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Im Koma

Titel: Im Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
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auf die Beine zu stellen, war gerade vorüber, was bedeutete, dass es noch immer April war. Wie viel Zeit hatte sie seit Janines letztem Besuch verloren?
    »Wie dem auch sei, ich hab eine Zeitung mitgebracht. Die Ärzte meinten, es wäre vielleicht eine gute Idee, dir etwas vorzulesen, weil es dein Gehirn stimulieren könnte oder so. Aber eigentlich passiert nichts besonders Stimulierendes.«
    Mach dir deswegen keine Sorgen. Mein Gehirn arbeitet offenbar auch so auf Hochtouren. Ich hatte die seltsamsten Halluzinationen.
    »Mal sehen. Wusstest du, dass Philadelphia seit den 1960ern etwa sechshunderttausend Einwohner verloren hat? Alles in Folge einer Entwicklung, die sich innerstädtische Verwahrlosung nennt. Jedenfalls stehen in der ganzen Stadt ungeachtet der Neubautätigkeit sechzigtausend Gebäude leer und verfallen. Ist das stimulierend genug? Zwinkere zweimal, wenn die Antwort Ja lautet.«
    Ich zwinkere. Einmal. Zweimal. Hast du es gesehen?
    »Okay, kein Zwinkern, also nicht besonders stimulierend.«
    Verdammt, ich zwinkere doch. Guck noch mal, ich zwinkere. Ich zwinkere. Warum kannst du das nicht erkennen?
    »Mal sehen, was haben wir noch. All die fantastischen Dinge, die du im Monat Mai verpassen wirst, wenn du nicht bald aus diesem albernen Koma aufwachst.«
    Casey hörte das Rascheln von Zeitungsseiten. Oder steuerte ihre Fantasie nur die passenden Geräuscheffekte bei? War Janine überhaupt da?
    »Okay. Da wäre die Dad Vail Regatta, die, wie du weißt, die größte Universitätsregatta in den Vereinigten Staaten ist und alljährlich tausende von Ruderern und Zuschauern an den Schuylkill River lockt. Das willst du doch bestimmt nicht verpassen. Dann gibt es Philadanco!, was irgendwie pervers klingt, aber eine Tanztruppe aus West Philly ist, die für nur eine Woche im Kimmel Center gastiert, und es gibt noch gute Plätze. Ich werde auf jeden Fall versuchen, Tickets zu bekommen. Und last, not least stehen im Mai auch wieder die alten historischen Privathäuser Philadelphias zur Besichtigung offen. Dein Haus ist doch auch ziemlich historisch, oder nicht? Hast du je darüber nachgedacht, eine öffentliche Besichtigung anzubieten, damit die Leute einmal durchtrampeln können? Nein, wohl nicht. Obwohl es bestimmt viele Interessierte anziehen würde, die alle genau wissen wollen, wo und wie Ronald Lerner gewohnt hat. Dabei ist die Wahrheit natürlich nie so spannend wie die eigene Vorstellungskraft, was?«
    Glaub mir, Janine. Du hast ja keine Ahnung.
    »Wie dem auch sei, gestern habe ich noch einmal mit diesem Detective von der Polizei gesprochen.«
    Was?
    »Wie kommt es, dass alle Polizisten im Femsehen immer aussehen wie Chris North und im wahren Leben wie Detective Spinetti?«
    Er ist real? Ich habe ihn nicht geträumt?
    »Jedenfalls hat er mir erzählt, dass er Richard Mooney vernommen hat, nachdem ich ihm von meiner Begegnung mit ihm erzählt hatte, und dass Mooney behauptet, er hätte zum Zeitpunkt des Unfalls seine Mutter besucht. Wobei Spinetti offensichtlich nicht glaubt, dass es ein Unfall
    war.«
    Okay, Zeit für einen neuen Traum. Der aktuelle entwickelt sich immer mehr zum Albtraum.
    »Seine Mutter bestätigt das offenbar, obwohl Spinetti sagt, dass die Polizei Müttern, die ihren Söhnen ein Alibi liefern, nicht unbedingt traut.«
    Ich kann auch nicht behaupten, dass ich Müttern in irgendeiner Hinsicht groß trauen würde.
    »Jedenfalls ist er noch nicht von der Liste der Verdächtigen gestrichen, vor allem weil der Typ - das glaubst du nicht - einen silbernen Geländewagen fährt. Aber wer fährt den ehrlich gesagt nicht? Außerdem sollte man meinen, wenn er versucht, jemanden umzubringen, dann doch eher mich. Ich war schließlich diejenige, mit der er an dem Morgen einen Streit hatte. Andererseits warst du ja schon immer die Auserwählte, was?«
    Casey stellte sich das strahlende Lächeln vor, das Janines Frage begleitete.
    »Aber allem Anschein nach ist Mooney nicht der einzige Verdächtige. Spinetti hat tausend Fragen über Drew gestellt. Offenbar hat er mindestens ein Dutzend Nachrichten auf ihrer Mailbox hinterlassen, ohne dass sie zurückgerufen hat. Willkommen im Club, hab ich bloß gesagt. Drew ist berüchtigt dafür, Anrufe nicht zu erwidern. Er hat mich gefragt, wie gut ich sie kenne und ob ich glaube, dass sie fähig wäre, dich zu töten. Ich habe ihm geantwortet, dass ich es ehrlich nicht weiß. Ich meine, wer weiß bei Drew schon irgendwas? Und natürlich hat er auch einen Haufen

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