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Im Kinderzimmer

Im Kinderzimmer

Titel: Im Kinderzimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Fyfield
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Bedeutungsschwangere Frage.
    »Noch nicht.«
    »Nun, spielt auch keine Rolle, da ich mit dir reden wollte, aber es fällt mir nicht ganz leicht… ich weiß nicht recht, wie ich’s sagen soll.«
    Das sieht dir aber gar nicht ähnlich, mein lieber David, um den hei-
    ßen Brei herumzureden, auch nicht die dreißig Sekunden lang, die du es erst tust. Ich fragte also, ob es irgendwelche Probleme gebe, mir meiner schrillen Stimme bewußt, deren Falsett zu meiner unschönen 202
    äußeren Erscheinung paßte, dem käsigen Gesicht im stickigen Zimmer. Woher David seinen gleichbleibend sonnengebräunten Teint hernimmt, ist mir ein Rätsel. Gehört wohl zu denen, die beim gering-sten Sonnenstrahl schon Farbe kriegen.
    »Ich fürchte, wir werden unserer Vereinbarung übers Kinderhüten ein Ende setzen müssen. Katherine ist überraschend ihren Job los, weißt du, das Einrichtungshaus, in dem sie gearbeitet hat, macht zu.
    Sie wird zwar zu Hause noch ein bißchen was tun, vielleicht selbst importieren, aber es bedeutet, daß sie sehr viel mehr Zeit für die Kinder haben wird, und wir möchten vermeiden, daß die Kinder dann einen Tag hier sind, einen Tag zu Hause, zuviel Unruhe. Also haben wir überlegt, daß es das Beste wäre, die Sache abzublasen.
    Dazu kommt, daß mein Junge ja leider gegen euren Hund allergisch ist.«
    Patsy war im Zimmer. Als von ihr die Rede war, wuchtete sie ihren großen Kopf kurz vom Teppich – ein unheimliches Gespür, das sie auch dann beweist, wenn ihr Name gar nicht gefallen ist. Sie hatte sich nicht erhoben, um David Allendale zu begrüßen, eine ungewöhnliche Tatsache, die mir in einem der wenigen lichten Momente bewußt wurde, die mir die abendliche Ginration gestattete, gefolgt von der Erkenntnis, daß sie ihn generell meidet, auch draußen, ein ganz und gar uncharakteristisches Verhalten. Jetzt lächelte er jedenfalls den Hund an, um zu demonstrieren, daß er es ihm nicht übelnähme, worauf Patsy zu mir herüber gewackelt kam, ein Ohr gespitzt.
    »So, dann wollt ihr euch in Zukunft mehr selbst um die Kinder kümmern«, wiederholte ich dämlich. Ich hätte ihm gern einen Drink angeboten – hauptsächlich, weil ich selbst gut einen gebrauchen konnte –, doch das Tonicwasser war unten. Die Ginflasche stand auf dem Tisch, unübersehbar. Er saß unbequem, weil auf dem Schuhkarton, schob ihn jedoch einfach beiseite, ohne näher hinzusehen. Sein Blick schweifte durchs verwahrloste Zimmer, kehrte dann zu mir zurück. Er, der viel zu höflich war, um sich über meinen Hund zu beschweren, schenkte mir dieses strahlende Lächeln, das mich etwas aus der Fassung bringt. Er kann so verflucht charmant sein, wenn er will. Schon schmolz mein Groll dahin.

    203
    »Es ist mir natürlich klar«, sagte er ernst, aber selbstsicher, »daß wir sehr kurzfristig Bescheid geben…«
    »Wie kurzfristig?«
    »Also, ab Montag, genau genommen.«
    Wir hatten Freitag. »Kurzfristig« war wohl kaum der passende Ausdruck, »fristlos« hätte ich eher gesagt.
    »Das heißt natürlich keinesfalls, daß die Verbindung abreißen soll.
    Bloß verschlimmert sich Jeremys Allergie zusehends. Kann der Hund natürlich nichts für; er ist einfach gegen Haare aller Art allergisch. Er hat eine zarte Konstitution, war eine schwierige Schwangerschaft für die arme Katherine.«
    »Aha, so, verstehe«, gab ich von mir, verstand zwar überhaupt nichts, aber stellte belanglose Fragen, um meine Verwirrung zu über-spielen, und ein beängstigendes Verlassenheitsgefühl. Als hätte ich je besonders viel Notiz von seinen Kindern genommen! Und trotzdem würden sie mir fehlen, begriff ich. Auch sie empfanden die vergiftete Atmosphäre dieses Hauses.
    »Da wird Mrs. Harrison aber nicht begeistert sein. Sie hängt an den Kindern.«
    »Ja, ich dachte an einen Bonus, einen großzügigen Bonus, als Anerkennung für ihre Mühe. Und dir zahlen wir dieses Quartal selbstverständlich weiter wie bisher, da es alles so plötzlich kommt. Ich hoffe, du bist damit einverstanden?«
    Wie sollte ich nicht einverstanden sein? Sehr anständig, großzügig sogar. Ich lege großen Wert auf korrekte Abwicklung von Geschäften, und Mrs. Harrison ist dem Mammon ja nicht abgeneigt. David gab sich bekümmert, spielte den Ehrenmann, der sich bemüht, niemandem auf die Füße zu treten und sachlich zu bleiben. Deshalb war es aber nicht weniger ein Vertragsbruch.
    »Ich hoffe, du trägst es uns nicht nach«, sagte er noch zu allem Überfluß, »wir sind so froh, euch als

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