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Im Jenseits ist die Hölle los

Titel: Im Jenseits ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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verabschiedeten, meinte er, dass es schön wäre, wenn wir uns mal wieder begegnen würden. Ich lud ihn natürlich zu einem Besuch nach Helsinki ein.
    »Kommen Sie doch auf den Senatsplatz, dort bin ich ziemlich oft. Ich werde Ihnen gern mein Land und mein Volk vorstellen, ich kenne in Finnland viele Lebende und Tote.«
    So verblieben wir. Der Papst winkte lässig zum Ab­ schied und schwang sich dann geschickt in die Luft. Er schwebte über Rom hinweg und entfernte sich Richtung Horizont, wo er von einem Taubenschwarm aufgenom­
    men wurde und mit ihm meinen Blicken entschwand. 9
    Wieder in Helsinki, begab ich mich sofort zum Friedhof von Malmi, um Propst Hinnermäki aufzusuchen. Stolz erzählte ich ihm, dass ich in Rom Papst Pius IX. begeg­ net war und mich sogar lang und breit mit ihm unter­ halten hatte.
    Hinnermäki staunte nicht schlecht, und in seiner Stimme schwang versteckter Neid mit, als er sagte:
    »Jetzt bin ich schon seit Jahren tot, aber so etwas ist mir noch nicht widerfahren.«
    Ich erzählte ihm, dass der Papst Finnland besuchen wolle, und versprach, die beiden miteinander bekannt zu machen. Hinnermäki freute sich sehr darüber. Ich erwähnte noch, dass der Papst eine interessante Persön­ lichkeit sei und eine außerordentlich ereignisreiche Vergangenheit habe.
    Als eine Art Gegendienst wollte mir Hinnermäki un­ bedingt eine himmlische Besonderheit vorstellen, etwas, wie ich es vermutlich noch nie erlebt hatte. Geheimnis­ voll lächelnd führte er mich zur Kirche von Lauttasaari. Wir setzten uns auf die Eingangsstufen. Hinnermäki erklärte, dass wir dort eine Weile warten müssten.
    »Du weißt wohl, dass Voitto Viro, der Pastor von Laut­ tasaari, im Ruhestand ist?«, fragte Hinnermäki. Ich bestätigte, dass dies mir bekannt sei, aber ich konnte mir nicht vorstellen, warum wir über Voitto Viro spra­ chen. Wollte Hinnermäki mir den Pastor vorstellen, nur um zu beweisen, dass auch er berühmte Kirchenmänner kannte? Doch konnte Voitto Viro meiner Meinung nach – trotz seiner vielen Tugenden – dem Papst nicht das Wasser reichen. Dafür würden keine fünf Viros reichen, auch keine zehn. Außerdem war Voitto Viro noch am Leben, wenn auch bereits pensioniert. Was also hatte Hinnermäki vor?
    Nach einiger Zeit tauchte Voitto Viro auf. Er kam aus der Richtung der Bibliothek von Lauttasaari und führte einen kleinen, zotteligen Hund mit sich, der, an straffer Leine, sein Herrchen energisch vorwärts zog. Viro folgte dem Hund, er war tief in Gedanken, redete die ganze Zeit mit sich selbst, lachte auch gelegentlich. Es hörte sich an, als sei er in ein launiges Gespräch mit einer anderen Person vertieft.
    Das alles fand ich nicht sehr ungewöhnlich: Es gab sicher so manchen Kirchenmann und auch andere Bürger, die mit sich selbst sprachen, wenn sie ihre Hunde ausführten. Ich erklärte Hinnermäki, dass der Anblick von Voitto Viro meiner Ansicht nach in keiner Weise etwas so Besonderes war wie die Begegnung mit dem Papst, vielleicht abgesehen von der Tatsache, dass Viro lebte und mit sich selbst redete.
    Hinnermäki bedeutete mir zu schweigen. Wir folgten dem debattierenden Pastor, der die Kirche umrundete, denn auf ihrer Rückseite begann ein Weg, der durch einen kleinen Wald führte. Ich lief ziemlich lustlos hinter den beiden Männern her, von denen einer lebte und der andere tot war. Nicht nur, dass die Predigten der Pasto­ ren im Allgemeinen recht dröge waren, so konnte mich offensichtlich auch das, was sie für außerordentlich hielten, nicht vom Hocker reißen.
    Doch dann ertönte auf dem Waldweg plötzlich lautes Hundegebell, und ich bekam etwas so Absonderliches zu sehen, wie es sich ein Lebender kaum vorstellen kann.
    Aus dem Wald stürzte ein zotteliges kleines Wesen, ein magerer Pudel. Er stürmte Voitto Viro freudig entge­ gen, wuselte um ihn herum, wedelte mit seinem Quas­ tenschwanz und versuchte sogar an dem Mann hochzu­ springen und sein Gesicht zu lecken. Dann ging er auf den Hund des Pastors los, knurrte und bellte ihn an, schnappte nach ihm, versuchte ihn zu beißen und ihn von der Seite seines Herrchens zu vertreiben. Die ganze Gegend hallte von dem Lärm wider, den der Pudel ver­ anstaltete. Er war ausgelassen fröhlich und aggressiv zugleich.
    An sich wäre daran nichts Besonderes gewesen, streunende Hunde legen nicht selten ein solches Verhal­ ten an den Tag. Da aber weder Voitto Viro noch sein Hund in irgendeiner Weise auf das fremde Tier reagier­ ten, wirkte

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