Im Koma
Die Besuche werden kürzer und kürzer, die Abstände dazwischen länger und länger. Bald ist es nur noch einmal die Woche für fünf Minuten, dann einmal im Monat für zwei, dann vielleicht nur noch einmal im Jahr, bis Sie sich nicht mal mehr erinnern werden, wann zum letzten Mal jemand vorbeigeschaut hat. So ist das Leben.« Sie seufzte.
Ich habe meinen Kopf bewegt, dachte Casey.
»Obwohl ich es persönlich nicht leiden kann, wenn die Leute einfach reinschneien. Meine Mutter ist so. Ständig steht sie unerwartet vor der Tür und regt sich dann auf, wenn ich nicht begeistert bin, sie zu sehen. Ich sag ihr immer wieder, sie soll vorher anrufen, und sie meint nur: >Warum? Hast du irgendwas zu verbergen?< Was sie wohl von diesem Haus halten würde?« Patsy lachte. »Nun ja. Vielleicht werde ich es eines Tages erfahren. Ich könnte die neue Hausherrin werden. Man kann nie wissen. Es sind schon seltsamere Dinge passiert.«
»Alles in Ordnung?«, fragte Warren von irgendwo hinter ihr.
Patsy fuhr eilig herum. Casey malte sich aus, wie sie mit den Händen nervös in ihrem Haar nestelte, um ihre Verlegenheit zu überspielen. »Alles bestens. Caseys Kopf war ein wenig zur Seite geneigt. Wahrscheinlich hat Gail sie beim Abschied zu heftig umarmt.«
»Ihr Kopf war zur Seite geneigt?«
»Jetzt ist alles wieder in Ordnung.«
Es klingelte. Wer kam jetzt, fragte Casey sich.
»Soll ich aufmachen?«, fragte Patsy.
»Wenn du nichts dagegen hast.«
Die Haustür wurde geöffnet und wieder geschlossen. Eine Männerstimme sagte Hallo, und man hörte den gedämpften Austausch von Höflichkeiten, gefolgt von Schritten auf der Treppe.
»Hallo, Warren«, sagte der Mann kurz darauf.
Gütiger Gott.
Die Stimme war unverkennbar.
Hilfe. Irgendjemand. Bitte. Hilfe.
Der Mann trat näher. »Hallo, Dornröschen«, sagte er.
KAPITEL 27
»Wie geht es dir heute Abend?«, fuhr der Mann fort und beugte sich lauernd über Casey wie eine riesige Kobra, die jeden Moment zubeißen kann.
»Offenbar hat sie den Kopf bewegt«, erklärte Warren ihm.
»Was heißt das?«
»Vielleicht gar nichts«, sagte Warren. »Vielleicht aber auch, dass Dornröschen sich anschickt aufzuwachen.«
Casey spürte, wie die Blicke des Mannes über ihren Körper glitten, nachdem er ihre Decke bis zu den Knien zurückgeschlagen hatte.
»Mir kommt sie ziemlich tot vor. Obwohl ich zugeben muss, dass sie für eine Leiche verdammt gut aussieht. Hast du je daran gedacht...?«
»Behalte deine dreckigen Fantasien für dich«, sagte Warren und schaffte es, überzeugend empört zu klingen.
Der Mann lachte. »Hab ich dir mal von dem Mädchen erzählt, das so betrunken war, dass es mittendrin in Tiefschlaf gefallen ist? Ich meine, peng, mitten in der Action. Ich pumpe vor mich hin, ihre Augen verdrehen sich plötzlich, und sie ist hinüber.« Er lachte erneut. »Komisches Gefühl, das kann ich dir sagen.«
»Du bist echt krank.«
»Gut für dich.«
»Und was hast du gemacht?«, fragte Warren.
»Mit dem Mädchen? Was sollte ich denn machen? Mittendrin aufhören? Ich hab weitergemacht, bis ich fertig war. Zu dem Zeitpunkt war sie ohnehin schon ziemlich entbehrlich.«
»Entbehrlich? Seit wann drückst du dich denn so geschwollen aus?«
Der Mann tat die Beleidigung mit einem Lachen ab. »Sie lag sowieso bloß da. So ein großer Unterschied war es nicht.« Sein Lachen wurde zu einem leisen Glucksen. »Danach hab ich sie natürlich noch umgedreht und ein paar Sachen gemacht, die sie mich wach nicht machen lassen wollte.«
»Ein wahrer Prinz.«
»Ich tue mein Bestes. Apropos, die kleine Krankenschwester unten ist ziemlich süß. Ich hoffe, du hast nichts dagegen, dass ich ihre Einladung auf einen Espresso angenommen habe
...«
»Wenn wir hier fertig sind.«
»Natürlich. Also, mal sehen. Was haben wir denn genau.« Der Mann ergriff Caseys Hand, bewegte sie auf und ab, winkelte den Arm am Ellenbogen an und drehte ihr Handgelenk hin und her.
»Und?«, fragte Warren.
»Ich spüre eigentlich gar nichts, um ehrlich zu sein, auf jeden Fall keinen Widerstand. Das ist totes Gewicht, Mann.« Er ließ Caseys Hand los, die auf das Bett platschte wie ein toter Fisch.
Der Mann ließ seine Finger langsam über Caseys Oberschenkel weiter nach unten gleiten. Casey musste sich mit aller Kraft zusammennehmen, um nicht vor seiner Berührung zurückzuzucken.
Er fasste ihren rechten Knöchel, zog ihr Knie an die Hüfte und bewegte ihr Bein hin und her. »Sie hat eine gute
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