Im Koma
war.«
»Und du glaubst, da besteht ein Zusammenhang?«
»Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll.«
Casey stellte sich vor, wie ihr Mann sein Gesicht in den Händen vergrub, und versuchte, das verhaltene Lächeln nicht zu sehen, das er hinter seinen Fingern verbarg.
»Manchmal würde ich Drew gern einfach komplett das Haus verbieten«, fuhr er fort. »Die Tür abschließen und mich weigern, sie reinzulassen, egal was sie sagt oder macht. Und glaub mir, manchmal bin ich so kurz davor. Aber sie ist so unberechenbar, wer weiß, wie sie reagieren würde. Sie könnte mit eingeklemmtem Schwanz abziehen, sie könnte aber auch ihre Drohung wahrmachen und sich an die Presse wenden. Und das wäre das Letzte, was diese Familie braucht.«
Du meinst, das Letzte, was du brauchst.
»Solltest du vielleicht noch einmal mit Detective Spinetti über sie sprechen?«
»Und was soll ich sagen? Dass ich mir Sorgen mache, weil Drew tatsächlich so etwas wie schwesterliche Sorge zeigt?«
»Und was machen wir dann?«
»Wir müssen einfach besonders wachsam sein, wenn sie da ist. Lass sie nicht aus den Augen. Pass auf, dass sie nie mit Casey allein ist. Meinst du, das schaffst du?«
»Ich werde mein Bestes geben.«
»Das weiß ich. Du bist in meinem Leben im Moment das Einzige, worauf ich mich verlassen kann.«
Casey spürte, wie ihre Finger sich unter dem Laken regten, und konzentrierte sich darauf, sie still zu halten, weil sie wusste, dass schon das kleinste Zucken Warrens Argwohn wecken würde. Seit sie wieder in ihrem frisch bezogenen Bett lag, war er kaum von ihrer Seite gewichen, und auch wenn jemand wie Patsy diese Beharrlichkeit möglicherweise als Sorge deuten konnte, begriff Casey, dass das einzige Wohlbefinden, um das Warren sich sorgte, sein eigenes war.
»Wirst du Jeremy bei der Krankenhausverwaltung melden?«, fragte Patsy.
»Ihn melden? Nein. Wozu? Ich will ihm keinen unnötigen Ärger machen.« »Du bist einfach zu nett für diese Welt.« Ja, klar. Mr. Nice Guy.
»Ich hab kein Interesse daran, irgendjemanden fertigzumachen.« Jedenfalls nicht ihn.
»Hast du schon überlegt, wer ihn ersetzen soll?«, fragte Patsy.
»Ich habe sogar schon jemanden engagiert.«
»Aus dem Krankenhaus?«
»Aus meinem Fitness-Studio«, sagte Warren.
Casey spürte, wie ihr ganzer Körper taub wurde.
»Er kommt heute Abend vorbei.«
Was?
Was hatte Warren vor? War ihre Zeit bereits abgelaufen? Plante er, sie schon ermorden?
»Soll ich Kaffee aufsetzen?«, fragte Patsy.
»Ich glaube nicht, dass er ein großer Kaffeetrinker ist.«
»Wie wär's mit Eiscreme?«
Warren lachte. »Gott, du bist wirklich süß.«
»Ich will bloß helfen.«
»Das weiß ich. Und das tust du auch, einfach indem du da bist.« O bitte. Wenn ich einen Würgereflex hätte, würde ich kotzen.
»Hör zu, es ist noch früh«, sagte Warren. »Warum nimmst du dir nicht den restlichen Abend frei und gehst ins Kino oder irgendwas?«
Nein, geh nicht. Geh nicht.
»Ich bin eigentlich ziemlich müde. Ich glaube, ich sehe einfach in meinem Zimmer noch ein bisschen fern und gehe vielleicht früh schlafen.«
»Klingt gut.«
»Ruf einfach, wenn du irgendwas brauchst.« »Das mache ich.«
Mit großem Gewese schüttelte sie Caseys Kissen auf. Der frische Duft von Waschpulver explodierte um ihren Kopf wie Chinakracher. »Gute Nacht, Casey. Bis morgen früh.« Sie ging zur Tür. »Gute Nacht, Warren.«
»Träum süß.«
»Du auch.«
Casey spürte, wie Patsy noch einen Moment auf der Türschwelle verharrte, bevor sie ihren Abgang machte. Und was jetzt, fragte sie sich und hörte, wie ihr Mann seinen Sessel noch näher ans Bett zog.
»Und was jetzt?«, fragte er wie ein Echo.
Das liegt an dir.
Mindestens zehn Minuten saß Warren schweigend da und starrte münzengroße Löcher in ihre Haut. Versuchte er zu entscheiden, was er als Nächstes tun sollte, oder überlegte er, wie er einen bereits gefassten Entschluss am besten in die Tat umsetzte? »Wie ist alles bloß so kompliziert geworden?«, fragte er schließlich.
Es klingelte.
»Na, sieh an. Klingt, als ob dein neuer Physiotherapeut da wäre. Und im Gegensatz zu deinem alten sogar ein bisschen zu früh. Offensichtlich voller Arbeitseifer.«
»Soll ich aufmachen?«, rief Patsy.
»Nein, schon gut«, rief Warren zurück. »Ich gehe.« Er berührte Caseys Unterarm. »Nicht aufstehen«, sagte er, bevor er das Zimmer verließ.
Ich muss aufstehen, dachte Casey, als sie ihren Mann die Treppe hinuntergehen hörte.
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