Im Kettenhemd (German Edition)
stellen und ihn dafür büßen lassen‹, dachte Dietrich mit Groll im Herzen.
12. Kapitel
Das Heer vor Chateau Gaillard
Die schweren Räder der Katapulte drückten sich tief in die lockere Erde der Ebene vor Chateau Gaillard ein. Jeweils zwischen zwei Pferde hatte man auch die Mörserkanonen gebunden. Das gesamte französische Heer war aufgebrochen, um die letzte normannische Bastion auf dem vom französischen König beanspruchten Gebiet einzunehmen.
Diese Bastion war nicht irgendeine Burg, sondern eine große, gut befestigte Wehrstadt, die einst Richard Löwenherz nach dem Vorbild der Kreuzfahrerburgen hatte errichten lassen.
Sie besaß einen starken inneren Mauerring und einen äußeren. Inmitten der Feste befand sich der Donjon, ein großes Hochturmgebilde, das zusätzlichen Schutz bot. Der äußere Ring mit Zinnen und Hurden war niedriger als der innere und lag in dessen Schussbereich. Niedrige, nach innen offene Türme wechselten sich mit hohen, kreisrund geschlossenen ab, die bei Gefahr zu eigenständigen Bollwerken umfunktioniert werden konnten. Die Zugbrücken und trutzigen Türme sollten den Einsatz von Belagerungswaffen gegen die Tore behindern und es den Artilleristen des Lutz von Lüttich nicht leicht machen, sich im Pfeilhagel anzunähern.
Seine Heiligkeit, der Kardinal von Paris, gab in einem großen Feldgottesdienst auf den Auen der städtischen Vorebene den Männern des Königs seinen Segen mit in den Kampf.
Der König selbst wohnte mit großem Gefolge dieser Zeremonie bei. Sein Vetter, der oberste Befehlshaber des Heeres, saß in Prunkrüstung neben dem Thron seines Monarchen.
Die gesamte Ritterschaft war an diesem Tage in voller Rüstung für den König angetreten und bot in all den Wappenfarben eine grandiose Vorstellung, die der Hofmaler seiner Majestät im Bild festhalten musste.
Karl V. von Frankreich, auch Karl der Weise genannt, wollte nun endgültig die von Eduard III. von England und seinen Söhnen eroberten Gebiete wieder unter seine Herrschaft bringen. Man erinnerte sich im Hause der Valois noch sehr gut, dass englischen Heeren auch in Unterzahl das Schlachtenglück beschieden war. So gelang den Engländern in der Schlacht von Crecy 1346 mit der Unterstützung von nur achttausend walisischen Langbogenschützen der Sieg. Das englische Herr war damals nur halb so stark wie die Français. Auch die darauffolgende Belagerung von Calais konnten die Engländer nach knapp einem Jahr erfolgreich beenden.
De Dijon hatte seine besten Anführer an den wichtigsten Stellen postiert und natürlich auch hohe Auslöse aus Beute und Schatulle versprochen. Alle wussten, was den Normannen beim Beschuss durch die neuen Feuerbrände blühen würde, und waren nur wenig besorgt, was die Erstürmung der Feste anging.
Junker Jörg, durch eigene Hand aus der Obhut des Wundarztes entlassen, ritt mit Cedric den Toren der Feste entgegen. Er war wild entschlossen, Dietrich und auch seinen treuen Karl aus den Fängen der Normannen zu befreien. Nachdem er dank Cedrics und Lorettes Fürsorge sein Fieber und die körperliche Schwäche überwunden hatte, gab es für ihn kein Halten mehr. Die Nachrichten, welche von Bernard dem Navarresen überbracht wurden, bewirkten bei dem Junker zusätzliche Wunder. Er übernahm auf Drängen de Dijons wieder die Führung der schweren Ritter und arbeitete bereits an den Angriffsplänen der bevorstehenden Invasion. Bernard wurde dank Jörgs Intervention nach kurzem Verhör dessen Kommando unterstellt. Die Ortskenntnisse dieses Mannes konnten im rechten Augenblick von Bedeutung sein.
Die schweren Wagen der Artillerie waren eigens für den Transport des griechischen Feuers hergerichtet worden. Armaldus de Vilkania selbst hatte auf die Gefahren beim Befördern der zerbrechlichen Tonkrüge hingewiesen und Bernhard van Stafenhagen die Oberaufsicht über dieses Teufelszeug übertragen. Die Krüge bestanden eigentlich jeweils aus zwei Krügen. Im Innern des ersten schwamm noch ein zweiter, der fest verschlossen eine andere Flüssigkeit enthielt. Zerbrachen nun die Krüge und die Flüssigkeiten vermischten sich in Verbindung mit Luft, entzündet sich das Ganze in Windeseile.
Die Katapultbedienungen mussten beim Laden sehr umsichtig sein und durften vor allem keines ihrer beliebten Pfeifchen rauchen. Van Stafenhagen hatte die Marburger Söldner für diese Aufgabe ausgewählt, kannte er doch deren Erfahrung und Verlässlichkeit. In der Schlacht des Deutschen Ordens unter Hochmeister Winrich von
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