Im Kettenhemd (German Edition)
überlassen hatte, jedoch das Schicksal kann niemand besiegen, und so war es wohl Gottes Wille.
Niemand hatte mehr auf Lord Eshby geachtet und so fragte dieser verwundert: »Verzeiht Herr Ritter, aber was gedenkt Ihr mit mir zu tun?«
Dietrich schaute den Lord verbittert an, bevor er sagte: »Nehmt das Schiff nach England und springt unterwegs ins Wasser. Ohne das Gold wird dies wohl für Euch das Beste sein.« Er drehte sich um und ließ den verdutzten Lord am Strand zurück.
Die Nachricht vom Erfolg ihrer Mission sollte, so schnell es ging, den Heerführer erreichen. Cedric ließ eine Taube mit dem kleinen Röllchen am Bein aufsteigen und sprach: »Dieser Vogel wird lange vor uns am Ziel sein und de Dijon ein Lächeln ins Gesicht zaubern.«
19. Kapitel
Die Baroness
Schnell war alles Gold wieder in die Kutsche verladen und die Pferde wurden angespannt. Die Wunden der im Kampf Verletzten waren verbunden und die verbliebenen Männer der Schwadron abmarschbereit. Die gefangenen Normannen hatten ihre Toten in der Nähe begraben und sollten vorerst im Kerker von Vernon ihre neue Bleibe finden.
Neben einer kleinen, aber kräftigen Kiefer hatten Dietrichs Männer Armand begraben und hielten ihm zu Ehren einen Feldgottesdienst ab. Während alle Ritter an seinem Grab knieten, sprach Dietrich letzte, bewegende Worte für diesen tapferen Mann. Als Letzte ging die Baronesse zum Grab ihres Befreiers und streute eine Handvoll Sand über die Stelle.
»Mögest du deinen Frieden in einer besseren Welt finden«, flüsterte sie zum Abschied, und Tränen rannen dabei über ihr Gesicht.
Als sich der Tross in Bewegung setzte, saß die Baroness auf dem einzigen noch verbliebenen Platz in der Kutsche. Jeglicher Raum im Innern war mit den Goldkisten und Schatullen belegt worden, die man Lord Eshby abgejagt hatte.
Dietrich hatte bisher nicht die Zeit gefunden, auch nur ein einziges Wort an sie zu richten und so ritt er nahe an das offene Fenster der Karosse heran. Als die Baroness ihn erblickte, strahlte ihr Gesicht diese Wärme aus, die ihn schon im Kerker so fasziniert hatte. Hier im Licht des Tages konnte er ihre ganze Schönheit und Anmut noch viel besser erkennen.
»Verzeiht meine Unhöflichkeit, teure Freundin, aber die Ereignisse ließen mir nicht einmal die Zeit, mich vorzustellen.« Dietrich tat der Etikette Genüge, und die Baroness war hocherfreut, nun endlich ihren Retter näher kennenzulernen.
»Ihr habt Wort gehalten, mein lieber Baron. Euer Versprechen zurückzukommen habt Ihr heute eingelöst«, sprach sie mit freudigen Augen. »Mein Name ist Sabella de Navarra.«
Ihr umgängliches Wesen bereitet Freude schon beim Zuhören, und so war es kein Wunder, dass sich Dietrich nach einer anfänglichen Faszination sehr schnell in diese Dame verliebte.
Nach dieser langen Zeit der Entbehrungen und des Schmerzes, bedingt durch den gewaltsamen Tod seiner geliebten Gunda, konnte er sich nun wieder eine Frau an seiner Seite denken, diese Frau. In der Trauer um Armand vereint, konnten sie auf dem langen Weg nach Gaillard wieder Hoffnung empfinden, und die Wärme, welche in diese beiden Herzen einzog, hatte sie bald auch im Geiste vereint.
»Ihr habt das Unmögliche vollbracht und seid mit Euren Männern aus dem Kerker ausgebrochen. Unter Eurer Führung haben diese Männer ein Zuhause gefunden und folgen Euch deshalb«, sprach sie mit Bewunderung in der Stimme.
Die Kutsche ächzte in den Achsen, und wenn sie schneller gefahren wären, hätte das alte Ding auseinanderzubrechen gedroht. Deshalb blieb ihnen genug Zeit, über die letzten Geschehnisse zu reden und Geheimnisse miteinander auszutauschen.
Sie erzählte ihm von den Intrigen des Grafen Nagelli und auch, dass dieser ihren Gemahl getötet habe, als dieser sein doppeltes Spiel mit den Engländern entdeckte hatte. Weil sie zu viel wusste und Nagelli ihr schon geraume Zeit erfolglos nachgestellt hatte, wurde sie eines Tages von den Schergen des Grafen von ihrem Landgut in Navarra entführt und nach dem Chateau Gaillard gebracht. Der Graf habe sie wie eine Dienstmagd gehalten und oft genug erniedrigt. Eines Tages habe sie dann Armand kennengelernt, der im Hause des Grafen verkehrte. Er war ein faszinierender junger Mann, der unerschrocken die Werte seines Ordens verteidigte. Er war der letzte dieser Edlen aus längst vergangener Zeit. Der Graf hatte versucht, sein Vertrauen zu erschleichen, um ihm das Geheimnis seines Familienschatzes zu entlocken. Armand war, Gott sei Dank, klug genug,
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