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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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hatte. »Soll ich diese Angelegenheit regeln?«
    »Nein!« platzte Jenny heraus - sie war nicht in der Lage, ihre Abneigung gegen den Mann zu verbergen.
    Mit einem pikierten Blick sah der Hofmeister Jennifer an, wandte sich aber sofort wieder an Royce. »Euer Gnaden?« fragte er und ignorierte den Protest seiner Herrin vollkommen.
    »Ich kenne nur Strafmaßnahmen, die man über ungehorsame Soldaten verhängt, und habe keine Erfahrung, wie man in solchen Dingen vorgeht«, sagte Royce unbehaglich zu Jennifer -offensichtlich wollte er sich vor dieser Pflicht drücken. Sie hatten den Rand der rasch anwachsenden Menge erreicht. Jenny richtete einen flehentlichen Blick auf ihren Mann und dachte dabei an Bruder Gregorys Worte. »Wenn du die Sache nicht regeln möchtest, könnte ich es an deiner Stelle tun«, bot sie ihm besorgt an. »Ich habe, seit ich denken kann, meinem Vater zugesehen, wenn er zu Gericht saß, und ich weiß, wie man das macht.«
    Royce wies den Haushofmeister an: »Erledigt die Formalitäten in der üblichen Art, und meine Gemahlin entscheidet dann, welche Strafe der Junge verdient.«
    Sir Albert knirschte hörbar mit den Zähnen, und seine hageren Wangenknochen traten noch weiter hervor, aber er verbeugte sich ergeben vor seinem Lord. »Wie Ihr wünscht, Euer Gnaden.«
    Die Menschenmenge teilte sich, um sie durchzulassen, und Jenny bemerkte, daß die Leute auf Royces Seite weiter zurückwichen als nötig, um nur nicht in seiner Reichweite zu stehen.
    Als sie in der Mitte des großen Kreise ankamen, verlor Sir Albert keine Zeit und beeilte sich, das Gerichtsverfahren in Gang zu setzen. Mit einem eisigen Blick auf den verzweifelten Jungen, dessen ausgestreckte Hände von zwei stämmigen Wachmännern festgehalten wurden, sagte er: »Du hast einen gemeinen Angriff auf die Herrin von Claymore verübt und somit eine große Schuld auf dich geladen, denn eine solche Attacke gilt nach englischem Recht als äußerst schweres Verbrechen. Eigentlich hättest du gleich gestern deiner gerechten Strafe zugeführt werden müssen. Das wäre leichter für dich gewesen, als bis heute zu warten«, endete der Haushofmeister scharf. Jenny beschlich das ungute Gefühl, daß dies ein Hinweis darauf war, Royce hätte den Jungen mit diesem Aufschub absichtlich gequält.
    Tränen liefen dem Jungen übers Gesicht, und am Rand des Kreises bedeckte eine Frau ihr Gesicht mit den Händen und weinte bitterlich. Jenny vermutete, daß sie die Mutter des armen Sünders war. Ihr Mann stand mit steinernem Gesicht neben ihr, und seine schmerzerfüllten Augen waren auf den Sohn gerichtet.
    »Leugnest du die Tat, Junge?« bellte Sir Albert.
    Die mageren Schultern zuckten unter den lautlosen Schluchzern, und der Junge schüttelte den gesenkten Kopf.
    »Sag es ganz laut!«
    »N ...« Der bedauernswerte Kerl zog die Schultern hoch und wischte sich das nasse Gesicht an seiner schmutzigen Jacke ab. »Nein.«
    »Das ist das beste für dich«, sagte der Haushofmeister beinahe freundlich, »denn mit einer Lüge zu sterben würde für deine Seele die ewige Verdammnis bedeuten.«
    Bei dem Wort >sterben< riß sich die weinende Frau von ihrem Mann los und stürzte sich auf ihren Sohn, um ihn in die Arme zu nehmen und an ihren Busen zu drücken. »Vollstreckt das Urteil, wenn es sein muß, aber tut es schnell!« schrie sie schluchzend und funkelte die Wachen, die mit gezückten Schwertern in der Nähe standen, düster an. »Macht ihm nicht noch mehr angst«, heulte sie und wiegte ihren Jungen in den Armen. »Seht Ihr denn nicht, wie sehr er sich fürchtet?« Sie weinte so sehr, daß ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern war: »Bitte ... ich möchte nicht, daß er ... so viel Angst haben muß.«
    »Holt den Priester«, befahl Sir Albert schroff.
    »Mir ist nicht klar«, schaltete sich Royce in so eisigem Tonfall ein, daß die Mutter ihr Kind noch fester an sich drückte und lauter schluchzte, »wieso wir zu dieser ungewöhnlichen Stunde eine Messe lesen lassen sollten.«
    »Der Priester soll keine Messe lesen, sondern dem Jungen die Beichte abnehmen«, erklärte der Haushofmeister, ohne zu begreifen, daß Royce seine Bitte, Bruder Gregory zu holen, absichtlich falsch gedeutet hatte. Zur Mutter des Jungen gewandt, sagte Sir Albert: »Ich nehme an, daß sich Euer ruchloser Sohn das letzte heilige Sakrament der Kirche zunutze machen will.«
    Die gramgebeugte Frau war in Tränen aufgelöst und brachte kein Wort mehr heraus. Sie nickte.
    »Nein!« brüllte

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