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Im Kettenhemd (German Edition)

Im Kettenhemd (German Edition)

Titel: Im Kettenhemd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Reitze
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Dietrich.
Jörg zog seine berühmte Unschuldsmine und meinte, sie habe diese Dinge übrig gehabt und ihr Wagen müsste repariert werden müssen. »Ich habe ihr ein Stück von den Zeltplanen hier versprochen und soll heute gegen Abend mal vorbeischauen.«
»Dann wünsch ich dir gute Verrichtung, du Handwerksbursche«, lachte Dietrich.
Jörg drückte nur kurz die Augen zu, begleitet von einem vielsagenden Kopfwiegen.
    Die Zusammenkunft der Ritter und Anführer der Truppen verlief recht turbulent. Die Herolde mussten wieder und wieder zur Ruhe und Besonnenheit rufen, denn viele Köche verderben bekanntlich den Brei. Als Dietrich sich erhob, verstummten nach und nach die erhitzen Gemüter, und gespannte Stille erfüllte die Versammlung.
»Ihr Edlen«, sprach er, »wir sollten schnell handeln, um deren Vorbereitungen gegen eine Belagerung oder das Umlagern der Goldschätze zu verhindern. Ich schlage dem Heerführer vor, einen Sicherungstrupp zu bilden, der die Bewegungen um die Burg genau im Auge behält. Ich möchte diese Einheit führen und Erkundungen für den Angriff einholen.«
Dietrich blickte erwartungsvoll aus seinem Kettenhemd in die Runde der Versammelten. Rainier de Dijon hörte diese Worte mit Begeisterung und stimmte freudvoll zu: »Ihr, Dietrich von Seidenpfad, scheint mir an dieser Stelle der beste Mann zu sein, den sich unser König für diese Aufgabe wünschen kann. Ich übertrage Euch die Befehlsgewalt über die Vorhut und gewähre freie Auswahl der Männer.«
Dietrich verneigte sich vor seinem Feldherrn, zeigte auf den kleinen Tisch des Schreibers und rief: »Wer mir folgen will, um seinen ganzen Mut in die Waagschale zu werfen, der lasse sich dort einschreiben.«
Es fanden sich überraschend schnell so an die achtzig Männer, die mit Dietrich zur Burg reiten wollten. Eine Handvoll ausgewählter Männer, die von Karl, dem Hauptmann, angeführt wurden, brach noch an diesem Abend als Beobachter auf. Der Rest würde am nächsten Tag folgen.
Die Erstürmung des Chateaus wollte gut geplant sein, und so besprach sich Dietrich noch am selben Abend mit de Dijon und den Anführern der ausgewählten Kampfeinheiten. Es sollten auch frische Truppen aus dem Sammelplatz vor Vernon herangeführt werden, um die Stärke des französischen Heeres wieder aufzufüllen. Herolde und Rekrutierer hatten bereits vor vielen Tagen in den Landen verkündet, dass der König gute Soldaten für seinen Feldzug gegen die Feinde der Krone suchte. Ein jeder, der dazu bereit und fähig sei, eine Waffe zu führen, sollte sofort ein Goldstück als Handgeld erhalten. So fand sich allerlei fahrendes Volk ein, darunter sicher auch Halunken und Hühnerdiebe, aber ebenso Ritter aus Spanien, Italien, Navarra und aus den deutschen Landen. Einer Einheit aus Marburg sollte hier noch eine ganz besondere Rolle zufallen.
Auch zur See hatten die Angebote des Königs ihre Wirkung nicht verfehlt. Zur Flotte gesellten sich Freibeuter-Schiffe, denen man französische Kaperbriefe ausstellte. Der Flotte fiel beim Küstenschutz eine der wichtigsten Aufgaben zu, musste doch das Heranführen frischer englischer Truppen verhindert werden. Der König zog bereits eine Landung seiner Truppen an der englischen Küste in Erwägung.
Doch zuvorderst war das Chateau Gaillard ein Bollwerk, auf das sich alle Begehrlichkeiten seiner Majestät richteten. Hier horteten die Engländer vermutlich einen Großteil des Goldes, welches die kirchlichen Würdenträger, aber auch die weltlichen Herrscher zu beanspruchen gedachten. Der König hatte viele Verbindlichkeiten aus der Staatskasse zu begleichen, wollte aber aus dem Beutegut der Engländer sein Heer und somit den Krieg finanzieren.
König Karl V. war kein Mann, der es dem Feind überließ, wie lange ein Krieg dauerte und welche Kosten der Staatskasse entstanden. Der effektive Einsatz von schlagkräftigen Truppen konnte die Dauer der Besoldung seiner Soldaten im Kriege um einiges verkürzen und somit ein hübsches Sümmchen sparen. Schnelle Siege durch kurze Belagerungszeiten waren seinen Finanzjongleuren am allerliebsten. Einmal hatte er am Hofe dem gerade eingetroffenen Kämmerer in barschem Ton zugerufen:
»Hat Er mir Geld eingebracht, oder will Er nur wieder welches haben?«
Der König konnte großzügig, aber auch unerbittlich sein. Sollte sich sein Vetter in diesem Feldzug nicht siegreich zeigen, dann würde ihm wohl nur das Exil bleiben. Aber welches!

8. Kapitel
Der Hinterhalt

    Dietrich ritt mit seinen Männern der

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