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Im Kettenhemd (German Edition)

Im Kettenhemd (German Edition)

Titel: Im Kettenhemd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Reitze
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»Es wird dich etwas Schmerz kosten, und dann haben wir das Ding. Wenn es losgehen kann, brauchst du nur zu nicken.«
Die Instrumente wurden ausgerollt und schimmerten in der Sonne. Cedric stand dicht vor Jörg und zeigte auf das Leinen, welches der Assistent mitbrachte. Er wusste, dass nur saubere Messer zum Operieren benutzt werden sollten. Der junge Mann reichte ihm das Leinen und Cedric zog die Klingen darin durch, bis sie glänzten.
»Genug jetzt, fangen wir an!«, brummte der Wundarzt. »Er wird das schon überleben.«
Jörg nickte und der erste Schnitt trieb dem Ärmsten die Schweißperlen auf die Stirn. Er blickte fest in Cedrics Augen, und der sah das Blut über seine Schulter laufen.
»Abtupfen!«, herrschte der Feldarzt seinen Assistenten an. »Schlaf hier gefälligst nicht ein, du Tollpatsch. Das Ding sitzt tiefer, als ich dachte.«
Jörg entfuhr ein lauter Schrei, und dann sah Cedric nur noch das Weiße in seinen Augen. Der Junker war ohnmächtig.
»Schnell, Herr Feldarzt, jetzt spürt er gerade nichts«, rief Cedric.
»Die Subschere her und dann mit Gott. Ich fühle da schon was. Zange, na also, so ein Drecksding! Im Sinne dieses Wortes: ganz schön verrostet. Das wird Fieber geben. Verbinden und das Blut stillen! Ich bin hier fertig«, hechelte der Feldarzt und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Der Chirurgicus hatte seine Arbeit geleistet. Als sein Assistent noch Hand anlegen wollte, schickte Cedric ihn fort. »Ich werde das selber machen, kenne mich da aus«, sagte er.
Kaum war der Junge gegangen kippte Cedric einen ordentlichen Schluck aus dem Fläschchen mit dem Schwedenbitter in die offene Wunde. Der Schmerz ließ den Junker hochfahren, und sein Körper spannte sich wie ein Bogen. Er war nur halb bei Bewusstsein und sank gleich darauf wieder auf sein Lager zurück. Cedric verband die Wunde fest und legte einen sauberen flachen Stein als Druck und zur Blutstillung mit ein.
»So, Herr Junker, das sollte fürs Erste genügen. Schlaft Euch nun gesund. Ich schaue wieder nach Euch«, sagte er und ging, sein wohlverdientes Frühstück vor Augen.
Als er den Waffenplatz überquerte, kauten ihm die Soldaten der Wachmannschaften bereits etwas vor. Sein Magen knurrte dazu im Takt und der Geruch von gebratenem Hühnchen ließ ihn gleich etwas schneller werden. Lorette saß vor ihren Wagen und hatte bereits einiges aus ihrem Warenfundus an den Mann gebracht. Der Duft von gebratenem Speck lag in der Luft, und als sie ihn sah, rief sie: »Ach, kommt der junge Herr auch schon. Ich glaube die Eier sind schon abgekühlt.« Ein hintersinniges Lächeln umspielte dabei ihre Lippen.
»Ich habe Hunger wie ein Wolf. Mach es nicht so spannend und lass uns die Mahlzeit verdrücken«, sprach Cedric, schon etwas ungeduldig.
Während des Essens erzählte er, wie es dem Junker ergangen war, und auch, dass er gleich nach den Pferden sehen müsse. Ihr Mitgefühl hielt sich in Grenzen und sie meinte nur: »Ihr Kerle habt ja den lieben langen Tag nichts Besseres zu tun, als euch gegenseitig den Schädel einzuschlagen. Da wundert’s mich nicht, wenn so etwas dabei herauskommt.«
Diese Weiber haben einfach immer irgendetwas zu meckern, genau wie die Ziegen, dachte Cedric und lehnte sich gesättigt zurück. Er schaute in den Himmel, wo die Wolken langsam vorüberzogen. Es war ein etwas kühlerer Tag, dieser 15. August im Jahr des Herrn 1372, an dem sich Sonne und Wolken ein Stelldichein gaben. Cedric dachte an Ritter Seidenpfad, der, wer weiß wo, vielleicht ebenfalls verwundet in irgendeinem Drecksloch ausharren musste. Wenn doch nur der Angriff auf das Chateau bald käme, dann könnte man es diesen Normannen auf den Leib heimzahlen.
    Im Kerker der Feste vergingen die Stunden, als wären sie Tage. Dietrich hatte sich mit dem Gefangensein vorerst abgefunden, sehnte aber den Tag seiner Befreiung voll Inbrunst herbei. Karl hatte bis jetzt vergeblich versucht, die Kette loszuwerden. Es ging ihm auch dank seiner starken Konstitution schon bedeutend besser.
Auf das Essen war das aber bestimmt nicht zurückzuführen, denn dieses Zeug war das Letzte. Die englische Küche war etwas, vor dem man weit weglaufen sollte, wenn man konnte. Die Mitgefangenen hatten sich wohl oder übel mit Dietrichs Regime abgefunden, fürchteten sie doch auch diesen wiedererstarkten Kerl, mit dem Dietrich ja offensichtlich gut bekannt war. Vom Vorplatz der Burg drangen viele Geräusche durch das etwas höher liegende Kerkerfenster zu ihnen herein. Wenn nur

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