Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Kettenhemd (German Edition)

Im Kettenhemd (German Edition)

Titel: Im Kettenhemd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Reitze
Vom Netzwerk:
Feste.
Mit den Augen nach allen Seiten blickend, ging es vorbei an verdorrtem Buschwerk und einer verendeten Ziege. Wahrscheinlich war das Tier entlaufen und hier draußen elend verdurstet. Das würde ihnen nicht passieren, denn die Feste lag nicht mehr fern. Sie trieben die Pferde nun schon in den leichten Galopp, und die weiter hinten Reitenden schluckten den Staub der anderen. Sehen konnten die Hinteren nur jeweils ihren Vordermann, und so sahen sie auch nicht die Schwadron der französischen Reiterei, die mit bereits eingelegter Lanze auf sie zuhielt.
Ulrich von Lechtenberg und Ritter van Stafenhagen waren auf eigenen Wunsch vom Heerführer zur Erkundung ausgesandt worden. Während sich das Heer einrichtete, wollten sie die Feste umreiten, um nach »Überraschungen« zu suchen. Sie waren mit hundert Mann der leichten Reiterei aufgebrochen. Diese Männer hatten sich so überaus tapfer in der Schlacht um das Heerlager gezeigt und waren kampferprobt.
Zu spät erkannte Sir William die unabwendbare Gefahr, und sein Signal wurde von einer Lanze erstickt. Die scharfe Spitze drang ihm durch den Hals und setzte seinem jungen Leben abrupt ein Ende. Bevor die Normannen in Formation schwenken konnten, fiel gut die Hälfte ihrer Männer den Lanzen der ersten Welle zum Opfer.
Die untergehende Sonne und die Weite hatten diese Franzosen verschluckt, und als ob die Hölle sie nun ausgespuckt hätte, fielen die jetzt über sie her. Der Kampf war kurz und blutig. Dieser Übermacht waren die Männer der normannischen Garde nicht gewachsen, und so sank bald einer nach dem anderen aus dem Sattel. Der Lechtenberger kannte hier keine Gnade und auch Stafenhagens Männer schlugen mit dem Schwert hart zu. Bald waren die Normannen so dezimiert, dass die verbliebenen Kämpfer ihre Waffen streckten. Von den Überlebenden erfuhr man nun von dem Gold, welches mit den Schiffen entschwunden war.
Jetzt war Eile geboten. Hätten sie doch nur einige Tauben mitgenommen, dann wären die Schiffe im Kriegshafen von Marseille schnell verständigt! Dieser Hafen unterhielt extra für militärische Zwecke einen Taubenschlag. Einige der besten Tiere konnten fünfhundert Meilen am Stück zurücklegen und benötigten dazu nur etwa acht Stunden.
Man einigte sich darauf, dass van Stafenhagen mit seinen Männern zur Küste reiten sollte, um noch rechtzeitig einen der Signaltürme zu erreichen. Ein vereinbartes Signal würde die französischen Kriegsgaleeren erreichen, welche die englischen Schiffe mit Glück und schlechtem Wind noch vor ihrer Küste würden aufbringen können.
    Das wilde Treiben und die Aufregung in der Feste blieben auch den Gefangenen im Kerker des Chateaus nicht verborgen.
»Die laufen ja rum wie die Hühner. Sicher haben sie unser Heer gesehen und waren etwas erschrocken«, grinste Karl. »Ich glaube, unsere Tage hier sind gezählt, Herr Baron.«
»Dein Wort in Gottes Ohr, mein Lieber. Erst wenn wir wieder in Freiheit sind, haben wir Grund zum Lachen«, sagte Dietrich und griff wie selbstverständlich an die Seite, wo für gewöhnlich sein Schwert hing. »Wartet nur, wenn ich hier heraus bin, kann euch nur noch ein Wunder retten«, murmelte Dietrich vor sich hin und sann weiter über seine Fluchtpläne nach.
»Wenn der Beschuss einsetzt, sollten wir versuchen, hier zu entkommen. Vielleicht gelingt es uns sogar im rechten Moment, das Haupttor zu öffnen«, raunte er wenig später zu Karl hinüber.
»Euren Optimismus möchte ich haben«, tönte Karl und lehnte sich an die kalte Kerkerwand.
Auch den anderen Gefangenen war dies alles nicht entgangen, und sie waren natürlich entsprechend beunruhigt. Die Zwistigkeiten der vergangenen Zeit waren wie weggefegt und alle erkannten, dass sie nun in demselben Boot saßen.
Dietrich stellte sich in die Mitte des Kerkerraumes und sprach zu den Männern: »Wie es aussieht, naht das französische Heer, um die Feste einzunehmen. Eine Belagerung wird wohl nicht viel Sinn haben, denn durch die Bauern und Händler war ja hier jeden Tag buntes Markttreiben, und so werden sie ordentlich Vorräte angesammelt haben. Das bedeutet, wir werden hier beschossen und erstürmt. Wenn ihr mit mir seid, könnten wir uns im rechten Augenblick selbst befreien. Was sagt ihr?«
Die Kerle, ob Franzose, Spanier oder Engländer, schauten sich gegenseitig an, und bis auf einige Zauderer waren alle einverstanden.
»Gut, wenn es an der Zeit ist, erkläre ich euch den Plan«, sagte Dietrich und bat Karl, ihm ans Fenster zu helfen. Dies

Weitere Kostenlose Bücher