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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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gesteckt hat?«
    »Ich denke, keins von beidem trifft zu«, antwortete Bruder Gregory betrübt. »Die Bauern sind ein philosophisches Völkchen, und sie rechnen damit, daß jede Generation einmal brennende Felder erlebt und der Lord früher oder später mit einem der anderen Adligen in Streit gerät. Aber bei Eurem Gemahl liegt der Fall anders.«
    »Anders - inwiefern?« fragte Jenny.
    »Er hat sein Leben den Schlachten und Kriegen gewidmet, und alle fürchten, daß seine Feinde auf Rache aus sind. Sie erwarten, daß einer nach dem anderen mit einer Armee anrückt und versucht, Claymore einzunehmen. Oder daß er sie einlädt, um seinen Kriegshunger zu befriedigen.«
    »Das ist doch lächerlich«, protestierte Jenny.
    »Natürlich, aber es wird seine Zeit brauchen, bis die Leute das begreifen.«
    »Und ich dachte, sie sind stolz auf ihn, weil er... weil er doch ein Held für alle Engländer ist.«
    »Sie sind stolz auf ihn, und sie sind auch zuversichtlich, daß er sie - anders als sein Vorgänger - verteidigt, wenn es nötig wird. Seine Stärke und seine Macht legen diese Hoffnung nahe, und genaugenommen flößt er ihnen großen Respekt ein.«
    »Sie fürchten sich vor ihm«, berichtigte Jenny ihn unglücklich und rief sich ins Gedächtnis, wie eingeschüchtert die Mädchen in seiner Gegenwart waren.
    »Das auch, und zwar aus gutem Grund.«
    »Soweit ich es sehe, haben sie keinen Grund, Angst vor ihm zu haben«, erwiderte sie im Brustton der Überzeugung.
    »Oh, das würde ich nicht sagen. Versetzt Euch mal in ihre Lage. Ihr neuer Herr wird landauf, landab >der Schwarze Wolf< genannt - er hat den Namen eines gefährlichen, reißenden Raubtiers, das sein Opfer angreift und verschlingt. Noch dazu erzählt man sich von ihm die ungeheuerlichsten Geschichten - wohlgemerkt, es sind Geschichten und nicht unbedingt Tatsachen aber die Leute trauen ihm trotzdem zu, daß er mit denen, die ihm in die Quere kommen, nicht viel Federlesen macht. Als Lord hat er auch das Recht, die Steuer festzusetzen, die er von ihnen verlangt, und natürlich wird er bei Streitereien zu Gericht sitzen und über Übeltäter Strafen verhängen.« Bruder Gregory sah sie bedeutungsvoll an. »Würdet Ihr wollen, daß ein Mann, dem der Ruf vorauseilt, gnadenlos und bösartig zu sein, all diese Dinge für Euch entscheidet?«
    Jenny wurde wütend. »Aber er ist nicht gnadenlos oder bösartig. Wenn er auch nur halb so schlimm wäre wie sein Ruf, hätten meine Schwester und ich viel Schlimmeres erlitten, als wir in seiner Gewalt waren.«
    »Das stimmt«, pflichtete ihr der Priester mit einem anerkennenden Lächeln bei. »Es bleibt jetzt Eurem Gemahl überlassen, soviel Zeit wie möglich mit seinen Leuten zu verbringen, damit sie sich eine andere Meinung von ihm bilden können.«
    »So, wie Ihr das sagt, klingt es ganz einfach«, meinte Jenny, als sie aufstand und ihre Röcke ausschüttelte. »Und ich vermute, das ist es auch. Hoffentlich brauchen die Leute nicht allzu lange, bis sie dahinterkommen, daß ...«
    Das Portal flog auf, und beide drehten sich gerade noch rechtzeitig zum Eingang, um den Ausdruck der Erleichterung auf Royces Gesicht zu sehen.
    »Niemand wußte, wo du bist«, sagte er, als er auf Jennifer zumarschierte - seine klobigen Stiefel verursachten bei jedem Schritt auf dem gewachsten Holzboden einen unheimlichen Laut in der stillen Kapelle. »In Zukunft wirst du nirgendwohin gehen, ohne vorher jemandem Bescheid zu sagen, wo du zu finden bist.«
    Bruder Gregory musterte Jennys empörte Miene und entschuldigte sich rasch.
    Sobald er die Tür hinter sich geschlossen hatte, fauchte Jennifer: »Ich hatte keine Ahnung, daß ich hier wie eine Gefangene leben muß.«
    »Wieso hast du versucht, vor die Burgtore zu kommen?« wollte Royce wissen, ohne sich die Mühe zu machen, Verständnis zu heucheln.
    »Weil ich mit Bruder Gregory ein vertrauliches Gespräch führen wollte, ohne von allen, die sich im Hof herumtreiben, beobachtet und belauscht zu werden«, erklärte Jenny wütend. »So, und jetzt beantwortest du mir meine Frage: Weshalb ist es mir so streng verboten, diesen Ort zu verlassen? Ist dies hier mein Zuhause oder mein Gefängnis? Ich werde nicht...«
    »Dein Zuhause«, unterbrach er sie, und zu ihrer Verblüffung grinste er breit. »Du hast die blauesten Augen von der Welt«, setzte er mit einem warmherzigen, leisen Lachen hinzu. »Wenn du böse bist, haben sie die Farbe von nassem blauem Samt.«
    Jenny verdrehte widerwillig die Augen, aber

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