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Im Keller

Im Keller

Titel: Im Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Lempke
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Holztreppe hoch in den zweiten Stock des Altbaus.
    Dort wurde er von einem Mann Mitte Fünfzig mit deutlichem Bauchansatz in dunkler Hose und weißem Hemd empfangen, der nicht einmal so etwas wie eine Sekretärin sein eigen nannte. Es schien auch gerade kein Klientenandrang zu herrschen, denn Arthur wurde sofort ins Büro gebeten, das ihn entfernt an Tante Carmens Haus erinnerte: Auf fast allen ebenen Flächen lagen Bücher und Aktenstapel herum. Wenigstens ein Stuhl war frei.
    Arthur setzte sich und erläuterte dem Mann, der sich zweimal mit allen zehn Fingern durchs blonde, schüttere Haar strich und immer nervöser wurde, was Titus Winterghast ihm vorhin erzählt hatte, und blic kte ihn fragend an.
    Türholz hatte ungewöhnlich hellbraune Augen. Zuerst erwiderte er Arthurs Blick, dann scha ute er weg. Seine rechte Hand griff sich einen Stift, die linke hob sich zur Wange, wo sich Türholz in seinem Drei-Tage-Bart kratzte, was ein schabendes Geräusch machte.
    Jedenfalls schwieg er eine Weile, wobei sich ab und zu kaum merklich sein Mund bewegte, so als führe er ein lautloses Selbstgespräch. Auf einmal sah er Arthur an, das Gesicht unbewegt, der Blick abweisend, und verkündete mit kühler Stimme, er werde dazu keine Angaben m achen und sich vielleicht einen Anwalt nehmen.
    „Hören Sie“ , mahnte Arthur, „hier geht es mittlerweile um fünf Morde. Wollen Sie wirklich da mit reingezogen werden und Ihre Zulassung riskieren?“
    „Ich habe nichts Ungesetzliches getan, sondern lediglich das Päckchen an Herrn Winterghast weitergeleitet. Ich kannte den Inhalt nicht.“
    „Den Blödsinn können Sie doch nicht mal einem Hauptschüler ohne Abschluss verkaufen!“ regte sich Arthur auf. „Sie haben Winterghast aufgefordert zu schweigen und ihm dafür Geld geboten!“
    „Das ist unrichtig!“ Die Gesichtsfarbe des Mannes bekam eine rote Tönung.
    „Geben Sie mir doch einfach den Namen Ihres Auftraggebers, und Sie hören nie wieder was von mir.“
    Der Anwalt schaute eine Weile wie abwesend zum Fenster hinaus (jetzt fiel Arthur auch das unglaublich fliehende Kinn auf), dann schüttelte er den Kopf. Verflixt noch mal, der Man n musste doch wissen, dass er nicht ungeschoren davonkam, wenn er in den Fall verwickelt war! Arthur redete weitere zehn Minuten auf ihn ein wie auf ein krankes Pferd, aber er erreichte nichts.
    Arthur setzte sich frustriert ins Auto. Verdammter Mist! Was jetzt?! Uschi Ge rber!
    Er rief die Überwachung an und fragte nach, ob die Frau zu Hause war. Er erfuhr, dass sie vor einer Stunde von der Arbeit gekommen und noch nicht wieder gegangen war.
    Voller Ungeduld und mit unangenehmem Druck im Magen (war es der Sauerbraten oder der Frust?) quälte er sich durch den Berufsverkehr, der ihm heute extrem dicht vorkam, ganz abgesehen davon, dass alle Fahranfänger und Vollidioten der Stadt auf derselben Straße wie er unterwegs waren. Es wurde gedrängelt, genötigt, zu dicht aufgefahren, gehupt, und einmal fand Arthurs Finger angesichts der Fahrkünste eines blasierten Mercedes-Fahrers den Weg an seine Stirn.
    Aber irgendwann kam er beim Haus von Uschi Gerber an und winkte seinen Kollegen von der Observation unauffällig zu. Kurz darauf klingelte er an Gerbers Tür, aber sie machte nicht auf. Arthur zog Handy und Notizbuch aus der Jackentasche und rief Uschi an.
    „Gerber“, klang es zaghaft und misstrauisch aus dem Hörer.
    „Hier ist Kommissar Schüller. Ich stehe unten vor Ihrer Haustür und würde gern noch mal mit Ihnen reden. Moment, legen Sie nicht auf! Wenn Sie mich nicht reinlassen, lade ich Sie ins Präsidium vor, ist das klar?!“
    Fünf Sekunden später hörte er das Summen des Türöffners, drückte die Tür auf und eilte nach oben.
    Uschi empfing ihn an der Wohnungstür mit schwer deutbarem Blick. Sie trug so etwas wie eine dunkle Jogginghose und ein weites T-Shirt, das zierliche Gesicht noch blasser als sonst, die glatten, schulterlangen Haare mit den grauen Ansätzen hingen glanzlos herunter, ihre fast gr ünen Augen waren wie immer ungeschminkt. Und darin - was war das nur für ein Blick? Eine innere Stimme (bzw. seine langjährige Erfahrung) riet ihm, vorsichtig und wachsam zu sein.
    Schweigend führte sie ihn ins Wohnzimmer, in dem es nach Zigarettenrauch stank, und setzte sich auf einen der hellgemusterten, klobigen Sessel. Arthur ließ sich auf dem Sofa nieder, unter einem schmalen Wandregal voller Glas- und Keramiktierchen. Aus Richtung des Mee rschweinkäfigs war lautes

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