Im Kettenhemd (German Edition)
dieses zu erkennen und erteilte dem Grafen eine Abfuhr. Das machte diesen so wütend, dass er seinen Unmut immer wieder auch an ihr ausließ und sie schlug. Ganz ohne Schutz, vertraute sie sich dann Armand an. Der forderte den Grafen bei passender Gelegenheit auf, derartige Dinge zu unterlassen. Es kam zum Zerwürfnis, und der Graf sorgte dafür, dass beide im Kerker des Chateau ihr Dasein fristen mussten.
Dietrich hatte gespannt zugehört, und die Geschichte der Baroness berührte ihn tief im Herzen. Auch er erzählte von dem Gut im deutschen Lande, seinen Schwestern und dem Überfall, bei dem sein Weib umgekommen war.
Sich Dinge dieser Art von der Seele zu reden, hat den Menschen immer gutgetan, und so fühlten sich auch diese beiden Kinder der Erde um einiges leichter, denn schon ein uraltes Sprichwort sagt: Geteiltes Leid ist halbes Leid.
Die Sonne stand schon tief am Himmel und der Tross kam in den Abendstunden gut voran. Das Chateau hatten sie bereits passiert und noch ehe die Dunkelheit alles verhüllte, konnten sie ihr Ziel erreichen.
Die Wachen am Heerlager ließen sie passieren und Dietrich begab sich mit dem Chevalier de Petijon unverzüglich zum Zelt des Heerführers.
Die Kutsche mit ihrem wertvollen Inhalt wurde auf Befehl des Hauptmanns der Wache sogleich durch ein Dutzend seiner Männer umstellt.
Cedric hatte seine Befehle und versorgte sogleich alle Krieger der Schwadron und insbesondere die Baroness mit etwas Essbarem. Der Knappe haftete mit seinem Leben für das Wohlergehen dieser Dame und führte sie alsbald zum Zelt des Junkers.
Selbiger war derzeit noch mit der Niederringung letzter Feindnester im Chateau beschäftigt. Die Nachrichten der Meldereiter sprachen vom bevorstehenden und vollständigen Sieg der Français und der vernichtenden Niederlage der restlichen Truppen König Edwards. Zum Heerführer hatte man bereits zwei der schnellsten Reiter beordert, die auch eine Depesche in die Bastille nach Paris würden bringen können.
Rainier de Dijon saß mit zwei engen Beratern über dem Schriftstück, und der Schreiber hatte seine Mühe, all die Änderungen schnell genug zu erfassen. Seine Majestät der König sollte beeindruckt werden und das Gold, welches man bereits auf See erbeutet hatte, würde sein Übriges tun, den Herrscher zu erfreuen.
Als Lord Macenroy zu Beginn des Angriffs auf die Feste sogleich den größten Teil des Beutegoldes auf die Schiffe hatte bringen lassen, war dies nicht seine beste Entscheidung gewesen: Über das an der Küste verteilte Signalsystem hatte die Kunde vom Auslaufen der beiden Kriegskoggen schnell den königlichen Hafen »Le Havre« erreicht. Kurz darauf waren drei schwer bewaffnete Kriegsgaleeren der Français auf Kurs gegangen, um die Goldschiffe der Engländer aufzubringen. Dieser Hafen war ein Tummelplatz der verschiedensten Zuwanderer aus Spanien, dem Baskenland sowie aus der Gascogne. Die Flotte des Königs hatte hier einen gesonderten Bereich und konnte bei Gefahr schnell im Kanal sein.
Die erfahrenen englischen Kapitäne steuerten schnell in die Kanalströmung, um sich mit dem seichten Wind möglichst schnell von der Küste der Normandie zu entfernen. Die Ruderunterstützung der französischen Galeeren brachten diese aber schneller als erwartet in die Kanalmitte, wo die schnelle »La Traberne« den Koggen König Edwards den Weg verlegte.
Der flaue Wind machte das Manövrieren für die Engländer zu einem Glücksspiel, und so schlug gleich die erste Salve aus den Basilisken der Galeere dem schwer beladenen Schiff John Tailors den Hauptmast kaputt.
Das machte die »Hunting« zu einer Prise für die Käpitäne der Français. Auch das zweite Schiff hatte keine Chance zu entkommen und wurde vom Rammsporn der »Petite« an der Weiterfahrt gehindert. Deren Prisenkommando enterte wenige Tage zuvor die zweite Kogge mit Lord Macenroy an Bord.
Der Lord kämpfte an der Seite der sich verzweifelt wehrenden englischen Seesoldaten und verlor letztlich im Kampf um den Goldschatz sein Leben.
Dietrich traf mit dem Chevalier am großen Zelt des Heerführers ein, kam aber im Moment ungelegen, und sie mussten sich gedulden.
»Verzeiht, Baron, wie habt Ihr die Kerkerhaft empfunden und wie konnte Euch die Flucht gelingen?«, wollte de Pitijon wissen.
»Ach wisst Ihr, mein Lieber«, entgegnete Dietrich schon etwas müde. »Mit Vertrauen in die eigene Stärke und die Schwäche des Feindes. Wenn Gottes Beistand uns dann nicht verlässt, kann man Berge versetzen.« Der Chevalier
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