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Im Kinderzimmer

Im Kinderzimmer

Titel: Im Kinderzimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Fyfield
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vielleicht, aber nicht dick, füllig eben, mit den Rundungen einer viktorianischen Sanduhr, und sündhaft teuer gewandet in einer Kreation aus schwarz und smaragdgrün gestreiftem Seidenmoi-ré, schwarzem Mieder und passend grünem Gürtel, der ihre schmale Taille zur Geltung brachte. Sie hatte sich Katherines Vorliebe für Nobel-Boutiquen zu eigen gemacht, die zu fein für Preisschilder waren, doch war sie bei der Wahl der Farben ihrem eigenen zum Auffälligen neigenden Geschmack treu geblieben. Sie hoffte, als zwar exotisch bunter, nicht aber exaltierter Pfau auf David Allendale einen im Vergleich zu seinem blasseren, wenn auch rassigeren, mo-mentan allerdings wie ein Flittchen gekleideten Küken vorteilhaften Eindruck zu machen. Denn niemand anderem galt ihr Gespreize, da 132
    machte sich Monica nichts vor. Es handelte sich nicht zuletzt auch um einen Racheakt: Wenn Colin Neill in den Tagen seit ihrer allerletzten Begegnung ein einziges Mal noch seinen Lobgesang auf die ätherische Katherine angestimmt hätte, hätte Monica einen Schrei-krampf gekriegt. Da hatten auch die zwei heimlichen Verabredungen mit dem Gatten der Angehimmelten, Verabredungen zum erklärten Zwecke der Besprechung der Errichtung des neuen Wintergartens, Verabredungen, von denen sie dennoch niemandem daheim oder außerhalb etwas gesagt hatte, keine Abhilfe geschaffen.
    Der Walzer tanzte solo, statt, wie es sich gehört, die Gäste zum Walzer, und der amerikanische Gastgeber machte sich, in der Hoffnung, für etwas Auflockerung in dem Laden zu sorgen, auf die Suche nach seinen Lieblingsgästen, fand aber keinen einzigen. Katherine war auf die Damentoilette geflüchtet, um ungestört weinen zu können. Dort fand Jenny sie und schob es auf den Sekt.
    »Was hast du denn, Katherine? Ach, wein doch nicht, bitte… Was ist denn bloß los?« War ihre Stimme vor Ungeduld ein klein wenig scharf, so kaschierte sie dies erfolgreich, wenn auch mit Mühe, denn sie war in der Tat eher Monica-mäßig vernünftiger Stimmung, und auf diese Weise oder an diesem Ort hatte Jenny eigentlich nicht ihren Abend verbringen wollen. Schließlich war Katherine eine auf Männer fixierte Frau und würde nicht auf Trost von Seiten einer Geschlechtsgenossin ansprechen, und außerdem war in Jennys Erfahrung kaum eine, die in Tränen aufgelöst war, auf die Frage hin, was denn los sei, in der Lage, es einem zu sagen, sondern erzählte einem das nächstbeste, was ihr in den Sinn kam. Da es auch kaum eine Rolle spielen würde, was sie daraufhin entgegnete, wühlte sie in Katherines Handtasche nach einem Kamm und wartete ab.
    »Ich hasse dieses Kleid wie die Pest!« sagte Katherine betont langsam, entschieden, aber so vorsichtig, daß für Jenny dies als Ursache des offensichtlichen Kummers ausschied. Zugleich ärgerte es sie, sich überhaupt eine solch banale Erklärung anhören zu müssen, mit der ihre Zeit und ihre Bereitschaft zu Mitgefühl verschwendet wurden – ungeachtet dessen, daß sie sehr wohl wußte, wie ein Mißgriff in der Auswahl der Kleidung alles Selbstvertrauen zunichte machen konnte.

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    »Aber du siehst umwerfend aus, Katherine, wie immer. Hier, nimm meine Wimperntusche und mach deine Augen zurecht. Das Kleid ist vollkommen in Ordnung; gefällt es David nicht, ist es das?« Sie dachte dabei an Katherines fast krankhafte Gefallsucht und an Ge-rüchte über die Strenge des Ehemannes, deren Berechtigung sie insgeheim allmählich anzuerkennen bereit war bei einer Gattin, die das Geld mit vollen Händen ausgeben konnte und dennoch Tränen über ein Kleid vergoß.
    »Gefällt es David nicht?« fragte sie noch einmal, erleichtert, daß Katherine begonnen hatte, ihr Make-up zu reparieren, und daß der Kummer in den Falten des Papiertaschentuchs verschwand, mit dem sie sich über die Wangen rieb.
    »Doch«, antwortete Katherine. »Das heißt, nein, das ist nicht das Problem. Es gefällt ihm. Er hat mich gezwungen, es anzuziehen. Ich hatte neulich ein Kleid umgetauscht, verstehst du, und wann immer ich das tue, muß ich dafür etwas tragen, von dem er weiß, daß ich es hasse. Alle anderen Sachen hat er versteckt.«
    Jenny reichte ihr verwirrt ein neues Papiertuch, ihre Ungeduld gewann entgegen ihrem gutmütigen Naturell die Oberhand. »Hat dich gezwungen?« lachte sie. »Also komm schon, Katherine! Das klingt so, als hätte er es dir eigenhändig über den Kopf gezogen.«
    »Hat er«, bestätigte Katherine nüchtern. »Genau das hat er getan.«
    »Na ja«, sagte

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