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Im Jenseits ist die Hölle los

Titel: Im Jenseits ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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wohlweislich auf ihrem sicheren Platz im Elchgeweih blieb.
    Dann begann Arttela fieberhaft herumzutelefonieren. Anscheinend legten alle Angerufenen sofort den Hörer auf, was ihn zu Wutausbrüchen veranlasste, aber nicht davon abhielt, es nach einer Weile erneut zu versuchen. Schließlich bekam er einen seiner Saufkumpane an die Strippe und sagte in befehlendem Ton:
    »Hei, hier Arttela. Komm her, und zwar sofort! Noch geht die Welt nicht unter, das kannst du mir glauben! Nimm dir ein Taxi und komm sofort her, dann bringen wir Schwung in die Sache.«
    Bald bog ein rotes Taxi auf den Hof ein, dem ein ma­ gerer, schäbiger Säufer von vielleicht dreißig Jahren entstieg. Er trug einen viel zu dünnen Popelinemantel, und unterhalb der Hosenbeine blitzten die unbestrumpf­ ten Fesseln auf, als er über den verschneiten Hof ging. Er stakste wie ein Storch, damit kein Schnee in seine Schuhe drang. Mit blauer Nase meldete er sich bei Arttela, der ihn damit empfing, dass er ihm gleich die Schnapsflasche an den Hals setzte.
    »Das ist Lehesmäki«, erklärte mir Propst Hinnermäki. »Er regelt Arttelas Angelegenheiten, ist eine Art Haus­ hofmeister und treuer Saufkumpan.«
    »Ich bestelle also Frauen«, sagte Lehesmäki, während er am Telefon eine Nummer wählte. Er drehte sich zum Hausherrn um und fragte:
    »Es dürfen sicher auch mehrere kommen?« »Meinetwegen das ganze westliche Uusimaa ein­
    schließlich Turku, immer her mit ihnen«, bekräftigte Arttela im Suff.
    23
    Auf Arttelas Anwesen nahm man nun ernsthaft in An-griff, das Landgut an die Spekulanten und den Haus­ herrn ins Grab zu trinken. Taxis brachten Trinker aus allen Richtungen – sogar aus Turku und aus Helsinki –, Männlein und Weiblein. Es kamen Gauner und Huren, Waldkäufer und Grundstückspekulanten, Geschäfts­ männer, Typen mit Instinkt fürs schnelle Geld, ausge­ rüstet mit fertig aufgesetzten Kaufverträgen, und in einem der Wagen saß auch ganz unauffällig der devote Oberbuchhalter einer kleinen Bank, der nicht wegen der Feier kam, sondern sich nur für seine Papiere und die zittrige Unterschrift des betrunkenen Bauern interes­ sierte.
    Arttela nahm dicke Bündel schmutzigen Geldes ent­ gegen, die er postwendend an Lehesmäki weiterreichte, der damit Schnaps, Frauen und die anderen obligatori­ schen Zutaten eines zünftigen Saufgelages bezahlte.
    In einer Ecke der großen Stube dröhnte der Platten­ spieler, die Huren lachten schrill und roh über ihre eigenen Einfälle und über den betrunkenen Gastgeber, der mitten in der Stube plump tanzte und in den Pausen Geldscheine zerriss. Das Gesindel griff nach den Fetzen und verzog sich ins Nebenzimmer, um die wertvollen Schnipsel wieder zusammenzukleben. Irgendwo ging eine Fensterscheibe klirrend zu Bruch, jemand kotzte in die ehemalige Milchkammer des Hauses, auf dem Hof knallten die Taxitüren, und die Taxameter tickten auf Kosten des Gastgebers. Die Fahrer freuten sich, denn Arttelas Feste brachten den Taxiunternehmern der Gegend mehr Einnahmen als die winterlichen, von der Gemeinde finanzierten Schülertransporte. Der große Arttela allein konnte es mit gut hundert kleinen Schul­ kindern aufnehmen, ohne auch nur einmal selbst in ein Taxi zu steigen.
    Bei Einbruch der Nacht erschien der Mond am Himmel, doch das Fest dauerte an, bis einige der Gäste zwischen Wandteppichen, Läufern und zerschlissenen Betttüchern in der Stube auf dem Fußboden lagen und die anderen draußen auf der Treppe. Nur der Bauer selbst tobte weiter herum und hatte schließlich den verrückten Einfall, neue Gäste zu dem sonderbaren Fest einzuladen. Da ihm dies per Telefon nicht gelang, stellte er sich zusammen mit Lehesmäki an die Landstraße. Dort stoppten sie den erstbesten Linienbus, der aus Richtung Helsinki vorbeikam, und luden alle Reisenden zu dem Besäufnis ein. Zufällig saß in dem Bus eine Eishockeymannschaft aus Turku, die bei einem Match in Helsinki die dortige Mannschaft 4:3 besiegt hatte, und alle Spieler waren der Ansicht, dass dies Grund genug für eine außerplanmäßige Feier war.
    Die Eishockeymannschaft unterbrach ihre Fahrt, die jungen Burschen zogen sich ihren Spielerdress an, allerdings ohne Schlittschuhe, und gaben so dem Gelage eine besondere und farbige Note. Zwei Taxis wurden losgeschickt, die aus der Stadt neue Getränke heran­ schaffen sollten, und auf dem Hof wurde aus Erbmöbeln ein großer Holzstoß errichtet, mit Benzin übergossen und angezündet. Am lodernden Feuer und im

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