Im Keller
Bett, nur im Notfall, verst ehst du, wenn er gerade nichts Besseres hat. Warum soll ich da verhüten? Und meistens ist er dann auch noch halb besoffen, da merkt der nicht mehr viel.
Sie fing wieder an zu weinen und klagte: Ja, zum Geldverdienen bin ich gut genug, ich hab sogar manchmal Angst, dass ich für ihn anschaffen gehen soll!
Aber Uschi! Das machst du doch wohl nicht! rief ich aus, aber ihr Blick sagte alles. Ich schwieg, sie schluchzte. Und als ich dann vorschlug, ob es nicht für alle besser sei, wenn sie das Kind abtriebe, da schüttelte sie heftig den Kopf, rief: Nein, das tue ich nicht!, stand auf und lief aus dem Haus.
Ich aber bin auf dem Sofa sitzen geblieben und dachte über alles nach, und weißt du, Theo, je länger ich nachdachte und mir das alles vorstellte und ausmalte, desto schrecklicher wurde es! Was unser eigener Sohn dieser Frau angetan hat, ich kann es nicht fassen!
Und was ist mit den zwei Babys passiert?! Hat er sie vielleicht verkauft?! Oder hat er sie getötet?! Eigentlich müsste ich in den Keller gehen und nachsehen. Aber bei dem Gedanken daran wird mir richtig schlecht.
Arthur unterbrach seine Lektüre kurz und schaute aus dem Fenster. Carmens kleine Krake lschrift strengte seine Augen an. Andererseits wollte er wissen, ob sie in den Keller gegangen war oder nicht. Er las weiter.
Theo, ich war im Keller, aber der Raum, in dem Clemens früher immer gewerkelt hat, ist a bgeschlossen, und ich finde keinen passenden Schlüssel. Und vielleicht ist es besser so. Nebenan im Heizungsraum hat er ja vor ein paar Jahren diese Schrankkonstruktion gebaut, die man vor den Kohlenkeller rollen kann, und der Riegel hat jetzt ein Vorhängeschloss! Das hat doch nichts Gutes zu bedeuten!
Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich kann ihn doch nicht anzeigen. Was, wenn das alles nicht stimmt, was Uschi erzählt hat? Oder wenn er alle Spuren beseitigt hat? Ach, Gott, wie kannst du so etwas nur zulassen?! Ist das eine Prüfung, die du mir auferlegst?! Aber warum?! Wa rum nur?!
Carmen Elisabeth haderte mit Gott, und einmal - wie verzweifelt musste sie sein - beschim pfte sie ihn sogar. Doch irgendwann schwenkte ihre Erzählung zurück zu Clemens und zu dem Abend, als sie ihn aufsuchte, um ihn zur Rede zu stellen. Arthur fand das mutig.
Theo, es ist vier Tage her, seit Uschi mich besucht hat. Einen Tag später hab ich mir ein Herz gefasst und bin abends bei Clemens aufgekreuzt, bei ihm zu Hause. Uschi hat mich immer wieder flehentlich angeguckt und den Kopf geschüttelt.
Aber ich konnte meinen Mund nicht halten. Ich hab ihr gesagt, sie soll in die Küche gehen und mir einen Kaffee machen, dann hab ich Clemens zur Rede gestellt: Was ist eigentlich aus den beiden Säuglingen geworden, die Uschi zur Welt gebracht hat?
Clemens, der natürlich nicht mehr nüchtern war, glotzte mich an, als hätte ich von Mar smännchen gesprochen - doch plötzlich haut der mir eine runter, dass ich gegen den Küchenschrank stolpere. Und er schreit mich an: Wieso glaubst du der blöden Kuh alles?! Die spinnt doch! Die hat doch einen Dachschaden!
Vor lauter Entsetzen konnte ich mich erst mal gar nicht mehr bewegen, nichts mehr sagen. Ich war wie erstarrt. Das war vielleicht gut so, denn Clemens wandte sich auf einmal ab, als hä tte er jedes Interesse an mir verloren, und ging aus dem Zimmer, dann hörte ich ihn in der Küche Uschi anbrüllen. Aber ich schaffte es nicht, ihr zu Hilfe zu kommen, Theo, ich war so geschockt, ich bin aus dem Haus gelaufen!
Arthur stand auf, spazierte mit der Kladde in der Hand wieder in seinem Büro hin und her und las die nächsten Seiten quer.
Carmen beschwerte sich darüber, dass sie kaum noch schlafen konnte, weil sie sich mit Gewissensbissen quälte und stundenlang darüber nachgrübelte, ob Uschi nun die Wahrheit gesagt hatte oder nicht. Arthur vermutete, dass sie letztlich ihrem Sohn glauben würde. Denn das bedeutete in jeder Hinsicht weniger Ärger. So ist eben der Mensch.
Und tatsächlich, Carmen unternahm erst einmal nichts. Uschi und Clemens ging sie auch sä uberlich aus dem Weg, aber sie tat etwas anderes. Im August lauerte sie Uschi auf ihrem Weg zur Arbeit und nach Hause auf und versuchte von Weitem zu erkennen, ob ihre Schwiegertochter schwanger war, denn mittlerweile musste sie im 8. Monat sein. Aber anscheinend gab es nichts zu sehen.
Zwei Wochen später startete sie noch einen Versuch, versteckte sich hinter einem Lieferw agen und beobachtete den Supermarkt, in dem
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