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Im Kettenhemd (German Edition)

Im Kettenhemd (German Edition)

Titel: Im Kettenhemd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Reitze
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Kniprode und Ordensmarschall Henning Schindekopf gegen die auf das Ordensgebiet eingedrungenen Litauer hatten sich diese Ritter und Gefolgsleute auf das Beste bewährt. Ihr Hauptmann war der ehemalige Königsberger Schustergeselle Hans von Sagan, der als standhafter Gefolgsmann und Retter des Ordensbanners von seinem Hochmeister 1370 geadelt wurde.
Von Lüttich hatte das Hantieren mit dem stinkenden Zeug gern denen überlassen und konnte sich so um das Vorankommen in Richtung der Festung kümmern.
Jörg hatte seine Ritter und deren Packpferde weit links von dem »Feuerzauber« der Artilleristen versammelt, und so zogen sie ruhig der aufgehenden Augustsonne entgegen. Es ging ihnen im Angesicht der bevorstehenden Kämpfe recht gut und wenn es erst gegen den Feind gehen würde, so gäbe es kein Halten mehr. Des Junkers Reden, die er an seine Leute richtete, gingen oft über eine längere Zeit und wurden durch theatralische Gesten begleitet. Den »geneigten« Zuhörern war dann oft das höfliche Lächeln im Gesicht eingefroren und sie sehnten in solchen Augenblicken den Feind herbei.
Cedric zumindest freute die wundersame Genesung seines Patienten, den er ja täglich mit frischen Kräutern traktiert hatte.
    In der Feste war es ein Tag wie jeder andere, die Soldaten und Händler ließen sich die Sonne auf den Rücken scheinen. Der große Burghof im Innern war mit allerlei Zeug zugestellt und so etwas wie Ordnung schien es hier nicht zu geben. Da waren Steinhaufen und Sandberge inmitten von Ständen der Händler. An die hundert Pferde waren an den Balken gleich neben dem Haupttor festgebunden. Einige Bauern waren ständig bemüht, deren Hinterlassenschaft als Dung für ihre Landscholle einzusammeln. Hier unten an der Torburg hatte die Luft deshalb einen besonders strengen Geruch, der über allem schwebte und die Nasen der Wachen beglückte.
Eine starke Besatzung stand ständig auf den Wehrgängen. Hier vertrieben sich die Kerle meist mit Kartenspiel und Würfeln die Zeit.
Hoch über ihren Köpfen ragten die Türme empor. Die gelangweilten Türmer spuckten auch schon mal auf die unter ihnen Lagernden hinab, was dann jedes Mal mit den derbsten Flüchen die diese Welt kennt, beantwortet wurde. Da waren die englischen Eisenhüte nicht fein, und ein kleiner Streit endete nach dem Wachdienst auch schon mal mit Fausthieben.
Am Brunnen in der Mitte der Mauern waren die Weiber mit Wasserschöpfen und Rupfen des Federviehs beschäftigt. Die konnten wenigstens genauso gut schnattern wie die Enten unter ihren Fittichen, aber auch im Schimpfen über alles und jedermann konnte ihnen keiner das Wasser reichen. Schlug ihnen bei ausgelassenen Gelegenheiten einer der Soldaten auf den Hintern, hatte der entweder Glück oder ging mit einem Tritt in das »Allerheiligste« zu Boden.
Jäh wurde das geschäftige Treiben durch ein Signal aus dem Horn einer der Türmer unterbrochen.
»Was ist los?«, rief ein englischer Rottenführer hinauf.
Einer der Kerle beugte sich weit über die Zinnen und rief:
»Es nähert sich eine große Streitmacht, my Lord. Die ganze Ebene ist von ihr bedeckt!«
Nun schauten auch die anderen wie gebannt in die Richtung, aus der sich die Français näherten. Mit wenigen Sprüngen war ihr Anführer auf dem Wehrgang und versuchte sich ein Bild von der Größe des Heeres zu machen. Er war ein etwas dicklich wirkender Mann mit Schnauzbart und man hätte ihm diese Behändigkeit gar nicht zugetraut.
»Benachrichtigt sofort Lord Eshby!«, rief er barsch der Hofwache zu.
Kurz darauf eilte der Hauptmann der Wache die steile Steintreppe zum Portal hinauf.
»Öffnet die Tür!«, herrschte der die Leibwachen des Lords an. »Der Feind nähert sich unseren Mauern!« Die Kerle kannten ihren Hauptmann und machten sofort Platz. Ein unduldsamer Mann, der nicht lange zögerte und schnell mal sein Schwert zog.
Der Lord saß mit einigen der Edlen im Rittersaal und war ins Spiel der Könige vertieft. Nur knapp konnte er die letzte Partie für sich entscheiden. Einen faden Geschmack hatte das Ganze aber dennoch für ihn, denn womöglich hatte ihn Lord Macenroy, des Königs Schatzmeister, gewinnen lassen. Diesem Speichellecker traute er so etwas zu, nur um ihn bei Laune zu halten. Er weilte ohnehin nur auf Chateau Gaillard, um auf Befehl des Königs das Gold, welches sich noch in der Feste befand, nach England bringen zu lassen.
Als der Hauptmann seine Meldung überbrachte, sprangen die Herren nervös von ihren Stühlen. Nun war Eile geboten,

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