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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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durch die finstere, mondlose Nacht dröhnten, beeinträchtigten Jennys Schlaf. Sie wälzte sich in ihrem Bett von einer Seite auf die andere und warf den Kopf unruhig auf dem Kissen hin und her. Plötzlich riß sie die Augen weit auf. Ein unbekanntes Geräusch oder eine Bewegung im Zimmer hatte sie aufgeschreckt, aber noch war sie zu schlaftrunken, um sich ernsthaft damit zu befassen.
    Ihr Herz raste vor Angst, sie blinzelte ein paarmal, während sie versuchte, ihren Pulsschlag zu beruhigen, und spähte in die tintenschwarze Düsternis. Auf einer Matte neben ihrem schmalen Bett drehte sich ihre Tante auf den Rücken. Tante Elinor, registrierte Jenny erleichtert - kein Zweifel, Tante Elinors Bewegungen hatten sie geweckt. Das arme Ding litt oft wegen ihrer steifen Gelenke und fühlte sich auf einer harten Unterlage wohler als in einem weichen Bette, aber vermutlich hatte sie Schmerzen und suchte im Schlaf nach der bequemsten Position. Jennys Puls beruhigte sich, sie rollte sich auf den Rücken und zitterte in dem unerwartet kühlen Luftzug ... Ein Schrei drang aus ihrer Kehle, im selben Augenblick preßte sich eine riesige Hand auf ihren Mund und erstickte jeden Laut. Während Jenny gelähmt vor Entsetzen in das finstere Gesicht starrte, das nur wenige Zentimeter von dem ihren entfernt war, flüsterte Royce Westmoreland: »Wenn du schreist, schlage ich dich bewußtlos.« Er machte eine Pause und wartete darauf, daß sich Jenny von dem Schrecken erholte. »Hast du mich verstanden?« zischte er.
    Jenny zögerte und schluckte ein paarmal, ehe sie ruckartig nickte.
    »Sehr gut«, sagte er und lockerte seinen Griff ein wenig. Jenny nutzte die Gelegenheit sofort - sie grub ihre Zähne tief in seine Handfläche und warf sich auf die linke Seite, um so schnell wie möglich zum Fenster zu kommen und die Wachen im Burghof um Hilfe zu rufen. Aber Royce grabschte nach ihr, noch bevor ihre Füße den Boden berührten, und schleuderte sie wieder auf den Rücken. Seine blutende Hand drückte er ihr so fest auf Mund und Nase, daß sie keine Luft mehr bekam. »Das ist das zweite Mal, daß du mir eine blutende Wunde beibringst«, preßte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, und seine Augen blitzten vor Wut. »Und es wird das letzte Mal sein.«
    Er hat vor, mich zu ersticken! dachte Jenny verzweifelt. Sie schüttelte vehement den Kopf, ihre Augen wurden riesengroß, und sie rang nach Atem.
    »So ist es schon besser.« Er lachte leise. »Es wäre klug, wenn du lernen würdest, mich zu fürchten. Hör mir gut zu,  Countess, fuhr er fort, ohne auf ihre fruchtlosen Befreiungsversuche zu achten. »Ich werde dich aus dem Fenster abseilen, ob du dich kooperativ zeigst oder nicht. Falls du mir auch nur die geringsten Schwierigkeiten machst, sorge ich dafür, daß du nicht bei Bewußtsein bist, wenn ich es tue - das würde allerdings deine Chancen, den Boden lebend zu erreichen, erheblich verringern, da du dich nicht mehr an dem Seil festhalten kannst.«
    Er verringerte den Druck seiner Hand gerade genug, daß sie ihre Lungen mit Luft füllen konnte, aber trotz der tiefen Atemzüge ließ ihr Zittern nicht nach. »Durch das Fenster«, protestierte sie erstickt. »Bist du verrückt? Das Fenster ist mehr als zwanzig Meter über dem Burggraben!«
    Royce ignorierte den Einwand und schoß seine wirksamste Waffe ab, die ihren Widerstand ganz bestimmt brechen würde. »Arik hält deine Schwester gefangen, und sie wird erst freigelassen, wenn ich ihm das Signal dazu gebe. Falls du irgend etwas unternimmst, was mich daran hindert, ihm das verabredete Zeichen zu geben - nicht auszudenken, was er in diesem Fall mit ihr macht.«
    Jeglicher Kampfgeist fiel von Jenny ab. Es war, als würde sie erneut denselben Alptraum durchleben wie damals, und eine Flucht war zwecklos. Morgen würde sie ohnehin mit diesem Teufel getraut werden - also was machte eine Nacht mehr in seiner Gewalt schon aus, wenn ihr sowieso Jahre des Elends bevorstanden?
    »Nimm deine Hand weg«, sagte sie matt. »Ich schreie nicht. Du kannst dich darauf verlassen ...«
    Der letzte Satz war ein Fehler, das wurde ihr bewußt, sobald die Worte ausgesprochen waren und sie sah, wie sich sein Gesicht vor Zorn verzerrte.
    »Steh auf«, knurrte er und zog sie aus dem Bett. Er streckte den Arm aus, schnappte sich das samtene Hochzeitskleid, das auf der Truhe am Fußende des Bettes lag, und drückte es ihr in die Hand.
    Jenny preßte das Kleid an ihren Busen und sagte mit bebender Stimme:

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