Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Kühlfach nebenan

Titel: Im Kühlfach nebenan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
Vom Netzwerk:
die Leute dann geschlafen haben.«
    »Woher weißt du das?«, fragte ich. »Und warum hast du vorher nichts davon erzählt?« »Die Kleingärtner haben uns einen Brief
     geschrieben. Sie baten darum, dass wir auf die Leute einwirken. Also haben wir unsere Gäste darauf hingewiesen, dass sie in
     der Kleingartenanlage nichts zu suchen hätten.«
    »Und?«, fragte ich. »Was glaubst du wohl?«, fragte sie zurück. Wenigstens war ihr Tonfall nicht mehr zickig. Eher resigniert.
     »Diese Menschen wissen, dass sie unerwünscht sind, das braucht man ihnen nicht erst laut vorzulesen. Aber manchmal ist es
     bei uns so voll oder die Nacht so schön, dass sie trotzdem lieber in den Gärten schlafen.«
    Ich brachte Martin auf den neuesten Stand. »Wo sind die Schrebergärten?«, fragte er dumpf. Marlene beschrieb kurz die Anlage,
     die sich in dem Waldstück rechts des Klosters befand, und ich gab es an Martin weiter. Ergeben nickte er, notierte auf einem
     Zettel »Kleingärtner Mariental«, »Eiscafé Venezia« und »Germania Voran«, trank seinen Cappuccino aus und schlurfte zu seiner
     Ente.
    |72| »Ich brauche einen Mittagsschlaf«, murmelte er und verschwand.
    »Oh, jetzt hätte ich doch fast die Terz verpasst«, rief Marlene und verschwand ebenfalls wie auf Knopfdruck. Ich brauchte
     weder Schlaf noch Gebete, ich wollte
    einfach Unterhaltung. IST DAS DENN ZU VIEL VERLANGT?

|73| vier
    Als ich drei todlangweilige Stunden später auf dem Weg zu Martins Wohnung am Kiosk vorbeikam, erwischte mich die Schlagzeile
     völlig unvorbereitet. Feuer im Kloster von Nonnen gelegt? Leider waren die Zeitungen so gefaltet, dass man nur die Überschrift
     lesen konnte und sonst nichts. Ich düste in Martins Wohnung. Schon im Flur lag ein seltsames Kribbeln in der Luft, das irgendwie
     unangenehm war. Martin hockte in seinem Lieblingssessel mit einem Buch auf den Knien. Er war sehr vertieft.
    »Hier sind so komische Schwingungen«, sagte ich. Er fuhr erschrocken zusammen, stutzte kurz und lächelte dann. »Ach ja?« »Ja.
     Aber viel wichtiger: Du musst eine Zeitung holen. Am Kiosk unten.« Er hatte sich wieder in sein Buch vertieft. »Ich habe heute
     keinen Bedarf an Bombenanschlägen, Finanzkrisen oder anderen Katastrophen.« »Es geht um das Kloster«, sagte ich. »Die Zeitung
     behauptet, die Nonnen hätten das Feuer selbst gelegt.« Jetzt hatte ich seine Aufmerksamkeit. »Warum sollten sie das getan
     haben?«, fragte er. »Genau das wüsste ich auch gern, aber dazu musst du die Zeitung kaufen.«
    |74| Er stemmte sich mühsam aus dem Sessel, zog den Mantel an (die Außentemperatur lag immer noch bei achtzehn Grad Celsius), steckte
     das Portemonnaie ein und kam fünf Minuten später mit der Zeitung wieder. Er legte sie auf den Tisch, sodass wir beide lesen
     konnten.
    Ja, es sei definitiv Brandstiftung gewesen, stand in dem Artikel, der in reißerischen Worten von der überraschenden Wendung
     bei den Ermittlungen berichtete. Einige alte Holzpritschen des Asyls, die als Sitzgelegenheit für die Bauarbeiter dienten,
     sowie das Dämmmaterial, das im Anbau lagerte, seien mit einem Brandbeschleuniger getränkt gewesen. Entzündet hätte sich das
     Material durch die Hitze einer Lötlampe, die die Heizungsmonteure vor Ort liegen gelassen hätten. Explodiert sei dann der
     alte Gasofen, der gegen die neue Heizung ausgetauscht werden sollte. Die Phase der Entzündung jedenfalls könne, wegen der
     großen Hitzeentwicklung der Lötlampe, längstens eine halbe Stunde gedauert haben. Da das Feuer nachts, also neun Stunden nach
     Feierabend, ausbrach, sei ein Versehen der Handwerker auszuschließen. Die Ermittlungen konzentrierten sich nun auf die Nonnen,
     weil erstens nur diese Zugang zu dem Anbau gehabt und sie zweitens erst kürzlich eine neue Feuerversicherung abgeschlossen
     hätten. Da auch der Brandbeschleuniger inzwischen als das Öl des ewigen Lichts der Klosterkirche identifiziert sei, ergebe
     sich eine sehr schlüssige Indizienkette. Die prekäre Finanzlage des Klosters sei allgemein bekannt und so liege der Verdacht
     nahe, bla bla bla.
    Bevor Martin seine aufwallende Empörung in Worte kleiden konnte, klingelte es an der Tür. Martin drückte den Türöffner und
     nur Augenblicke später stürmte Birgit herein – mit einer Zeitung unter dem Arm.
    »Das ist doch wohl die Höhe!«, rief sie. »Jetzt sollen es die armen Nonnen selbst gewesen sein.«
    |75| »Das habe ich auch gerade gelesen«, sagte Martin. »Kannst du dir das

Weitere Kostenlose Bücher