Im Kettenhemd (German Edition)
Augen auf. Sie war fast genauso groß wie er, nicht sonderlich zart, hatte aber irgendetwas Anziehendes. Ihre rundlichen Hüften waren hübsch verschnürt, und zwei einladende Gründe machten ihm die Entscheidung leicht: Cedric brauchte ohnehin ein Nachtlager und so beschloss er, gleich hier die Nacht zu verbringen, denn Angebote dieser Art waren recht selten.
»Ich habe aber fast kein Geld mehr, meine Schöne«, lächelte er zurück. Sie war um eine Antwort nicht verlegen und entgegnete:
»Das werde ich mir dann schon vom Junker wiederholen, mein Hübscher.«
Der Wagen war im Innern sehr gemütlich mit Schafsfellen ausgelegt, und Cedric hoffte, später auch noch etwas schlafen zu können. Cedric machte es sich auf den Fellen bequem und Lorette plauderte über ihre Erlebnisse des gerade vergangenen Tages. Als jedoch dem jungen Knappen schon die Lider schwer wurden, wusste sie ihn aufzumuntern. Schnell hatte sie ihr Kleid geöffnet, und der pralle Busen mit den Handteller großen Brustwarzen betörten den jungen Cedric außerordentlich. Geschwind hatte er sich seiner Hose entledigt. Seine Mannespracht verfehlte ihre Wirkung nicht. Lorette langte einfach zu und kurz darauf hatte der alte Wagen Mühe, dem Sturm der Leidenschaft dieser beiden Liebenden zu widerstehen. Sie hatte ihre Beine um seine Lenden geschlungen und ermutigte ihn mit leichtem Druck, auch noch das Letze zu geben. Dem Jungen steckten die Anstrengungen der vergangene Tage noch in allen Knochen, und so waren seine Kräfte in dieser stürmischen Nacht auch schnell aufgebraucht.
Der Morgen nahte in Windeseile, und Cedric wurde viel zu früh vom Treiben der Kriegsknechte am nahen Waffenplatz geweckt. Die Sonne blickte schon durch die Schnüre der Wagenplane, als Cedric sich langsam aufrichtete. Mit einem Auge blinzelnd, hatte er Mühe, auch das zweite zu öffnen. Er fühlte sich, als hätte er einen alten Lumpen verschluckt. Erst jetzt bemerkte er die Leere in seinem Magen, und brennender Durst machte sich in seiner Kehle breit. Die liebliche Lorette hatte ihm die letzte Kraft aus den Gliedern geraubt, und sein Körper verlangte nach Nahrung.
»Er hauchte ihr ins Ohr: »Lorette, mein Täubchen, ich würde mich sehr über ein kleines Frühstückchen mit reichlich Eiern und Speck freuen. Könntest du dies in einer Stunde fertig haben? Ich will zuvor noch nach dem Junker sehen.«
»Als ob ich sonst nichts anderes zu tun hätte!«, gab sie ihm zur Antwort, aber gleich darauf in schnurrigem Ton: »Geh nur, verdient hast du es dir allemal.«
Der Morgen war etwas trüb, und Cedric war nicht gerade warm. Hühner und einige Ziegen kreuzten seinen Weg zum Verbandsplatz. Dort herrschte schon reges Treiben und Cedric wollte dem Junker auch baldmöglichst wieder etwas von seinem Schwedenbitter verabreichen. Viele Verwundete, aber auch sonstige Kranke teilten sich den engen Raum unter einer großen Linde. Hier hatten die Ärmsten Schatten und frische Luft. Klosterfrauen hatten sich der Kranken angenommen, und ihr Beistand bewirkte oft Wunder bei ihren Schützlingen.
Eine Gruppe Menschen hatte sich am Krankenlager des Junkers versammelt. Ein mittelgroßer Mann mit Talar und eckigem Kopfputz führte die Rede: »Die Pfeilspitze muss entfernt werden«, hörte er diesen Mann, der ein Wundarzt zu sein schien, bei seiner Ankunft sagen. Ein junger Assistent nickte eifrig und verschwand sogleich. Der Junker lag auf dem Bauch und schimpfte vor sich hin. Sie hatten ihn bis auf die Hose ausgezogen, und einige Gaffer standen um ihn herum.
»Geht weg!«, herrschte Cedric die Leute an. »Er hat ja kaum Luft zum Atmen.«
Als er sich dem Junker zeigte, freute sich der und sagte: »Endlich mal ein richtiger Mensch. Diese Kerle hier stinken und reden bloß wirres Zeug.«
»Wie fühlt Ihr Euch heute, Herr?«, wollte Cedric sogleich wissen. »Ich hörte soeben, sie wollen die Pfeilspitze herausschneiden.«
»Ja, das wird sich nicht vermeiden lassen. Ich würde es ja selber tun, käme ich nur dort hinten dran«, antwortete der Junker. »Gut, dass du hier bist, kannst aufpassen, dass alles richtig gemacht wird. Die sollen abgekochtes Wasser und saubere Tücher holen, genauso wie es die Mauren tun.«
»Habt keine Sorge, ich habe noch vom Schwedenbitter und werde dann Eure Wunde damit säubern.«
Der Wundarzt und Chirurgicus Guy de Chauliac war bereit, die Pfeilspitze herauszuholen, und schob dem Junker ein Stück Holz zwischen die Zähne.
»Da kannst du drauf beißen, mein Sohn«, sagte er.
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