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Im Kreis des Wolfs

Im Kreis des Wolfs

Titel: Im Kreis des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Evans
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so schon Ärger genug.
    Für jeden Anruf von einem wütenden Rancher, der ihm vorwarf, zu nachgiebig zu sein, bekam er einen Anruf von einem militanten Tierschützer, der ihn wegen der Abschussgenehmigungen für die neun Wölfe einen Mörder nannte. Vier voneinander unabhängige Prozesse waren angestrengt worden, zwei von Viehhändlervereinigungen, die ein Ende des Wiederansiedlungsprogramms forderten, weil es gegen die Verfassung verstoße, und zwei von Umweltgruppen, die eine gerichtliche Verfügung gegen jeden weiteren Abschuss von Wölfen verlangten.
    Am Tag nach der Versammlung hatte die »Organisation der Wölfe« ein Team von Aktivisten nach Hope geschickt, um eine Befragung aller Haushalte durchzuführen. Dan erhielt zahlreiche Anrufe aufgebrachter Bürger. Ein Rancher sagte, wenn diese Leute noch einmal an seine Tür klopften, würde er sie erschießen. Er nannte sie »einen Haufen langhaariger, kommunistischer Terroristen«, und als Dan sich mit den Aktivisten traf, fand er, dass der Mann gar nicht so unrecht hatte. Er deutete dem regionalen Koordinator der Umweltgruppe vorsichtig an, dass das Wehgeschrei in Hope schon laut genug sei und die Wölfe vermutlich eine bessere Überlebenschance hätten, wenn man sich zurückhielte.
    Noch mehr Ärger in Hope konnte Dan im Moment auf keinen Fall gebrauchen. Und insgeheim dachte er, dass Abeihnen wahrscheinlich einen Gefallen getan hatte, als er diesen potentiellen Störenfried erschoss. Damit war die Wut der Rancher über die verlorenen Kälber ein wenig besänftigt, und Helen hatte Zeit gewonnen. Mit etwas Glück konnte sie hoffentlich auch dem Rest des Rudels bald Halsbänder umlegen und dadurch weitere Schwierigkeiten vermeiden.
    Er hatte sie seit dem Abend der Versammlung nicht mehr gesehen und machte sich deshalb ein wenig Sorgen. Drei Tage lang hatte sie weder angerufen noch auf seine Nachrichten reagiert, so dass er schon zu ihr hinauffahren wollte, als sie anrief, um ihm zu sagen, sie hätte Grippe gehabt, sei jetzt aber wieder auf dem Damm. Sie klang ein wenig bedrückt, doch führte er das auf ihre angeschlagene Gesundheit zurück. Luke, Calders Sohn, habe sich um sie gekümmert, erzählte sie, und sei wirklich ganz reizend zu ihr gewesen.
    Dan spürte, wie er unwillkürlich eifersüchtig wurde. Außerdem behagte ihm der Gedanke nicht, dass ausgerechnet Luke ihr beim Fallenstellen und Aufspüren der Wölfe half. Nachdem Helen auf der Versammlung derart angefeindet und ihr Briefkasten zertrümmert worden war, fand er es zwar beruhigend, dass sie da oben Gesellschaft hatte, aber dass ihr Helfer ausgerechnet Buck Calders Sohn sein musste, schien ihm irgendwie riskant. Er hatte mit Helen allerdings schon darüber gesprochen, als sie seinen Namen das erste Mal erwähnte.
    »Sieht das nicht so aus, als wollten wir mit dem Feind anbandeln?«
    »Bitte, ich bandle mit niemandem an, kapiert?«
    »Ich hab es doch nicht so gemeint, Helen …«
    »Er hilft mir, und dafür solltest du eigentlich dankbar sein.«
    »Aber wenn er Calder sagt, wo die Fallen sind oder …«
    »Ach, hör schon auf, Dan. Das ist doch lächerlich.« Es entstand eine unangenehme Pause. Seit ihrer Krankheit war sie irgendwie anders, schien entweder überempfindlich oder wirkte abwesend, wenn sie sich unterhielten.
    »Tut mir leid«, sagte er. »Vielleicht ist die Idee gar nicht so schlecht.«
    Sie gab keine Antwort. Er stellte sie sich vor, wie sie da oben saß, ganz allein, von Wald und Dunkelheit umgeben. »Alles in Ordnung mit dir, Helen?«
    »Natürlich«, fauchte sie zurück. »Warum?«
    »Nur so. Du klingst einfach nicht besonders glücklich.«
    »Ist das neuerdings Pflicht? Gehört das zu meinem Job? Biologen mit Zeitvertrag beim Staat haben ständig glücklich zu sein, ja?«
    »Genauso ist es.«
    Er bildete sich ein, ein kurzes, trockenes Lachen zu hören. Wieder schwiegen sie, dann sagte Helen, diesmal sanfter: »Tut mir leid, Dan. Ich glaube, mir fehlen im Augenblick ein paar Engel.«
    »Ich mach mir Sorgen um dich.«
    »Ich weiß. Das ist lieb von dir.«
    »Also gut. Hör zu, ich hab ein Schneemobil für dich aufgetrieben.«
    »Im selben Laden, aus dem mein Pick-up stammt?«
    »Nein. Das ist ein neues Gefährt, na ja, fast neu jedenfalls. Und du wirst es bald brauchen. Ich dachte, ich könnte es dir vielleicht am Wochenende raufbringen.«
    »Wenn du meinst.«
    Dann sagte er ihr, sie solle auf sich aufpassen. Nachdem er aufgelegt hatte, saß er noch eine Weile da und dachte über sie

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