Im Koenigreich der Traeume
einer Geste, ihr aus dem Zimmer zu folgen. Sie schloß die Tür, damit sie Brenna durch das, was sie zu sagen hatte, nicht noch mehr aufregte, und wandte sich verzweifelt an ihren Entführer. »Brenna könnte sterben, wenn sie ihre Arznei nicht bekommt. Bei ihrem letzten Anfall setzte sogar kurzzeitig ihr Herzschlag aus.«
Royce war nicht ganz der Meinung, daß das blonde Mädchen in akuter Lebensgefahr schwebte, aber augenscheinlich glaubte Jenny tatsächlich daran, und genauso offensichtlich war, daß Brenna Merrick diese gräßlichen Hustenanfälle nicht vortäuschte.
Jenny sah seinem Gesicht an, daß er unentschlossen war, und weil sie fürchtete, daß er ihr die Bitte rundweg abschlagen könnte, versuchte sie ihn umzustimmen, indem sie sich selbst erniedrigte. »Ihr sagt, ich sei zu stolz und ... und«, stammelte sie und legte flehentlich die Hand an seine Brust. »Wenn Ihr Brenna gehen laßt, tue ich alles, was Ihr von mir verlangt. Ich schrubbe die Fußböden. Ich bediene Euch, kümmere mich um alles und bereite die Mahlzeiten für Euch in der Küche zu. Ich schwöre, daß ich Euch hundertfach für Eure Güte entschädige.«
Royce schaute auf die zierliche Hand hinunter, die noch immer auf seiner Brust lag und von der eine unbeschreibliche Hitze ausging, die sogar den dicken Stoff seiner Jacke durchdrang. Das Verlangen regte sich schon bei dieser harmlosen Berührung in seinen Lenden. Er verstand nicht, warum sie eine so enorme Wirkung auf ihn ausübte, er wußte nur, daß er sie begehrte und sich danach sehnte, sie warm und willig in seinen Armen zu spüren. Um das zu erreichen, war er bereit, die erste wirklich unsinnige Tat in seinem Leben zu begehen: seine wertvollste Geisel nach Hause zu schicken. Trotz Jennifers Beteuerungen, Lord Merrick sei ein liebender, wenn auch gestrenger Vater, hegte Royce gewisse Zweifel, daß er besonders tiefe Zuneigung für seine schwierige Tochter empfand.
Jennys riesige, angstgeweitete Augen waren unverwandt auf sein Gesicht gerichtet. »Bitte«, wisperte sie, weil sie sein Schweigen als Ablehnung mißdeutete. »Ich tue alles. Ich werfe mich vor Euch auf die Knie. Bitte, Ihr braucht nur zu sagen, was Ihr von mir fordert.«
Endlich äußerte er sich, und Jennys Herz zog sich in hoffnungsvoller Spannung zusammen. Sie war so besorgt um das Leben ihrer jüngeren Schwester, daß ihr der vielsagende Unterton in seiner Stimme entging, als er nachfragte: »Alles?«
Sie nickte eifrig. »Alles - ich werde dafür sorgen, daß diese Burg in Ordnung gebracht wird und jeder Raum so glänzt, daß Ihr, ohne Euch schämen zu müssen, einen König empfangen könnt. Ich bete für Euch jeden ...«
»Gebete habe ich eigentlich nicht im Sinn«, unterbrach er sie.
Bevor er sich doch noch anders besann, rief Jenny in ihrer Not: »Dann sagt mir, was Ihr von mir als Gegenleistung erwartet!«
»Ich will Euch«, eröffnete er ihr unnachgiebig. Jennifers Hand glitt schlaff über seine Jacke, als er ohne jede sichtbare Gefühlsregung fortfuhr: »Ich möchte Euch nicht auf Knien sehen, sondern in meinem Bett, und zwar bereitwillig.«
Die Erleichterung, daß er Brenna freilassen wollte, überwog im Moment die Entrüstung über diesen schamlosen Vorschlag.
Er würde keinen Verlust erleiden, wenn er Brenna freiließ, weil er Jenny immer noch als Unterpfand behielt. Aber von ihr verlangte er, daß sie alles opferte. Wenn sie sich ihm freiwillig hingab und sich dadurch entehrte, wurde sie zur Hure und zur Schande für ihre Familie und alle, die ihr etwas bedeuteten. Es stimmte, sie hatte sich ihm schon selbst einmal angeboten -wenigstens beinahe aber damals hatte sie ihn um eine Gegenleistung gebeten, die Hunderte, vielleicht Tausende von Menschenleben gerettet hätte. Das Leben von Menschen, die ihr sehr nahestanden und die sie liebte.
Noch dazu war sie, als sie ihm diesen Vorschlag machte, nicht ganz bei Sinnen und benommen von seinen leidenschaftlichen Küssen gewesen. Jetzt jedoch sah sie klar und deutlich vor sich, welche Folgen dieser Handel für sie haben würde.
Brennas Husten wurde zu markerschütterndem Röcheln und Keuchen, und Jenny zuckte erschrocken zusammen - sie hatte Angst um sich selbst und um Brennas Leben.
»Ist der Handel abgeschlossen?« erkundigte sich Royce gelassen.
Jennifer hob ihr schmales Kinn - sie hielt sich wie eine stolze junge Königin, der jemand, dem sie vertraut hatte, einen Dolch in den Rücken gestoßen hatte.
»Ich habe mich in Euch geirrt, Mylord«,
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