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Im Jahre Ragnarök

Titel: Im Jahre Ragnarök Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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vorgeführt hat.«
»Sir, das ...«
»Schluss jetzt! Sie sind von dem Auftrag entbunden. Ich erwarte Ihren Bericht.«
Es knackte aus dem Lautsprecher, dann war außer statischem Rauschen nichts mehr zu hören. Benommen blickte Smith auf das verstummte Gerät in seiner Hand, ohne dabei tatsächlich etwas wahrzunehmen. Für einige Sekunden war er zu keiner Reaktion fähig; als er dann langsam wieder zu Sinnen kam, schleuderte er das Gerät kraftlos in den Wagen, drehte sich um und entfernte sich, den Blicken der Militärpolizisten ausweichend.
»So eine gottverdammte, verfluchte, verkackte Scheiße«, murmelte er und hielt auf den Chrysler zu. Er wollte von alledem nichts mehr wissen! Tubber, dieser Deutsche, Svensson, Pallasch, sie sollten ihm alle gestohlen bleiben. Er wollte nur noch seine Brille holen und dann sofort diesen Ort verlassen.
Smith stieg in den Wagen und beugte sich hinunter, um die Brille vom Boden aufzuheben. Er fand sie, und er sah im Fußraum noch etwas, das zuvor seiner Aufmerksamkeit entgangen war. Unter dem Vordersitz ragte eine Ecke eines braunen Umschlags hervor. Er zog ihn ans Licht und erkannte ihn wieder; in diesem Umschlag hatte sich der Inhalt von Tubbers Taschen befunden. Nun war er natürlich leer. Der Engländer hatte alles wieder an sich genommen.
Trotzdem griff Smith hinein. Es geschah eher automatisch, ohne einen Grund und ohne jegliche Erwartung, etwas zu finden. Umso größer war seine Überraschung, als seine Finger dennoch etwas fühlten. Im Umschlag befand ein kleines Stück Papier, das beim Ausleeren offenbar hängen geblieben war.
Smith holte es heraus. Und als er es ansah, erschrak er. Auf einem Zettel aus einem Notizblock standen die mit Bleistift geschriebenen Worte:
    Fri Mar 9, 0930h Kassel
Herkules Svensson
    »Jesus Christ!«, ächzte er halblaut und holte schnell seine Brieftasche hervor.
Seine Finger zitterten, als er den Wust von Notizen im Innenfach durchblätterte.
Schließlich zog er einen Zettel heraus und verglich ihn mit dem aus Tubbers Besitz.
Sie waren völlig identisch.
Der Zettel aus dem Umschlag hatte einige Knicke mehr, doch ansonsten gab es zwischen ihnen keinen Unterschied. Selbst die Wellen, die das Papier als Folge des Sturzes in das Wasserbecken in Kassel gebildet hatte, waren bei beiden absolut gleich. Und Smith sah, dass auch die Handschrift, seine eigene Handschrift, nicht die geringsten Abweichungen aufwies.
Schwindel erfasste ihn; er kniff die Augen zu. Sein Verstand rebellierte. Es konnte einfach nicht sein! Dieser Zettel, den er selbst vor drei Wochen geschrieben hatte, konnte nicht doppelt existieren.
Und dennoch war es so. Als er die Lider wieder aufschlug, waren beide Papierstücke immer noch vorhanden und spotteten aller Logik.
Jesus Christus und alle verfluchten Heiligen, was geht hier vor? , raste es durch seinen Kopf. Die auf unerklärliche Weise verdoppelten Zettel, die er vor sich hatte, waren ein Ding der Unmöglichkeit, absolut unvereinbar mit dem gesunden Menschenverstand.
Und dennoch waren sie real.
Nur einer konnte den Widerspruch auflösen, nämlich John Tubber. Smith sah sich zwei unvereinbaren Alternativen gegenüber, zwischen denen es keinen Kompromiss und keinen erlösenden dritten Weg geben konnte: Entweder bekam er schnellstens den Engländer in die Hände, damit der ihm verriet, welches Geheimnis hinter diesem Phänomen steckte – oder er würde nie mehr Ruhe finden.
Er stopfte die Papiere in die Tasche, stieg aus dem Auto und rannte hinüber zum wartenden Helikopter. Vielleicht, mit sehr viel Glück, würde man ihm erlauben, die Fahndung nach Tubber fortzusetzen. Aber für langwierige Rückfragen blieb ihm keine Zeit, denn mit jeder Sekunde, die verstrich, sanken die Chancen, den englischen Agenten aufzuspüren. Und ob sich seine Vorgesetzten von zwei Stückchen Papier hinreichend beeindrucken lassen würden, bezweifelte er. Smith entschied sich, auf eigene Faust vorzugehen; Begründungen und Entschuldigungen ließen sich später immer noch finden. Er kletterte ins Cockpit des Hubschraubers und wies den Piloten an: »Starten!
Wir müssen einen Truck einholen, der auf dieser Straße südwärts fährt und etwa zwei bis drei Stunden Vorsprung hat. Wenn wir ihn finden, landen Sie vor ihm und zwingen den Fahrer zum Halten!«
»Nicht machbar, Sir«, erwiderte der Pilot. »Es wird schon dunkel, da kann ich der Straße nicht folgen. Und blind in unbekanntem Gelände runtergehen ist auch zu gefährlich.«
»Verd …«, setzte

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