich auf: »Dann ist sie vermutlich moselfränkischer Abstammung. Sehr gut. Ja, Sie dürfen sie holen, sie kommt mit uns. Diese Treue zur Gefährtin ist ein wahrhaft germanischer Wesenszug und verdient Anerkennung. Allerdings«, schränkte Himmler ein, »muss eine spätere rassenkundliche Untersuchung feststellen, ob Sie mit ihr Kinder haben dürfen.«
Dünnbrot stand die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. »Selbstverständlich, Reichsführer. Ich danke Ihnen!«
Himmler trat an seinen Schreibtisch und drückte einen der Knöpfe der Gegensprechanlage.
Fast unverzüglich öffnete sich eine Seitentür und die Ordonnanz, ein vierschrötiger Riese in gefleckter Uniform, kam herein und nahm Haltung an.
»Rottenführer Klörath, Sie nehmen einen Wagen und bringen Sturmbannführer Dünnbrot nach Pirna, um dort seine Gefährtin abzuholen«, wies ihn Himmler an. Er öffnete eine der Schubladen, zog einen Bogen Papier hervor und übergab ihn dem Rottenführer. »Ein Blanko-Passierschein mit Pattons Unterschrift. Füllen Sie ihn später nach Bedarf aus. Dann kommen Sie uns nach. Adjutant Neuner gibt Ihnen die Route unseres Konvois, damit Sie uns einholen können. Holen Sie sich außerdem zwei Rotkreuz-Monturen, damit Sie sich umziehen können, ehe Sie von Pirna aufbrechen.« Mit Betonung, als wollte er die besondere Bedeutung der Anordnungen unterstreichen, setzte er hinzu: »Wenn Sie beim Fuhrpark sind, überwachen Sie, wie Kiste 28 verladen wird. Das Material ist ungemein wichtig, sozusagen unsere

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