Im Kettenhemd (German Edition)
hatte.
»Was gibt es denn?«, rief er den Türmern zu.
»Zwei Reiter nähern sich, Monsieur!«
Von Bingen stieg auf den Turm und erkannte schon aus dieser Entfernung Jörg zu Trappenberg.
»Tor öffnen!«, befahl er. »Sicher bringen sie Nachrichten vom Baron.«
Als die Reiter auf etwa zweihundert Fuß heran waren, erkannte von Bingen auch Cedric und wunderte sich, dass kein Melder geschickt worden war, um Nachricht zu geben. Auffällig war ihm auch die Reithaltung des Junkers, der sich leicht nach vorn gebeugt auf seinen Sattel stützte. Kurz darauf ritten die beiden durchs Tor ins Innere der Schanze. Cedric sprang sogleich vom Pferd und stützte den Junker.
»Bitte helft ihm, er ist verwundet«, rief er den Männern zu. Mit vereinten Kräften zogen sie Junker Jörg vom Pferd und legten ihn auf den großen Tisch gleich neben dem Pferdeplatz. Von Bingen war schnell heran und wollte wissen, was geschehen war.
»Das sieht nicht gut aus, Herr zu Trappenberg. Könntet Ihr mir erzählen, wer Euch so zugerichtet hat und wie es der Schwadron Seidenpfad ergangen ist?«
»Das Sprechen macht ihm Mühe, Herr. Wenn Ihr wollt, berichte ich Euch alles«, sagte Cedric. Von Bingen hob nachsichtig die Hand und schaute auf den Junker. Jörg richtete sich etwas auf und sagte dann: »Wir sind denen genau in die Falle gegangen. Unsere Männer sind wohl alle tot, und wäre nicht dieser Knabe gewesen, wäre ich es auch.«
Jörg erzählte nun unter Schmerzen davon, wie sie die Toten der Vorhut gefunden hatten, und auch dass die Engländer bereits in großer Zahl auf sie warteten.
»Die hatten uns schnell umstellt und fielen gleich in Scharen über uns her. Während dieses Kampfes war nach kurzer Zeit klar, dass wir keine Chance gegen einige Hundert Mann des Feindes haben würden. Nachdem ich viele von denen erschlagen und dieser Knappe mir dabei mit seinem Langschwert tapfer zur Seite gestanden hatte, konnten wir mit Gottes Hilfe und viel Glück in die Tiefe des Waldes entkommen. Dabei hat mich dann noch zu allem Unglück ein Pfeil dieser Langbögen in eine alte Wunde getroffen.«
»Wie ist es Dietrich von Seidenpfad dabei ergangen?«, wollte von Bingen wissen.
Jörg antwortete ihm mit glänzenden Augen, als wäre er noch selbst im Kampfe: »Er schlug sich wie ein Löwe und sein Schwert sauste auf die Kerle nieder, dass sie übereinander lagen wie die Brezeln bei der Kirmes. Ich hoffe, dass er sich ergeben hat und er ihr Gefangener ist. Wir haben noch einige Zeit in diesem Waldstück gewartet, ob jemand hatte entkommen können, aber vergebens.«
Jörg sank mit schmerzverzerrtem Gesicht zurück und von Bingen sagte nachdenklich: »Ja, das ist zu hoffen. Morgen kommt der Heerführer mit seinen Anführern hierher, dann könnt ihr ihm noch selbst berichten.« Seinen Leuten rief von Bingen zu: »Versorgt sie gut und holt sofort den Wundarzt!« Er schickte sofort einen Meldereiter ins Heerlager und ließ die Wachen verstärken.
Cedric, der als Einziger mit heiler Haut davon gekommen war, versorgte die Pferde und war ob seiner Jugend noch recht gut auf den Beinen. Ihn befiel eine tiefe Traurigkeit, weil er seinem Herrn im Kampf nicht hatte helfen können. Er fühlte sich schuldig und musste an Ritter Albricht denken, dem damals auch eine Überzahl von Kriegsknechten zum Verhängnis geworden war. Diese Hunde hatten sein verletztes Pferd zu Fall gebracht und ihn dann am Boden mit mehreren Lanzen durchbohrt. Er selbst hatte sich noch mit anderen Knappen wieder zu ihm durchgeschlagen, sie konnten aber nichts mehr für den Ritter tun. In übermächtiger Wut hatten sie dann einige der Kerle niedergeritten und mit den Pferden zu Tode getrampelt.
Müde von den Strapazen des Tages ging Cedric noch zum Junker, um nach ihm zu sehen. Man hatte den Ritter zu Trappenberg zum Verbandsplatz gebracht und gut versorgt. Er schlief bereits trotz seiner Schmerzen und schnarchte, dass sich die Balken bogen.
Als Cedric auf der Suche nach einem Nachtlager an einem Planwagen vorbeiging, sprach ihn eine der Marketenderinnen auf den Junker an. Cedric erklärte ihr die Lage und auch, dass der Junker am heutigen sowie auch an den folgenden Tagen mit Weibsvolk bestimmt nichts anfangen könne.
Lorette, so der Name der »Dame«, setzte eine traurige Miene auf und sagte: »Oh, was für ein Verlust. Du bist doch aber bestimmt sein Knappe und solltest deinen Herrn während seiner Abwesenheit würdig vertreten.« Lächelnd neigte sie ihren Kopf und munterte ihn mit ihren schönen
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