Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet

Titel: Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
Vom Netzwerk:
hatte, zumindest kein Getränk.

Dienstag, 24. Mai  9:00 Uhr

    Während Pielkötter den Dienstwagen in Neudorf unweit des Hauptbahnhofs direkt vor Hartmut Gabrillanis Wohnung parkte, dachte er noch einmal an Liebermanns geplatztes Alibi. Über die Bedeutung gingen Barnowskis und seine Meinung ein wenig auseinander. Okay, mit einem stichfesten Alibi wäre Doktor Liebermann hundertprozentig als Täter aus dem Rennen gewesen. Der Umkehrschluss galt allerdings nicht. Sein Untergebener maß diesem Täuschungsmanöver seines Erachtens zu viel Bedeutung bei. Der Kauf der Munition passte einfach nicht zu der Täterschaft.
    Bei Gabrillani sah der Fall dagegen ganz anders aus. Entweder schwebte er in akuter Lebensgefahr oder er selbst war der Mörder. Zumindest konnte sich Pielkötter kaum vorstellen, dass dieser Mann in Bezug auf die Mordfälle vollkommen unbeteiligt war. Höchste Zeit, ihm endlich persönlich gegenüberzustehen, um sich ein Bild von ihm zu machen. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er Gabrillani längst zur Fahndung ausgeschrieben und sich natürlich Zutritt zu seiner Wohnung verschafft. Leider hatte er die entscheidenden Stellen trotz mehrmaliger Versuche nicht von der Dringlichkeit überzeugen können. Zwar hatte er inzwischen die Adressen und Rufnummern von Hartmut Gabrillanis Kindern ausfindig gemacht, aber bisher keinen der drei ans Telefon bekommen. Sofern sein erneuter Versuch, mit dem Mann selbst in Kontakt zu treten, wieder nicht erfolgreich war, musste er die Recherche ausdehnen. Notfalls würde er die Nachkommen zu Hause oder an ihrer Arbeitsstelle aufsuchen.
    Missmutig stieg Pielkötter aus dem Wagen und lief zu dem Haus. Gabrillanis Wohnung lag zusammen mit drei weiteren Wohneinheiten im dritten Stock. Neben allen anderen Nachbarn, die ihm nichts über Gabrillani hatten angeben können, hatte er auch zwei Parteien dieser Etage befragt. Nur eine Mieterin stand noch aus.
    Nachdem er wieder einmal vergeblich bei seinem möglichen Opfer oder Täter geklingelt hatte, versuchte er es bei Sandra Willig nebenan. Zu seinem Erstaunen öffnete sich wenig später die Tür. Im Rahmen erblickte er eine etwa fünfzigjährige Frau mit kurz geschnittenen, schwarzen Haaren. Ihre Augen lagen eine Spur zu weit auseinander. Dafür hatte sie einen hübschen Mund und gebräunte Haut.
    »Oh, Sie sind schon oben«, sagte die Frau erschrocken. Eilig hielt Pielkötter ihr seine Dienstmarke hin. Trotzdem machte sie keine Anstalten, ihn in ihre Wohnung zu lassen.
    »Ich versuche seit Tagen, Ihren Nachbarn Herrn Gabrillani zu erreichen«, erklärte Pielkötter.
    »Da haben Sie leider auch in Zukunft kein Glück«, erwiderte die Nachbarin mit seltsamer Miene. »Herr Gabrillani ist tot.«
    Um ein Haar wäre Pielkötter die Dienstmarke aus der Hand gefallen. Mit dieser Aussage hatte er wahrlich nicht gerechnet. Die Angst, versagt zu haben, breitete sich unaufhaltsam in seinem Inneren aus. »Tot?«
    »Ja, leider«, antwortete Sandra Willig. »Habe es auch erst gestern Abend erfahren. Ich bin von einer Reise zurückgekehrt, und da lag der Totenbrief in der Post. Heute Morgen ist übrigens die Beerdigung. Schade. Ich wäre gerne mitgegangen, aber so kurzfris­tig schaffe ich das nicht.«
    »Er wird heute schon beerdigt?«, fragte Pielkötter ungläubig.
    »Wahrscheinlich ist das ja auch kein Fall für die Kriminalpolizei«, platzte die Nachbarin in seine Gedanken.
    »Es sei denn, er ist keinen natürlichen Tod gestorben.«
    »Was wollen Sie damit andeuten? So etwas anzunehmen, ist absurd. Der Mann war doch lange schwer krank. Wissen Sie das nicht?«
    Pielkötter schüttelte immer noch ungläubig den Kopf.
    »Er hat schon lange im Krankenhaus gelegen. Knochenkrebs im Endstadium. Alle haben mit seinem baldigen Tod gerechnet.«
    »Aber hier im Haus sind Sie offensichtlich die Einzige.«
    »Nun ja, untereinander haben wir hier wirklich kaum Kontakt«, erklärte sie nachdenklich. »Außer mir hat Herrn Gabrillani wohl auch keiner im Krankenhaus besucht. Abgesehen von seinen drei Kindern natürlich.«
    »Wann und wo sagten Sie, findet die Beerdigung statt?«
    »Falls Sie mögen, gebe ich Ihnen die Todesanzeige mit.«
    Ehe er etwas erwidern konnte, verschwand sie hinter der Tür. Kaum zwei Sekunden später kehrte sie mit der Anzeige zurück, die offensichtlich noch in der Diele gelegen hatte. Pielkötter nahm sie entgegen und warf einen neugierigen Blick darauf. Anschließend bedankte er sich und verließ eilig das Haus.
    Auf dem

Weitere Kostenlose Bücher