Im Keller
Uschi arbeitete.
Theo, ich stand geschlagene drei Stunden hinter diesem Lieferwagen, aber Uschi kam nicht. Am nächsten Tag das gleiche! Sie ist die ganze Woche nicht aufgetaucht. Zwischendurch spionierte ich auch von der Straße aus vor ihrem Haus herum, aber ich bekam sie kein einz iges Mal zu Gesicht.
Und gestern Abend endlich ließ ich den Gedanken zu, der sich mir schon die ganze Zeit au fgedrängt hat: war es möglich, dass Clemens, ohne dass ich es mitbekommen habe, die arme Uschi wieder in meinem Keller eingesperrt hat?
Es war schon spät gestern Abend, und ich traute mich nicht, im Keller nachzusehen, ich hatte Angst, ich könnte Clemens in die Arme laufen. Nein, ich wartete bis heute früh, weil ich dac hte, da liegt der versoffene Kerl garantiert noch in irgendeinem Bett.
Arthur setzte sich wieder. Jetzt wurde es spannend. Was ihm allerdings Sorgen machte, war die Tatsache, dass sich die Seiten des Tagebuchs unerbittlich dem Ende zuneigten.
So um 7.30 Uhr heute morgen schlich ich mich also vorsichtig in den Keller, immer damit rechnend, dass ich einem wildgewordenen Clemens begegne. Ich komme also unbehelligt im Heizungskeller an und sehe mich um.
Es folgte eine ausführliche, geradezu inventaristische Beschreibung des Kellerraums, ohne dass besondere Spuren irgendwelcher krimineller Aktivitäten zu finden waren. Mit Herzklo pfen schaute Carmen auch in die schon länger nicht mehr genutzte Tiefkühltruhe. Nichts.
Mir kam in den Sinn, dass Uschi einfach abgehauen sein könnte. Vielleicht hat sie endlich ve rstanden, dass ein Leben ohne Clemens besser für sie ist.
Ja, Theo, ich hab mir alle möglichen Sachen ausgedacht, nur um nicht zu diesem Schrank vor der Wand gehen zu müssen. Denn vielleicht war Uschi dahinter, und wenn sie wirklich dahi nter war, was sollte ich dann machen? Doch die Polizei rufen? Aber was hatte das für Auswirkungen?
Mein Gott, was hab ich mir wieder alles für Gedanken gemacht. Und dann hatte ich plötzlich das Bild von der armen, weinenden Uschi im Kopf, und da konnte ich mich nicht mehr rau sreden ... und ich ging zum Schrank und wollte den Riegel an der Seite aufmachen, um den Schrank wegzurollen, und da fiel mir das Vorhängeschloss wieder ein.
Oh mein Gott, dachte ich, was jetzt?! Ich hab das Schloss angestarrt, als wär’s eine Ratte, die mir gleich ins Gesicht springt. Ich musste raus aus dem Raum, um halbwegs klar denken zu können: den Schlüssel hat Clemens doch garantiert bei sich, da komme ich nicht ran. Ich müsste das Schloss oder den Riegel aufbrechen, aber ich hab weder die Kraft noch das Wer kzeug dazu!
Und während ich noch überlege, merke ich, dass ich die Treppe hinaufgehe, und irgendwann merke ich, dass ich im Wohnzimmer sitze, mit einer Zigarette in der Hand. Ja, Theo, ich hab wieder angefangen zu rauchen. Und vielleicht sollte ich auch mit dem Trinken anfangen. Ich fühle mich derart hilflos!
Aber wen kann ich bitten, mir zu helfen? Martin? Ja, der würde mir helfen, doch er würde die Dinge auf eine Weise in die Hand nehmen, die mir vielleicht nicht gefällt, und der Kerl lässt sich ja nichts sagen. Oder ich könnte Hovenbitzer fragen, ob er das Schloss aufmachen kann, du weißt doch, der Mieter unter Clemens, der ist kräftig und hat Werkzeug, aber ich weiß nicht, was ich ihm erzählen soll, wenn er fragt.
Irgendwas in mir wehrt sich immer noch, wenn ich mir vorstelle, dass Clemens ins Gefängnis muss.
An dieser Stelle des Berichts gab es anscheinend eine Art Einschnitt, denn Carmen Elisabeth hatte einen dicken, roten Strich unter die Zeile gezogen, ein bisschen Platz gelassen und dann erst weitergeschrieben.
Theo, Theo, was letzte Woche passiert ist, ist so unfassbar, dass ich es erst jetzt niederschre iben kann, und ich muss es endlich tun, sonst macht es mich fertig! Ich bin sowieso schon mit den Nerven am Ende.
Also pass auf: Gott ist mein Zeuge, dass es sich genauso abgespielt hat! Es g eschah an dem Tag, als ich mir stundenlang den Kopf zermarterte, was ich mit dem Vorhängeschloss anstellen soll. Dann, am Nachmittag, wurde mir klar, wie blödsinnig es war, Hilfe zu holen, wenn ich nicht einmal wusste, ob Uschi überhaupt im Kohlenkeller gefangen gehalten wurde.
Was soll ich drumherum reden, liebster Theo, ich gehe also wieder nach unten, in den He izungskeller, wo der Schrank steht, nehme einen Schrubber aus der Ecke und klopfe mit dem Stiel seitlich gegen den Schrank.
Aber ich höre nichts, was irgendwie nach
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